Samstag, 31. März 2007

Manchmal im Traum

Manchmal imTraum
erscheinst Du mir noch
im leichten, wehenden Kleid,
freundlich wissend
von meiner Sehnsucht,
aber niemals mehr willens,
sie zu erfüllen.
Berührend die Glaswand der Zeit
wache ich auf.

Freitag, 30. März 2007

Spaß

Nach vier, fünf Maß
Sieht er im Glas
Sich selbst als Aas,
Würmern zum Fraß.

(bayerisch zu sprechen)

Donnerstag, 29. März 2007

PARTEIPROGRAMM

Ob Christlich- oder Sozial-
Demokratisch ist egal.
Kruzifix und Rote Nelken
Rittern darum, dich zu melken.

Sonntag, 25. März 2007

Favoriten II

VOLKSFÜRSORGER.
Demokratisch ist Verpflichtung,
Mancher ist auch sozial.
Wählt das Volk die andre Richtung,
Wird er gerne radikal.

SKEPSIS.
Im Hohen Haus der Nation
Preist sie Integration,
Die Tochter hat sie, wie ich hör'
Dann lieber doch im Sacré Coeur.

HOBBY.
Als Doktor von Tieren
Verdient er sein Brot,
In Waidmanns Revieren
Schießt er sie tot.

FORMAT.
Dem Redakteur
Fällt es nicht schwer,
Große Sachen
Klein zu machen.

Freitag, 23. März 2007

Rollenspiel

"Ich komme mir mitunter vor wie der verwunschene Prinz; es ist mir ziemlich einerlei, ob ich Schuster oder König bin, ich spiele eine Rolle wie die andere, es sind zwei verschiedene Masken, aber das dritte, das eigentliche Ich, bleibt dasselbe und stellt sich humoristisch über alles".
Th. Fontane, Brief an Emilie F., 15.12.1855

Donnerstag, 22. März 2007

Sinngebung

"Dem Leben einen Sinn geben" - das heißt doch wohl, daß es sonst keinen hat.

Dienstag, 13. März 2007

Zielkonflikt

Du sitzt auf einer Bank unter einem Baum, weil Du den ersten richtigen Frühlingstag geniessen willst. Da setzt sich eine Frau mit Kind neben Dich - nach Aussehen und Sprache zu schließen aus der Himmelsrichtung südöstlich von Wien - und zündet sich, ohne zu fragen, eine stark riechende Zigarette an. Welches Deiner hehren Prinzipien kommt hier zur Anwendung?

Der Rauch stört Dich sehr, Rauchen prinzipiell sowieso und schon gar in der Öffentlichkeit. Die Frau ist eindeutig eine Zuwanderin, die Anspruch auf besonderen Schutz hat, auf keinen Fall aber das Gefühl haben soll, dass sie angestänkert wird; auch als Macho willst Du unter keinen Umständen gelten. Andererseits gibt sie dem Kind ein schlechtes Beispiel. Auch wenn Du aufstehst und weggehst, könnte sie es als Kränkung empfinden. . .

Schwierig, schwierig! Gibt es dafür Verhaltensregeln der NGO's?

Weigel

Zwei Auszüge aus Hans Weigels Buch: „Man kann nicht ruhig darüber reden“ (Styria, 1986)
(Hans Weigel wurde allerdings als Jude unter seinesgleichen nicht akzeptiert, da er sich beharrlich weigerte, im Chor mitzusingen)
------------
„Ein Jude und ein Nicht-Jude teilten ein Schlafwagenabteil. J. bat den N., ihm Seife zu borgen. Dann bat er ihn um Rasierseife, dann um Zahncreme. Dann um eine Zahnbürste. »Nein!« sagte N., »das geht zu weit!« - »Sie sind ein Antisemit«, sagte J.“
................
„Man muß sich trauen dürfen, die Politik des Staates Israel kritisieren zu dürfen, wie man dem Mitreisenden im Schlafwagen die Zahnbürste ver­weigern dürfen darf; und nun muß ich wieder einen Witz erzählen, den ich liebe und den ich bei mir den Andorra-Witz nenne.
Zwei Personen-Kraftwagen stoßen aneinander. Beide Fahrer steigen aus. Derjenige, welcher un­schuldig ist, geht auf denjenigen, welcher schuld ist, zu und fragt höflich: »Entschuldigen Sie, bitte, sind Sie ein Jude?« - »Nein.« - Darauf derjenige, der unschuldig ist, in völlig verändertem Ton: »Du Trottel, du Tepp, du Kretin!«
Dieser Witz könnte dieses Buch ersetzen.“

Als angewandte Methode funktioniert es allerdings noch immer bestens: Wenn sich ein bekannter Wiener jüdischer Immobilien- und Bau-Tycoon wünscht, daß eine wichtige Wiener Durchgangsstrasse für seinen Kran gesperrt wird, traut sich niemand, es ihm abzuschlagen - zum Beispiel.

Montag, 12. März 2007

Rosenkavalier

Gestern Abend Staatsoper "Rosenkavalier" unter Adam Fischer, welchen ich immer mehr zu schätzen beginne, mit einem neuen, jungen "Ochs" (W. Bankl) - recht zufriedenstellend, auch die Damen Denoke, Garanca hervorragend.

Manche bezeichnen diese Oper als Kitsch, Kunsthandwerk. Mag ja sein, aber dann auf höchster Stufe. Natürlich beherrschte R. Strauß alle Technik-Tricks, um Effekte, Gefühle, Rührung nach Belieben zu erzeugen. Wenn er vormittags sein Komponier-Tagewerk absolviert hatte, ging er am Nachmittag bekanntlich ungerührt seinen Skat dreschen... Aber bei Mahler z. B. spüre ich das raffinierte Kunsthandwerk deutlicher durch - trotz der dargestellten aufgewühlten Leidenschaften.

Mich stört das überhaupt nicht. Irgendwann nach der Pubertät muss man ja drauf kommen, dass alle Kunst zuerst einmal aus Handwerk besteht. Inhalt kann sich ohne Form nicht gültig und bleibend verfestigen. Mit dem Alter steigt meine Skepsis gegenüber jener Kunst, die nur aus "Inbrunst" geboren wurde. Ich sehe den Künstler als einen 'oil-drilling-engineer', der dem Gold der Erde durch Röhren den Weg an die Oberfläche bahnt.

Was man auch nicht zu spät ablegen sollte, ist die Auffassung, dass Künstler und Werk auch moralisch gleichzusetzen seien. Gerade bei einigen meiner liebsten Künstler musste ich das "schmerzvoll" einsehen (R. Wagner, B. Brecht, Th. Mann u. a.) - und auch bei Künstler-Kollektiven wie die Wr. Philharmoniker. -

Natürlich auch das eine ganz "unmoderne" Auffassung:

Ein Kunstwerk nur für sich allein
Ist wertlos; es muss sein
Gewickelt in Gesinnungs-Stoff
Samt einem Beipack 'making of'.

Donnerstag, 8. März 2007

Vergangenheitsbewältigung

Wer sich heute mit dem 3. Reich beschäftigt, tut dies in den seltensten Fällen deswegen, weil er diese Zeit verstehen oder weil er wissen will, wie es dazu kommen konnte. Vielmehr dient diese unglückselige Periode der Vergangenheit den allzu-gegenwärtigen Interessen politischer, ideologischer, aber vor allem wirtschaftlicher Art.

Als jemand, der seinen Vater in Russland verloren hat, bevor er geboren wurde, habe ich wohl ein Recht, mich um Verständnis dieser Zeit auf meine eigene Art zu bemühen und brauche keine Bevormundung und Denkvorgaben.

Was mich aufregt: Man will zu den "ewigen" Grundkategorien "Gut und Böse", "Schön und häßlich", "Alt und Jung", "Oben und Unten" usw. auf gleicher Ebene die künstlichen Kategorien "Antifaschistisch und Nazistisch", "Antisemitisch und Philosemitisch" etc. etablieren, wobei vorteilhafterweise die Zuordnung von den gerade tonanagebenden "opinion leaders" willkürlich getroffen werden kann. Aber zuerst kommen doch noch immer die "Grundfarben".

Dienstag, 6. März 2007

Telekom

Heute ein Bericht in denFernsehnachrichten über die Telekom: "Die Anleger sind hochzufrieden".
Kein Wort im ganzen Beitrag von den Kunden.
Gerade dieses Unternehmen ist typisch für ehemalige verstaatlichte Firmen, die das Kind mit dem Bade ausgeschüttet haben. - Merke: "Privatisiert" ist noch lange nicht "privat"! - Sie haben alle schlechten Eigenschaften übernommen und die - zugegeben wenigen - guten wegrationalisiert.
Noch ärger ist allerdings die Post: Dort interessiert die Beförderung von Briefen und Paketen offensichtlich kein Schwein mehr, dafür der Verkauf von allerhand anderen Schnickschnack: Sie haben ja in der Betriebswirtschaftslehre den Begriff "Deckungsbeitrag" gelernt!
Alles, was mir von diesen Firmen an Werbepost ins Haus flattert, wird ungesehen weggeschmissen.

Kerosinbesteuerung

Grosses Hallo wegen Kerosinbesteuerung. Da seien doch Kapital und Macht vor!
Ich meine damit, dass sich die oberen Ränge ihr Flugvergnügen schon nicht stören lassen werden.
Ohnehin ist es schon peinlich, neben welchen Hintzen und Kuntzen man sich in den engen Reihen der Economy-Kabinen wiederfindet. Und den Platz für das Business-Bordcase nehmen sie einem auch weg!

Montag, 5. März 2007

Favoriten I

GEBOT.
Die Fremdenliebe ist nicht schwer
Und macht auch öffentlich was her.
Im Alltag gut zu ihnen sein,
Fällt ihm eher selten ein.

METAMORPHOSE.
Früher war er Säufer,
Und war nicht begehrt,
Heute ist er Läufer
Und dadurch was wert.

IDIOSYNCRASIE.
Besser-Wisser halt' ich aus,
Reizen mich zum Gähnen.
Was mir wirklich ist ein Graus,
Ist das Besser-Wähnen!

ÜBERZEUGUNG.
„Alles, was ich mache,
Tu ich für die Sache!".
Wenn’s der Zeiten Brauch,
Mordet er auch.

AUSGLEICH.
In allen Weltbelangen
Glühender Pazifist.
Privat ganz unbefangen
Eiskalter Egoist.

GEHEIMNIS.
"ICH und MEIN
Zählt allein.
Welt und DU
Liefern zu."

HEROLD.
"Wo ich geh’ und steh’,
Stets ich darauf seh’,
Dass man mich bemerkt
Und mein Ego stärkt."

Verortung

"....wieder diese seelische Täuschung, daß wir nicht im Unabsehbaren und Uferlosen irren. Denn solche Begrenzung, endlich und faßbar, sucht und braucht der Mensch, wie die vier Wände seines Hauses, damit er die Weltnacht nicht sähe und nicht wahnsinnig würde vor Angst." (Max Frisch)
-------------
HEIM.
Wild und leer das Meer,
Mein Floß und nichts umher.
Ich baue drauf vier Wände,
Auf dass ich Frieden fände.

TROST.
Seit die Menschen bangen,
Weil die Zukunft offen,
Treibt sie das Verlangen,
Wenigstens zu hoffen.*
(*frei nach Lukan: „liceat sperare timenti“)

VITA.
Äußere Kräfte,
Innere Säfte,
Unfreies Wollen,
Ewiges Sollen.

EXITUS.
Alles aus –
Oder nicht.
Eine Maus
Kümmert’s nicht.

STRANDGUT.
Durch Meere voller Niedrigkeiten
Rudern wir mit voller Kraft
Zum Ende aller Widrigkeiten,
Wo man uns beiseite schafft.

Sonntag, 4. März 2007

Graz

Nach vielen Jahren habe ich gestern wieder Graz besucht und zwar die Altstadt. Beruflich hatte ich ja öfter in der steirischen Hauptstadt zu tun, aber immer an der Peripherie und durch die Nähe zu Wien wurde nach dem business immer gleich die Heimreise angetreten.
Der letzte "richtige" Besuch ist mir aus 2 Gründen im Gedächnnis geblieben:
Es fiel mir auf, dass zu Mittag praktisch alle Geschäfte, auch Supermärkte geschlossen hatten, sodaß ich damals ätzte: "Ich würde mich nicht wundern, wenn auch die Restaurants Mittagspause machten" ... oder etwas positiver: "Das ist halt das italienische Flair".
Inzwischen hat sich das geändert, aber (aus heutiger Sicht) nicht unbedingt "gebessert".
Weiters blieb mir im Gedächtnis, daß ich damals (es muß Anfang der 80-iger Jahre gewesen sein) im Schaufenster eines Büromaschinenhändlers am Murufer den ersten IBM-PC gesehen habe; an eine große Zukunft dieses komischen Geräts dachte ich damals fürwahr nicht.
Ein Erlebnis diesmal: Beim Abstieg vom Schloßberg kam mir auf schmalem Weg ein Rudel junger ausländischer Besucher entgegen, darunter auch ein dunkelhäutiges Pärchen, das nebeneinander ging. Der junge Mann auf "meiner" Seite wollte mir nicht Platz machen, sondern erwartete offensichtlich, dass ich ins Gras steige. Nun, ich blieb einfach stehen, sodass er wohl oder übel kurzfristig hinter seiner Partnerin gehen musste. Hätte ich mich auch so geärgert, wenn er "weiss" gewesen wäre - ich weiß es nicht.
Wie hätte wohl mein verehrter Ex-Kollege G. reagiert, der in diesen Fragen immer so eine vorbildliche Einstellung hatte? Hätte er Platz gemacht oder wäre er in einen freundlichen, verständnisvollen Dialog eingetreten? Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können, denn Theorie und Praxis klaffen mitunter bei Leuten seiner Art weit auseinander. Und der liebe G. hat immer genau gewußt, auf welcher Seite des Brots die Butter war.
Zurück zu Graz: Eine wirklich schön herausgeputzte Stadt, auch ohne dass ihre Bewohner dies immer so stark betonen. Nun ja, für sie ist Graz der Mittelpunkt der Welt....

Donnerstag, 1. März 2007

Pensionserhöhung

Auch so ein übler Trick, dass man die erste Pensionserhöhung nicht bekommt; immerhin habe ich die Einmalzahlung bekommen, ich glaube, es waren ~30€ - also ein bißchen mehr als der Jahresbedarf für Pomade!
Wenn ich richtig informiert bin, kam in früheren Zeiten die Pension eher am Monatsanfang. Das muss damals eine Riesenersparnis für den Staat gewesen sein, als man das um 2-3 Wochen später auszahlen konnte.
Mich wundert, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, im Februar überhaupt weniger zu zahlen - es sind ja 2-3 Tage weniger! Was da für ein Sparpotential drinliegen würde!
Ich frage mich, was das für Leute sind, die solche Dinge aushecken und sich wahrscheinlich noch als Erfolg auf die Fahnen heften.

SPARZIEL.
Fette Prozente,
Magere Rente.
So spart diese Welt
Für jene das Geld.

Lebenslauf

IRRWEG.
Als Kind, als Mann, geflissentlich,
Hielt er sauber sein Gewissen.
Letzten Endes sieht er sich
Von der Mitwelt angesch....

SITTICH.
Ihr füttert ihn gut
Hinter goldenen Stäben
Und ihm fehlt der Mut
Zum freien Leben.

ÜBERTREIBUNG.
Bescheidenheit ist eine Zier,
Doch weiter halt’ ich nichts von ihr:
Den Stolzen bieten ihren Rücken,
Die auf diese Art sich schmücken.