Dienstag, 27. Februar 2007

Antisemitismus

In der Wiener Judenschaft gibt es Kreise, die dafür eintreten, dass jeder, der Israel kritisiert, als Antisemit bezeichnet wird. Damit ist zumindest eines klar: Sie geben damit zu, dass ihnen der Begriff "Antisemit" als Waffe dient - und Waffen dienen nicht nur dazu, zu verletzen und zu vernichten, sondern auch, um für sich Vorteile herauszuschlagen.

FRÖMMIGKEIT

Amerika spricht viel von Gott.
Ich denke mir (ganz ohne Spott!):
Sie meinen damit sicher nur
Den Gott der Kaufleute, Merkur.

Montag, 26. Februar 2007

Aut O Mann

VIALIS.
"Zur Stärkung meiner Manneskraft
Habe ich mir angeschafft
Ein Auto voller Renommee:
Natürlich einen . . ."

PS.
Schnurrbart
Knallhart;
Im Gasfuß
Orgasmus.

FREIHEIT.
Unter Freunden, Partnern, Dritten
Muss er Form und Anstand wahren.
Ungehemmt von allen Sitten
Ist er dann beim Autofahren.

TUNING.
Ein Auspuff, schön in Chrom gefasst,
Zum Image eines Sportlers passt.
Im Grunde aber bleibt er doch
Ein ordinäres Abführ-Loch.

S-KLASSE.
"Ich muss warten an der Kasse,
Mitten in der breiten Masse,
Mit dem Einheits-Einkaufswagen!
Muss ich wirklich das ertragen"?

ARENA.
Der Kampf der Wagen im Gedränge
Nach vorteilhaften Abstellplätzen
Ist ein Ersatz für Handgemenge
All jenen, die das Kämpfen schätzen.

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Natürlich ist es ein Problem, dass für die grossen Geländewagen die Parkplätze zu klein sind. Aber dafür sind ja die Plätze für Behinderte und Mütter mit Kindern da.
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GRÜN-DISTICHON.
"Zu viele Leute fahren im Auto, verpesten die Umwelt,
Ich freilich nutze es nur, weil ich dies unbedingt muss."

Sonntag, 25. Februar 2007

Ultra

Es wird berichtet, dass sich Henryk M. Broder und Weihbischof A. Laun in Wien zu einem "interreligiösen" Meinungsaustausch getroffen haben.

"Wohlan!
Es eifere jeder seiner unbestochenen,
von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
die Kraft des Steins in seinem Ring
an Tag zu legen." (Lessing, Nathan der Weise).


Doch um Liebe wird es wohl nicht gegangen sein, wenn zwei Bonsai-Torquemadas der heutigen Zeit ihre Erfahrungen austauschten; heute wird zwar nicht mehr verbrannt, aber Abweichler von der vorgegebenen Lehrmeinung brandmarken, das geht allemal - also die Verbrennung 'in effigie'.
Wie bei der Inquisition genügt ja schon der Verdacht, um jemanden zu vernichten. Wobei natürlich "Publizisten" wie Broder (oder auch Dr. Ralph Giordano) heutzutage viel gefährlicher sind, weil sich ja kein großes Medium getraut, eines ihrer Pamphlete nicht zu veröffentlichen, während Laun nur von einer Minderheit ernstgenommen wird. Exkommunizieren beeindruckt ja nur mehr wenig, als Antisemit verleumdet zu werden, ist aber heutzutage äußerst geschäftsschädigend.

Samstag, 24. Februar 2007

Nathan

Eigentlich wollte ich, angeregt durch die Nathanvorstellung (siehe Blog vom 16. d.M.) einige Gedanken zum Antisemitismus niederschreiben, aber ich lasse es doch lieber bleiben. Bei diesem Thema ist leider Schweigen am besten:

Worüber man nicht reden kann,
darüber muss man schweigen.*
Aus Unsagbarem irgendwann
Wird Untat sich erzeugen.
*(Frei nach L.Wittgenstein)

Weil alle jene, die gemäßigte, d. h. differenzierte Anschauungen zu diesem Thema äußern, von Eiferern medial niedergebrüllt werden, ziehen es die meisten vor, den Mund zu halten, vor allen jene, die von der Öffentlichen Meinung in irgendeiner Weise abhängig sind. Ich halte das nicht für gut, weil alles Unterdrückte, möge es noch so falsch sein, irgendwann mit gewaltigem Druck nach außen drängt.

In meinen jungen Jahren war ich eingebettet in eine katholische Umwelt, die von salesianischem Geist geprägt war, der - auf Liebe, Güte und Verständnis basierend - dem jesuitischen diametral entgegengesetzt ist. Damals gehörte meine ganze uneingeschränkte Sympathie den Juden und dem Staate Israel aufgrund des unfassbaren Unrechts, das vorangegangen war. Im 6-Tage-Krieg focht ich "virtuell" an der Seite einheimischer Zeitungen gegen die Araber.
Einen ersten Riss bekam diese freundliche Einstellung, als ich zu Zeiten der Waldheim-‚campaign’ auf einem Campingplatz in Frankreich von französischen Campern daraufhin angesprochen wurde, ob es stimme, dass ganz Österreich ein Nazi-Land sei; so wurde es damals vom JWC und den Medien verbreitet. Nun war bzw. ist ja Waldheim für die meisten Österreicher ein „Unsympathler“ erster Ordnung, aber eben kein typischer Nazi - aber schon diese Unterscheidung wird einem ja als Nichtjuden nicht zugestanden, selbst wenn man wie ich aufgrund des Alters durchaus „echte (alte) Nazis“ gekannt hat. Dass viele Österreicher sehr tatkräftig beim Holocaust mitgewirkt haben, wurde zu lange camoufliert, aber deswegen waren und sind hierzulande noch lange nicht alle Nazis… doch genug davon.
In der Folge ertappte ich mich bei der Beurteilung von Äußerungen zu diesem Thema bei der typischen Antisemitenfrage: "Ist er ... oder ist er nicht?"
Betroffen beschäftigte ich mich daraufhin ein bisschen genauer mit der "Judenfrage" und der Entstehungsgeschichte Israels (vorwiegend anhand nicht-deutscher Quellen) und - 'audiatur et altera pars' - auch mit der arabischen Sicht der Dinge. Ich musste u. a. entdecken, dass auch die Engländer „da unten viel Mist gebaut“ haben. Und was sich damals bei der Teilung in der UNO abgespielt hat, war bei Gott nicht alles „koscher“.

NACHGESTORBENE.
Wenn im fernen Nahen Osten
Muslim, Jude sich ermorden,
Sind das späte Folgekosten
Für Schulden aus dem nahen Norden.

ALGEBRA.
Zweimal Minus ergibt Plus,
Daraus ziehen sie den Schluss,
Dass Unrecht sich in Recht verwandelt,
Wenn es sich um Rache handelt.

Heute ist die Situation leider die, dass jemand, der den Mundtotschlägern entgehen will, mit Heuchelei am besten durchkommt: Man gibt sich am besten in der Öffentlichkeit als strammer Antifaschist und Philosemit, ganz gleich, welches moralische Schwein im Privatleben man sonst sein mag. Für mich beginnt aber Moral und Anstand in jedem Menschen selber und zwar nicht im Kopf und bei den Lippen, sondern in seinem alltäglichen, praktischen Verhalten zu Partnern, Freunden und Kollegen - und wer sich hier nichts vorzuwerfen braucht, der soll sich in der Welt ruhig als Moralapostel profilieren.

REZEPT.
Um die Teilung zu vermeiden,
In gute Menschen und in schlechte,
Behilft man sich, zu unterscheiden
In linke Wähler und in rechte.

Nun habe ich doch nicht geschwiegen, aber es tut mir einfach weh, dass das Thema so in der Hand von Fanatikern ist, die mit Hilfe der Medien etwas erzwingen wollen, was man nicht erzwingen kann:

DRUCKSACHE.
Zwingt uns, zu ducken,
Ingrimm zu schlucken,
Liebe erzwingen
Kann nicht gelingen.

Das schreibt einer, zu dessen „geliebtesten“ Schöpfungen in Literatur und Kunst die Werke jüdischer Autoren gehören. Aber es stört mich, wenn mir etwas deshalb gefallen MUSS, weil es jüdisch ist, ich will das selbst entscheiden und zwar aufgrund künstlerischer oder moralischer Kriterien. Als Privatmann kann ich mir ja meine differenzierte Einstellung – d. h. das Gute schätzen und das Schlechte ablehnen – doch noch leisten.

Wie ich mir "differenziert" vorstelle (wieder ein Rückgriff auf den Blog vom 16. d.M. und eine Ref/verenz zu Th.F.):
http://www.luise-berlin.de/lesezei/Blz01_05/text06.htm

Freitag, 23. Februar 2007

Elsner II

Man hat den Eindruck:
Je größer der Gauner, desto besser sein Chirurg.

3 Bypässe hat er für's Herz bekommen, da wird auch ein Bypass für's Gericht nicht das Problem sein.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Elsner und Gleichheit

Alles wundert sich, dass Elsner unverzüglich von einem der besten Spezialisten operiert wird, der sonst monate- bis jahrelange Wartelisten hat.
Mich wundert es nicht. Wann hätte je ein Chirurg NICHT operiert, wenn
a) medizinisch die kleinste Veranlassung gegeben ist
b)Geld in Mengen vorhanden ist - und
c)er damit groß in den Medien herauskommt.

Vor allem der letzte Punkt wird oft unterschätzt. Viel oder genügend Geld ist natürlich die Grundvoraussetzung, aber da auch Super-Ärzte keine goldenen Nockerln essen können, wird mit zunehmender Karriere die Ruhmsucht immer wichtiger. Ihre Machtgelüste können diese Primarii ja ohnehin in den ihnen unterstellten Institutionen voll ausleben.

Abgesehen davon ist die Causa Elsner bzw. wie es sich im Verhalten seines Anwalts ausdrückt, eine Verhöhnung des "normalen" Rechtsgefühls. Es zeigt sich immer wieder, dass das Recht eine Hure des Geldes ist und zwar eine Nobelhure, die sich nur mit Reichen und Mächtigen abgibt.

GLEICHHEIT?

Die Sonne der Gerechtigkeit
Scheint absolut auf jedermann.
Damit ist die Schlechtigkeit
Relativ viel besser dran.

Glaub' nicht jenen, die verbreiten:
Dein Recht wird Dir zuteil.
Zu allen mir bekannten Zeiten,
war es nur den Reichen feil.

Moral ist gut für kleine Leute:
Sie legt der Freiheit Zügel an,
Damit die noble Herren-Meute
Sie umso leichter jagen kann.

In Ländern, wo das Recht
Thront in Justizpalästen,
Läuft es auch nicht schlecht
Für die Weißen Westen.

Dienstag, 20. Februar 2007

Fasching

Komisch (?) - immer, wenn rundum die organisierte Fröhlichkeit zuschlägt, geht meine Stimmung in den Keller. Die mit Hütchen aufgemascherlte Kassierin im Supermarkt, die als Gaucho kostümierte Fleischlaberlverkäuferin im McDonald deprimieren mich - wenn es sie selbst wenigstens froh machen würde, aber sie schauen genauso lustlos und verdrossen drein wie immer.

Beschränkung

"In der Beschränkung zeigt sich der Meister" heisst es. Das mag für die freiwillige Beschränkung gelten, also z. B. wenn ich mich freiwillig auf ein 35mm-Objektiv beschränke, obwohl ich auch ein Zoom habe; oder ganz allgemein, wenn ich trotz größerer Ressourcen versuche, mit weniger das Auslangen zu finden -aus welchen Gründen immer. Das kann durchaus lustvoll sein, aber nur für den, der über diese größeren Mittel verfügt.

Wären meine Ressourcen riesengroß, ich würde schon zeigen, was wahre Meisterschaft in der Beschränkung ist!

Sonntag, 18. Februar 2007

OFFENBARUNG

"Wenn ich saß in Bahn und Bus,
Wurde ich nie wahrgenommen.
Damit ist jetzt endlich Schluss,
Seit ein Handy ich bekommen."

Eine segensreiche Erfindung: An wie vielen bemerkenswerten Lebensläufen und Schicksalen durfte ich schon teilnehmen. Schon allein der Klingelton bereichert den Alltag: Er füllt die Generalpause im Symphoniekonzert, er bringt einem am offenen Grab auf andere Gedanken....

Samstag, 17. Februar 2007

Arbeitswelt

Heute ein paar Gedanken zur Arbeitswelt:

ALPHA.
Ein Mensch mit großen Geistesgaben
Gewöhnt sich dran, stets recht zu haben.
Der Andere ist auch nicht dumm,
Wird mit der Zeit jedoch nur stumm.

MONO.
Heute mehren sich die Köpfe
Mit nichts drinnen außer Hirn.
Sie erinnern an Geschöpfe
Mit einem Auge auf der Stirn.

ERLÖSER.
Groß und schlank und Mittelscheitel,
Und auf den IQ höchst eitel,
Saniert die Firma alsogleich
Wie der Hecht den Karpfenteich.

KOLLEGE.
"Du passt in meinen Plan -
Mein Charme wird dich bezwingen!
Ich fang mit dir nichts an -
Dann Götz von Berlichingen!"

KARRIERE.
"Will nicht mehr mit meinesgleichen
Ewig Zweite Geige streichen,
Blase künftig, und zwar solo,
Tuba - oder Pikkolo."

WIRTSCHAFT.
Laut BWL
Ist es reell,
Leute zu sparen,
Die nützlich waren.

JUNGBRUNNEN.
"Nur Junge kommen mir ins Haus,
Die Alten werfe ich hinaus".
Er findet nur die Jugend prächtig,
Seit er selber alt - und mächtig.

KONSEQUENZ.
"Weil mein Chef ein Schwein ist
Und sein Vorgesetzter auch,
Trete ich, auch wenn’s nicht fein ist,
Meine Leute in den Bauch."

Portierschicksale

War heute wieder in einem Krankenhaus der Stadt Wien auf Besuch. Dabei erinnerte ich mich an die großen Dramen, die sich vor Jahren ereignet haben, als die Spitäler ihre Parkraumbewirtschaftung einführten. Früher "musste" jeder Besucher, der mit dem Auto in das Spitalsgelände einfahren wollte, dem Portier einen kleinen oder größeren Obolus entrichten; parken konnte er deswegen noch lange nicht. Ich weiss aus bester (interner) Quelle, dass diese Posten sehr begehrt waren und dass sie nur besonders "vertrauenswürdigen" und politisch "verdienten" Beamten, meistens aus Beamtendynastien, zugänglich waren; es ist auch bekannt, dass man sich nach einigen Jahren dieses besonders fordernden Jobs aus dem "Schmattes"-Ertrag ein Häuschen bauen konnte. Und auf einmal war das vorbei. Häuser bauen sich jetzt nur mehr die Oberparkwächter im Topmanagement. Wenn das kein Drama ist.
Tempi passati.
Jetzt bleibt verdienten Beamten nur mehr, ihren Söhnen und Töchtern wenigstens zu schweisstreibenden Schalterjobs bei Verkehrsbetrieben oder Badeanstalten zu verhelfen, wahrscheinlich mit Erschwerniszulage.

Freitag, 16. Februar 2007

Leserbriefe I

Heute möchte ich meine Erfahrungen als Leserbrief-Schreiber niederlegen: Begonnen habe ich eher zufällig vor etwa 3 Jahren (2004), als ich mich über die brutale Art und Weise der damals durchgeführten Pensionsreform fürchterlich aufregte (nicht über die Tatsache an sich!). Zur Aufregung war und ist Grund, griff diese Reform doch gravierend in meine Lebensplanung ein: Ich ging ein Jahr später in Pension als geplant und bekomme trotzdem weniger als geplant. Was mich dabei - trotz prinzipiellen Verständnis für die Notwendigkeit - so aufregte, war das "Überfallsartige" der Vorgangsweise, die eine Vorsorge unmöglich machte; zudem wurde in derselben Woche der Kauf der Abfangjäger beschlossen.... Aber eigentlich wollte ich über meine "Karriere" als Leserbriefschreiber berichten: Also ich war erbost und musste ein Ventil aufmachen und so schrieb ich an die ÖVP (später noch mehrmals, erhielt aber nur einmal einen forsch gehaltenen Schimmelbrief als Antwort) und an den Kurier, damals die Zeitung, die ich am meisten las (heute nicht mehr, seit sie auch die moderne, zu nichts verpflichtende Scheinethik vertritt). Zu meiner Überraschung wurde meine Zuschrift veröffentlicht. Dadurch auf den "Geschmack gekommen" schrieb ich in der Folge weitere Briefe, auch an andere Zeitung und Zeitschriften, auch "SPIEGEL" und "SZ" und wurde auch realtiv häufig veröffentlicht.
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Inzwischen: März 2021, bin ich schon lange kuriert von dieser kleinen "Leidenschaft". Da offenbar an den "Pforten" der Eingangspost nicht die besten und vifsten Leute einer Zeitung sitzen, sondern eher Volontäre o. ä., passierte es mir oft, dass die Ironie einer Zuschrift nicht verstanden oder der Brief sinnentstellend gekürzt wurde. Und auf einen "Briefwechsel" mit einem Journalisten braucht man sich ohnehin erst gar nicht einlassen: Wenn er überhaupt mit einem "redet", also schreibt, so immer von oben herab und er hat naturgemäß immer recht. Auf jeden Fall aber das letze Wort.  - Ein besonders negatives Beispiel ist Hans Rauscher vom STANDARD: Ich habe ihn einmal im Forum als "Hämeprediger" bezeichnet, was einen kleinen Shitstorm seitens seiner Jünger hervorrief.

Theater II

Nochmal zum gestrigen Theaterabend mit K.M. Brandauer und "Nathan der Weise", diesmal steht nicht der ausnahmsweise befriedigende formale Aspekt im Vordergrund, sondern zum Inhalt, der mir seit meiner Jugend sehr vertraut ist. Leider hat dieser Inhalt heute keine Konjunktur, entspricht er doch nicht der gängigen Behandlungsart dieses Themas, weder auf der jüdischen noch auf der nichtjüdischen Seite. Diese ist nicht mehr von der gegenseitigen Bemühung um Verständnis, sondern nur noch durch Interessen - oder von der Angst, nicht unangenehm aufzufallen - geprägt.

Vor über 100 Jahren schrieb Th. Fontane in einer Theaterkritik: "Seit hundert Jahren lebt nun dieses Evangelium der Toleranz, seit hundert Jahren wird es gelesen, dargestellt, zitiert ... und was ist das Resultat?"

Manchen heutigen Kritikern ist die Anstrengung anzumerken, nur ja nicht vom Pfad der "political correctness" abzuweichen bzw. mit der PC-Fahne hoch in die Luft gereckt vorneweg zu marschieren.
Viel ärger allerdings ist dies ja noch beim "Kaufmann von Venedig". Man berichtet von Kritikern, die sich nach Abfassen ihrer Rezension in orthopädische Behandlung begeben mussten.

Theater I

Gestern abend Burgtheater:

 "Nathan der Weise" mit K. M. Brandauer. Eine Wohltat! Endlich einmal wieder im Theater 3 Stunden "Sprache" und "no action", also keine unmotivierte Entblössung oder Vergewaltigung, keine Verzierung der Klassiker durch amerikanische Songs. Dass einige Kritiker diese Inszenierung als "langweilig" bezeichnet haben, finde ich bezeichnend für den ganzen Jammer des modernen (deutschen) Regisseurtheaters. 

"Die Bretter der Bühne Kennt er nicht richtig Und macht sich durch kühne Erklärungen wichtig!"

  Gesprochen wurde überwiegend ausgezeichnet mit ein paar Ausrutschern in Richtung "Girlie-Slang": "Harrrz", "komm' " sowie ein paar offensichtlich unverzichtbaren Mätzchen, um dem anwesenden Schulklassenpublikum wenigstens zu ein paar Lachern zu verhelfen. Na, soll sein, dafür wurde der Text unangetastet gelassen, sogar "kömmt" konnte man hören. Ganz allgemein: Mit der norddeutschen "Sprechkultur" im Theater kann ich mich wirklich nicht anfreunden, ich verstehe auch einige Passagen gar nicht, es wird gesprochen, als müssten Schnellsprechrekorde gebrochen werden à la: "Zu Risiko und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt ....." Mein letzter Besuch im Burgtheater ("Medea") reizte mich schon bis aufs Blut, noch mehr aber "Die Möwe" in der Josefstadt. Meine wütende Beschwerde wurde natürlich nie beantwortet: 
  Nun bietet also auch die Josefstadt Mogelpackungen an, wie es das Burgtheater schon länger tut. Es steht Tschechow oder Grillparzer drauf und es ist Deutsches Regietheater drin. Das bedeutet: Penetrante Mätzchen in Regie und Darstellung, keinerlei Respekt vor dem Text, vielmehr Angleichung an Diktion und Tonfall deutscher Privatsender-Gerichts-Soaps . „Nich' “, „Könn' “, „muss los“ etc. klingen auf der Bühne der Josefstadt in einem Klassiker noch hässlicher als so schon. Diese primitive Art der Modernisierung raubt dem Stück – wohl bewusst - jegliche Romantik, aber wozu spielt Ihr das Stück dann überhaupt ? Und warum habt Ihr die altmodischen russischen Patronyme beibehalten wie „Pjotr Nikolajewitsch“ und so - Wolf-Rüdiger wäre doch viel passender. 
Zu dem Thema könnte ich noch kilometerlang schreiben, aber was soll's, sie haben die kulturelle Luftherrschaft.  Zu späteren Zeitpunkten kommen sicher noch einige bissige Gedanken über das Operntheater...

Donnerstag, 15. Februar 2007

Stadtwanderer

In den langen Lesenächten
Lernte ich die Menschen lieben.
Morgens in den U-Bahnschächten
Ist mir davon nichts geblieben.
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Wenn im Kopfe die Gedanken
Sich um trübe Dinge ranken,
Geh' ich gerne eine Runde
Mit dem inner'n Schweinehunde.
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Fremde Gesichter, Laute, Kleider
Lieb' ich als guter Mensch - doch leider:
Auf manchen Plätzen und an manchen Tagen
Schlägt mir die Mischung auf den Magen.
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Wer auf zwei Beinen durch die Stadt geht,
Muss jeden Hochmut von sich streifen,
Weil für jeden Radler feststeht:
Man ist mehr wert auf zwei Reifen.
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Mittwoch, 14. Februar 2007

Alter

Wie ihr danach trachtet,
Doch recht alt zu werden,
Und dabei verachtet,
Die schon lang auf Erden!

Eine Variante von Nestroy:
" Ja, ja, lang leben will halt alles, aber alt werden will kein Mensch."

Und noch 2 Epigramme zum Thema:

Lern', dich zu freuen
An dem, was war,
Denn die neuen
Freuden sind rar.


In bess’ren Zeiten hält man leicht
Eine Maske vors Gesicht.
Wenn der Jugend Stärke weicht,
Reicht die Kraft der Arme nicht.

Dienstag, 13. Februar 2007

Berliner Luft


Wenn alles klappt, bin ich im Mai wieder in Berlin bzw. Potsdam. Hier einige Souvenirs von einem früheren Aufenthalt dort, nicht lange nach der Wende:

BERLIN-REVUE.
Meine Loge ist die S-Bahn
Und Berlin liegt da als Bühne.
Längst ist abgesetzt vom Spielplan
Die Moritat von Schuld und Sühne.


WENDE.
Aus Gut wird Schlecht und umgekehrt,
Manch Linker sich zu Rechts bekehrt,
Sogar die Oberen sind weg,
Nur Unten bleibt am selben Fleck.


WESTWIND.
Bekümmert spürt der Gast aus Wien:
Was der Stadt den Duft verlieh'n,
Berliner Luft ist nun dahin.
Berlin bleibt nicht Berlin.

BERLINER LUFT
Hat einst mich geködert,
Sie ist verpufft,
Seit es verschrödert.

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Das obige Bild ist allerdings neueren Datums.....

Sonntag, 11. Februar 2007

Politlügen

Mit Politlügen meine ich nicht Wahlversprechen - an die ohnehin nur mehr ganz Dumme glauben –sondern Behauptungen und Erklärungen von Politikern , die im Standardfall nicht komplett die Unwahrheit enthalten, sondern nur eine Seite der Wahrheit beleuchten und zwar die positive, die negative Kehrseite aber verschweigen. Dafür werden häufig positiv besetzte Ausdrücke wie z. B. "Sparen" und "Erfolg" verwendet, wobei unterstellt wird, dass deren Auswirkungen ebenfalls für alle positiv sind. 2 praktische Beispiele:

(1) "SPAREN": Dieses Wort suggeriert dem verantwortungsvollen Bürger, der sorgfältig auf seine eigenen Finanzen schauen muss, dass der Politiker seine Verantwortung für den Staatshaushalt in ähnlicher Weise wahrnimmt. Damit werden Belastungen gerechtfertigt, auch und vor allem jene, die durch mangelnde Fähigkeiten oder durch Raffgier der Eliten verursacht werden.

"Jede dumme, böse Handlung
unterliegt sofort der Wandlung
in ein weises, gutes Werk,
trägt sie nur den Sparvermerk."

Die Grundlüge besteht dabei in der unterschwelligen Hypothese, dass die Führung eines Staatshaushalts nach denselben Kriterien stattzufinden habe wie die eines Privathaushalts, was eindeutig nicht der Fall ist, zumindest nicht, was die "technischen" Methoden betrifft; auch die Finanzpolitik eines Unternehmens läuft nach anderen Prinzipien ab, sieht man von der grundsätzlicher Forderung nach Solidität und Korrektheit ab. Aber gerade die stehen ja weder bei Staat und Wirtschaft ganz obenan.

(2) "ERFOLG": Wir hören oder lesen immer wieder, dass für "uns" (Österreicher) die Osterweiterung der EU bzw. überhaupt die Öffnung des Ostens ein großer Erfolg sei. Nicht gesagt wird, dass dies nur für einen Teil der Bevölkerung gilt, nämlich für jene, die ihren Profit aus Industrie und Wirtschaft ziehen. Die Erfolge sind ja auch zum Teil spektakulär, aber es haben eben nicht alle etwas davon, zumindest nicht direkt. Und die indirekten Segnungen erreichen auch nicht alle, sehr viele hingegen spüren relativ intensiv und unmittelbar die Nachteile. Ebenfalls unter den Tisch gekehrt werden andere negative Folgen. Ähnlich wie an den Stränden des Ozeans gibt es nämlich eine unsichtbare "Unterströmung": Während westliche Gelder in den Osten fliessen und dort wieder herrliches Geld machen, wird "am Boden" mafiöser Unrat hereingeschwemmt und unterwandert hierorts die dafür anfälligen Branchen. Auch das tangiert die erfolgreiche Oberschicht wenig bis gar nicht, sehr wohl aber jene einfachen Staatsbürger, die sich in ihrem Lebensumfeld (Wohnung, Arbeit….) dadurch bedroht fühlen. Damit meine ich nicht nur die Räuberbanden aus Ost/Südost, sondern jene dubiose Finanz- und Immobilienhaie aus den Gefilden der ehemaligen Sowjetunion, die hier ihre schmutzigen Gelder waschen.

Freitag, 9. Februar 2007

Neoliberalismus

Die Verbrechen des östlichen Sozialismus, im Westen Kommunismus genannt, sind Vergangenheit, die Opfer allerdings leiden noch immer und werden noch lange die Folgen spüren.
Die Verbrechen des westlichen Kapitalismus und seiner modernen Spielart Neoliberalismus sind Gegenwart, die Opfer sind unsere Kinder und Kindeskinder.

Piripiri: Sparlüge

Einsparung

Jede Herrschaft gründet sich darauf, dass man seinen Untergebenen bestimmte Wert-Axiome glauben macht, die auf keinen Fall angezweifelt werden dürfen. Früher waren es Gott und Gottesgnadentum, später trat das Vaterland an seine Stelle. Heute sind es „Einsparung“, „Marktzwänge“ und „Finanzierbarkeit“, die einfach nicht hinterfragt werden dürfen und offensichtlich auch von allen hingenommen werden. Die angepassten und eingebetteten Journalisten tun ihr Übriges und verbreiten es eifrig, sodass dies alles wie unabänderlich scheint.
Gottseidank geht man heute für diese Ideale nicht mehr freiwillig in den Tod, sondern "nur mehr" in die Armut.

Demokratie

Ihr werdet doch nicht wirklich glauben,
Sie ließen sich der Macht berauben:
Wir lassen uns nur besser führen
An festen, unsichtbaren Schnüren.

An der Demokratie, wie sie sich heute darstellt, ist etwas durch und durch Verlogenes: Die Eliten, die an ihrer Spitze stehen, verachten die Massen, denen zu dienen sie vorgeben. Sieger im Machtbestreben sind jene, welche "die Blöden" am besten täuschen können. Und diese Täuschungskunst hat mittels der modernen Massenmedien einen unvorstellbar hohen Stand erreicht.

Donnerstag, 8. Februar 2007

Konsequenz

Sie erklären uns seit Jahren,
Staat und Wirtschaft müssten sparen,
Sparen wir jedoch beim Kaufen,
Sieht man sie die Haare raufen.

Kürzlich füllte ein Radio-Redakteur 5 Minuten seiner Sendezeit mit der epochalen Erkenntnis, dass eine florierende Wirtschaft davon abhängt, dass die Leute genügend Geld haben. Natürlich bezog er sich dabei auf eine wissenschaftliche Studie.

Politisch korrekte Werbung

Raffiniert diese neue Werbung von BILLA: Als Leitfigur ein Typ, der 100%ig auf Politische Korrektheit hin optimiert ist - der "Hausverstand". Dem kann man dann problemlos eher bodenständige Typen an die Seite stellen, den Opa im Lodenjanker, das blonde Dirndl etc.

So ist "political correctness" zu einem reinen Sicherheitsparameter der Wirtschaft verkommen, die allein den Zweck hat, bei mächtigen Zielgruppen nicht anzuecken bzw. keine Angriffsfläche zu bieten.

Ursprünglich war PC ja wohl als Anleitung zur Anständigkeit gedacht für jene, die sich von Natur aus damit schwer tun - und das ist ja nichts Schlechtes - aber heute ist sie nicht mehr als eine Formel in der Erfolgsgleichung.

Mittwoch, 7. Februar 2007

Network

Ohne Netzwerk kann man heute nicht überleben: Nicht in Kunst und Literatur und nicht in der Arbeitswelt.
Nun dienen aber Netze in der nichtvirtuellen Welt , d.h. in der Natur, vorwiegend dazu, jemanden oder etwas einzufangen, um es dann zu verspeisen.

Antiraucherkampagne

Ich mißtraue denen von Oben, wenn sie mir Geschenke bringen - auch wenn Gesundheit drauf steht. Es geht denen ja nicht um mein Wohlergehen, sondern um ihre Selbstverwirklichung; diese befriedigt immer dann am meisten, wenn man anderen seinen Willen aufzwingen kann, und wenn man das nicht in positiver Weise zustande bringt, dann halt negativ, mit Verboten und Einschränkungen.

Und die wissenschaftlichen Beweise? Die Wissenschaft erzählt jedem das, was er hören will, ohne dabei zu lügen. Es ist ein altes Prinzip, dass auch Wohltaten mit Augenmaß ausgeübt werden sollten, genau das ist aber der "überhypten" Mediengesellschaft Gesellschaft völlig konträr.

Ich selber bin ein "Gelegenheitsraucher", d.h. ich rauche gerne nach dem Essen eine Zigarette, aber nicht mehr, pro Tag also höchstens zwei. Genau diese Art von Genuss-Mensch kommt, weil für Fanatiker völlig unbegreiflich, "unter die Räder".

Dazu kommt, daß man für Mäßigung nicht gut auf die Barrikaden gehen kann.

Dienstag, 6. Februar 2007

Perspektiven

Nun gut, das Rauchen wird allmählich abgeschafft und bald auch im Privatbereich verboten, dann kommt als Nächstes der Alkohol dran. Wenn auch das geschafft ist, bleibt den Kreuzrittern eigentlich nur mehr übrig, auch den Sex zu verbieten. Das wird dann aber nicht mehr so schwer sein, weil die Leute sich dann ohnehin nur mehr durch Bio-Körner ernähren werden und keine Lust mehr haben ausser der auf Arbeit.

Sparlüge

Die Neoliberalen preisen
Das Sparen an und für sich.
Die Tatsachen beweisen:
Sie sparen an uns für sich.

Montag, 5. Februar 2007

CEO

Starke Männer, einst wie heute,
Opfern hunderttausend Leute,
Wenn es geht um einen Sieg,
In diesem oder jenen Krieg.

Umweltschutz

Es ist zwar unwahrscheinlich, aber doch möglich , daß diesen Blog irgendwann irgendjemand irgendwo lesen wird. Das ist gut für die Selbstdarstellungs-Hygiene, verhindert Larmoyanz und Selbstentblößung, wie es sonst wohl bei einem Tagebuch herkömmlicher Art vorkommen mag.

Und warum Epigramme?

Ich könnte es auch länger sagen,
Doch würde ich es nicht mehr wagen,
Wörterhalden aufzuschichten.
Meine Sache ist: Verdichten!

"Was treibt Sie eigentlich
so heftig zum Reimeschmieden ?
Und wer zum Deibel schafft Ihnen,
das auch noch zu drucken ?"

(Moliere, Der Menschenfeind)

"Sich darin zu üben,
in vorgegebener Länge auszudrücken,
was man denkt, ist etwas,
das ich jedem empfehlen kann."(Umberto Eco)

Einen ganz praktischen Grund gibt es auch: Auf meinen lange Spaziergängen versuche ich, Gedanken zu formulieren; wenn ich dann nach Hause komme, ist die "gute Formulierung" vergessen. Wenn ich es in die 4-Zeiler-Form giesse, merke ich es mir. Außerdem passt es auch auf einen Fahrschein.....