Samstag, 31. Mai 2008

Ordnungen

Aus F. Dürrenmatts "Justiz":

"So wurde ich in die Welt gesetzt, ohne sie durchschauen zu können, weil ich mich mit ihr nie auseinandergesetzt hatte, weil ich mir vorstellte, in ihr müsste die Waisenhausordnung herrschen, in der ich aufgewachsen war. Unvorbereitet wurde ich in die Raubtierordnung der Menschen gestoßen, unvorbereitet sah ich mich den Trieben gegenüber, durch die sie geformt wird, Gier, Haß, Furcht, List, Macht, aber ebenso hilflos wurde ich jenen Gefühlen ausgesetzt, welche die Raubtierordnung menschlich macht, der Würde, dem Maß, der Vernunft, der Liebe endlich. Ich wurde von der menschlichen Wirklichkeit weggetrieben wie ein Nichtschwimmer von einem reißenden Fluß....."

Man ersetzte "Waisenhaus" durch "Internat"....

Sonntag, 25. Mai 2008

LKW-Irrsinn

Zum Spiegel-Artikel vom letzten Montag:
"Letzte Woche durfte ich auf dem Weg in den Urlaub die A3 von Anfang bis Ende mit einem Wohnwagen-Gespann befahren: Mehr als die Hälfte der LKW kommen aus den neuen EU-Ländern und dahinter; nicht wenige davon, wie man weiß, wahrscheinlich bremsenlos oder sonstwie desolat. Vom Fahrstil rede ich nicht. Die meiste Zeit rollte ich eingeklemmt inmitten der LKW-Kolonne - wenn sie denn rollte. Insgesamt erlebte ich in den 2 Tagen 5 große Staus (also solche über 2 km, die der DLF der Erwähnung Wert findet), suchte verzweifelt Park-Möglichkeiten an den Rast-Stationen, die man eher Abzock-Stationen nennen sollte, sah 2 verbrannte Lastzüge und fühlte mich mindestens 4-mal gerade noch davongekommen. Und da geben manche Leute teures Geld für Abenteuer-Urlaub in entlegenen Regionen aus!"
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Überhaupt habe ich schön langsam den Eindruck, die EU ist eine Erfindung der Spediteure.
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Ein Campingurlaub in Belgien (deswegen die A3) musste leider abgebrochen werden, daher konnte ich nach 3 Tagen gleich wieder zurückfahren. Wirklich ein Wahnsinn!

Donnerstag, 8. Mai 2008

Siegfried

Am 4. Mai im neuen Siegfried: Sensationelle Vorstellung, was die Sänger-Qualität betrifft, v. a. natürlich St. Gould. Endlich ein Siegfried, wo man nicht schon ab dem 2. Akt Angst hat, daß er wegbricht. N. Stemme und J. Uusitalo muß man auch erwähnen, sonst wäre es nicht gerecht....
Das Orchester unter einem "perfekten" F. Welser-Möst auch sehr gut, sogar die Hörner hatten einen exzellenten Tag. An der Oboe II Frau Brosch, die sich nun offensichtlich behauptet hat.
Wie gesagt, sensationelle Aufführung - aber ewig (?) im Gedächtnis bleiben wird mir die letzte Parsifal-Vorstellung unter Chr. Thielemann - obowhl diese bei weitem nicht perfekt war!
Das ist eben Oper!