Dienstag, 23. November 2010

Alter-nativen

"Das Alter hat viel Häßliches und Dummes, aber das eine Kluge hat es, daß es einsieht: Nichts ist von besondrer Wichtigkeit und man kann es so machen und auch so."


Th. Fontane (an W. Hertz)

Montag, 22. November 2010

Atheisten

Wer sich kämpferisch als Atheist deklariert, behauptet damit, dass er nichts anerkennt, was sein Gehirn nicht fassen kann.
Das erschien mir schon immer als unfaßbarer Hochmut und deswegen kann ich es auch nicht ernst nehmen.

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Immer mehr festigt sich meine Überzeugung, daß es mehr gibt als Raum und Zeit.

Geschichtsschreibung nach Vorschrift

Als es noch den Ostblock gab, kaufte ich mir manchmal ostdeutsche Sachbücher, entweder direkt in Ostberlin oder in Brünn oder Budapest, sie waren ja unglaublich billig. Aber sie waren nur brauchbar bei "neutralen" Themen wie Mathematik oder Statistik, schon nicht mehr bei EDV, ausgenommen Informatik-Grundlagen. Teilweise waren auch noch Musik- oder Germanistik-Bücher verwendbar, absolut unlesbar hingegen waren alle geschichtlichen Werke, weil durchgehend und überall die marxistische Grundtendenz und SED-Ergebenheitsadressen hineinverwoben waren.
So viel anders ist es derzeit auch nicht: Nicht nur über die Nazizeit, sondern durchaus auch über frühere Perioden wie das 19. Jh. wird aus einer ganz bestimmten Sicht berichtet, nämlich vom Standpunkt der heutigen "Political Correctness". Man beschränkt sich dabei nicht auf das Berichten, sondern liefert (fast)  immer auch die moralische Beurteilung und integrierte Ergebenheitsadressen an den modernen Mainstream mit. Hat man Angst, die Leser würden es sonst falsch verstehen, sich gar eine eigene Meinung bilden -  oder fürchtet man die mächtigen Führer der Öffentlichen Meinung? Letztere Angst  verstehe ich sogar, denn wer will sich schon selbst vom Markt ausschließen!
Es gibt rühmliche Ausnahmen, z. B. Brigitte Hamann, die bei einem so gefährlichen Thema wie "Hitler in Wien" sich wirklich auf das Beschreiben des damaligen Umfelds beschränkt. Die Dame hat Mut!

Regierungen

Es ist schon so: "Die Märkte", also Banken, Fonds etc. regieren die Welt. Wozu noch Politiker? Ah ja, zum Eintreiben der Steuern.

Mittwoch, 17. November 2010

Jugendliche Helden

Am Sonntag "Phädra" mit Burgtheater mit Sunnyi Melles; großartige Aufführung mit wenig Mätzchen, eines davon aber typisch: 
Hippolytos, der "jugendliche Held", wird als barfuß gehender Schlaffi mit Brille, Schlabberhose, Schlabberhemd dargestellt. Zuletzt bei Cechov und Schnitzler ähnlich: Man versteht einfach nicht, warum sich reife Frauen in diese schlaffen Bubis wahnhaft verlieben können. Oder lieben die heutigen "Damen" solche Weicheier und Warmduscher? Andererseits: Wieso wurden Michael Maertens so ein Star?


Ich weiß schon, daß der "jugendliche Held" früherer Generationen heute sehr schwer darzustellen ist ohne der Lächerlichkeit zu verfallen, aber das Äquivalent gibt es ja heute auch - aber sooo schauen die nicht aus. Wenn sie uns schon nicht zutrauen, daß wir die Parallelen zur Gegenwart aus den alten Stücken selber ziehen können, so sollten sie wenigstens die "modernen Helden"  in ironischer Verfremdung darbieten - es laufen ja genug "geile" Typen herum, die sich dafür halten, z. B. "Jungmanager".  


Aber Ironie haben sie nur für andere Generationen bereit, nicht für sich selber.

Rigoletto



Michael Güttler | Dirigent (StOp-Debüt)
  • Sandro Sequi | Inszenierung
  •  
  • Ramón Vargas | Der Herzog von Mantua
  • Dmitri Hvorostovsky | Rigoletto, sein Hofnarr
  • Patrizia Ciofi | Gilda, dessen Tochter
  • Kurt Rydl | Sparafucile
  • Nadia Krasteva | Maddalena
  • Donna Ellen | Giovanna
  • Janusz Monarcha | Il Conte di Monterone
Ordentliche Repertoire-Aufführung mit dem Dirigier-Shooting-Star M. Güttler aus Dresden.

Montag, 15. November 2010

Unmut

Unmut, der nicht geäußert werden darf, mutiert zu Grimm.

Sonntag, 14. November 2010

Rettet den Planeten vor den Planetenrettern!

Müsste nicht jemand, der den Planeten ernsthaft retten will, diesen von sich selbst befreien, seinen ökologischen Fußabdruck also gegen Null gehen lassen?

Wobei  natürlich auf Todesart und Bestattungsform zu achten wäre, welche die Klimabilanz nicht weiter verschlechtern.

Freitag, 12. November 2010

WZeitungswende

Eigentlich hatte ich ja gehofft, daß sich die WZ nach der überfälligen Abkehr von der agressiv vertretenen Schüssel/Bartenstein-Linie wieder in der politischen Mitte etablieren würde, wie es ihr m. E.  historisch angemessen wäre. Sie müsste  ja nicht unbedingt so fad werden wie vor der Unterberger-Ära. Aber offenbar lässt sich in Österreich keine Qualitätszeitung ohne Tendenz machen, dazu kostet es zuviel Geld.

Ich möchte dabei nicht mißverstanden werden: Ich trauere nicht wie so mancher andere ehemalige WZ-Leser dem vergangenen Chefredakteur mit seinem Kampfhund-Gebaren nach, aber die Ölzweig-Attitüde des jetzigen ist mir auch ein wenig suspekt: Allzu sanft und gutmenschlich milde kann es wohl bei der Neuausrichtung auf die neue Linie auch nicht zugehen. Eine Redakteure wurden offensichtlich ausgetauscht, andere, früher sehr schneidige Publizisten haben augenscheinlich ganze Kurpackungen Kreide verordnet bekommen, damit sich ihr Organ geschmeidiger in den neuen Chorklang einfügt. Sogar in den Werbeeinschaltungen manifestiert sich die neue Heilsbotschaft schon, jetzt bin ich nur gespannt, ob und wie sich der Missionierungsauftrag bald im Amtsblatt niederschlägt.

Als letzte Möglichkeit bleibt immer noch die Färbung des Papiers; das würde mir gefallen, verleiht es doch Sozialprestige in der U-Bahn.
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Eines muß man doch sagen: Unterberger hatte wenigstens den Mut, auch kritische Leserbriefe zu veröffentlichen. Aber diese Art von Mut und noch weniger den Humor, auch mal über sich selber nachzudenken oder gar zu lächeln, gibt es bei den fortschrittlich-liberalen Meinungsmachern nicht!

Rund ist die Erde und dort, wo ich stehe, ist oben;
Hoch vom Gipfel der Welt blick' ich auf alles herab.


AusPiri-Piri: PEOPLE



Freitag, 5. November 2010

Gratisdienste

"If you are not paying for it, you're not the customer, you're the product being sold"

Andrew Lewis.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Linke Spießbürger

"Gutmensch" sei ein rechter Kampfbegriff, so tönt F. Vranitzky, selber ein klassischer Vertreter der Spezies. Damit will er  erreichen, daß der unangenehme Begriff als solcher diskriminiert wird und damit auch jeder, der ihn verwendet.

Was er nicht begreifen will oder kann, daß damit das Mißtrauen seinen Ausdruck findet, welches ihm von jenen Mitmenschen entgegengebracht wird, die sich selbst nicht für so gut halten.

Kennzeichen des  Spießbürgertums ist es, daß die eigene Lebensform für die einzig gültige gehalten wird und jede andere, die ihr nicht entspricht, der Verachtung anheim fällt.

Ehrlicher, weil nicht ironisch, wäre natürlich die Bezeichnung "Heuchler" oder noch besser "Tartuffe", weil mit diesem Namen am besten die überaus einträgliche Verbindung von Gesinnung und Geschäft gekennzeichnet wird.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Leitartikel

Leitartikel mit moralischer Botschaft:

"Arschwische mit Motto's"

(Lichtenberg)

Samstag, 16. Oktober 2010

Wien-Wahlen 2010

Ich vermute, daß der Wahlsieg der FPÖ noch viel höher ausgefallen wäre, wenn sich nicht viele an der rüpelhaften Art Straches gestoßen hätten. Und ich fürchte, daß sie Sache auch noch nicht zu Ende ist. Darin bestärken mich die Äußerungen der verantwortlichen Politiker aus SPÖ und ÖVP: Diese reden immer nur von Verbesserung der „Integration“, während die tatsächlichen und verhinderten Strache-Wähler von „Migration“ hören wollen, und zwar von deren Stopp oder Einschränkung. Wenn ein Politiker sich aber in dieser Richtung klar äußert (wie Karl Schlögl auf WZ, Seite 4 oder zuletzt auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer), wird er niedergezischt, um es milde zu sagen.
Nun, dann wird es munter so weitergehen; schade nur um die vielen Stimmen, die wahrscheinlich gar nichts bewirken werden.
Sicher wäre auch eine Koalition SPÖ-Grüne für Wien interessant, aber die Position der Grünen in der Ausländerfrage würde mit Sicherheit bewirken, daß bei den nächsten Wahlen die FPÖ auf 40% oder mehr steigt.
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Häupl ortet laut WZ Übereinstimmung mit den Grünen bei Zukunftsthemen: Auch in der Zuwanderungsfrage? Nun, Hauptsache, die Meinungs-Eliten sind glücklich. So mancher biedere SPÖ-Wähler allerdings wird sich ob des Anstands verfluchen, der ihn veranlasste, Strache doch nicht zu wählen. Und: Ein Dritter freut sich mitunter auch, wenn sich zwei einigen.
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Ich hab‘ ja nichts gegen die Grünen: Wenn ich in Zukunft nicht vegan essen muß, mein Auto weiter benützen und heterosexuell bleiben darf sowie meine Wohnung nicht mit Fremden teilen muß, ja, dann sollen sie ruhig regieren. ;=)

Antisemiten

Es gibt Antisemiten, die wollen nicht dafür gehalten werden, darum halten sie in der Öffentlichkeit den Mund. Es gibt jedoch auch Leute, die wollen keine Antisemiten SEIN, aber sie schweigen ebenso, wenn ihnen etwas am Verhalten der jüdischen oder israelischen Verantwortlichen mißfällt. Das ist zwar unnatürlich, aber verständlich, weil sich die jüdischen Instanzen die Beurteilungshoheit darüber vorbehalten haben, wer Antisemit ist und wer nicht. Jemand, der Überlegungen wie diese hier anstellt, ist bei ihnen schon Antisemit. Versucht man zu erläutern, wird einem das Differenzierungsbesteck sofort aus der Hand geschlagen. Auf diese Weise entstehen dann nicht selten "echte" Antisemiten.
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Lueger: "Wer ein Jud' ist, bestimm' ich".
Muzicant: "Wer ein Antisemit ist, bestimm' ich".
                                       Wie eine Ordensverleihung, die ja auch nur vom Souverän erfolgen kann!
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KNEBEL.
Worüber man nicht reden kann,
darüber muss man schweigen.*
Aus Unsagbarem irgendwann
Wird Untat sich erzeugen.

*(Frei nach L.Wittgenstein)
Aus: Piri-Piri: HEIKLES

Samstag, 9. Oktober 2010

Friedensbemühungen

USA liefert Israel Tarnkappenbomber.
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So ist das also mit den Friedensbemühungen der USA in Nahost, um die soviel Tamtam gemacht wird. Nachrichten wie diese zeigen, wo der Bartl wirklich den Most holt.

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Eine Antwort würde mich interessieren: Ist eine Demokratie, die ständig und bewußt das Völkerrecht verletzt, besser als ein Staat mit anderer Regierungsform?

Hauptbahnhof

Je nach Temperament ärgert oder amüsiert man sich als Bahnkunde über die Hin- und Her-Gifterei zum Thema Hbf in diversen Zeitungen.  Der immer wieder herangezogeneVergleich mit dem Berliner Hbf ist aber auf jeden Fall schief: Dieser verbindet Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr aus allen 4 Himmelsrichtungen an EINER Stelle, was in Wien ja nicht einmal angedacht wurde. Abgesehen davon ist die S-Bahn in Berlin das wirkliche Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs mit Intervallen wie eine U-Bahn.
Diverse Argumente der Wiener Linien streifen ans Lächerliche, so z.B. was die Flughafen-Anbindung betrifft: Selbst als Eisenbahnfreund ziehe ich einen direkten Express-Bus einer Umsteige-Bahnverbindung vor. An eine Lösung wie in Frankfurt, Zürich oder Genf, wo auch Fernzüge den Flughafen bedienen, wagt man ja bei uns gar nicht zu denken.
Vollends ins Groteske kippt dann die Sache, wenn der 150-m-Weg zwischen den Verkehrsmitteln als Katastrophen-Vorsorge-Maßnahme verkauft wird.

Als traurige Wirklichkeit bleibt die offensichtliche Arroganz und Inkompatibilität zweier mächtiger Planungsabteilungen zweier mächtiger Institutionen, bei der wieder einmal der Fahrgast auf der Strecke bleibt. Und im Zweifelsfall siegen bei uns immer die Interessen der Bauwirtschaft, in welche Sparte die ÖBB ohnehin seit längerem einzureihen sind.

Volksparteien

Die ÖVP hat (wie die anderen sog. "christlichen Volksparteien") schon seit längerem ihre "klassenüberwölbende Struktur" (Sebastian Haffner) aufgegeben zugunsten einer reinen Interessenpolitik für die Geld-Eliten. Seit Schüssel/Bartenstein muss es auch der Verbohrteste begriffen haben.
Mir ist absolut unverständlich, wie heute ein Arbeiter oder Angestellter, aktiv oder als ASVG-Pensionist, noch für die ÖVP stimmen kann. Das war früher anders, als man auf dem Land noch "schwarz" wählte, weil es der Pfarrer auf der Kanzel mehr oder weniger versteckt "empfahl".

Surrogat der Moralität

Jede Epoche hat ihre eigenen "Surrogate der Moralität". Zu Schopenhauers Zeit - von ihm stammt diese Formulierung -  war dies die Ehre, später dann, in der Zeit des überbordenden Nationalismus war es die Pflicht gegenüber dem Vaterland. Heute dienen als Ersatzdroge political correctness und Gutmenschentum. Hinter diesem  Paravent kann jegliche Form von Unmoral fröhliche Urständ feiern.

"Der gute Mensch ersetzt das Denken durch die Moral"

K. P. Liessmann

Montag, 4. Oktober 2010

Wiedervereinigung

Ja, die Wiedervereinigung ging unblutig von statten, aber dennoch äußerst brutal.
Wahrscheinlich werden die künftigen Kriege ja auch unblutig verlaufen, aber die betroffenen Menschen werden so oder so ruiniert.

Stuttgart 21

Sollte sich die Staatsmacht in diesem Fall durchsetzen, so wird das ein klassischer Pyrrhus-Sieg.
Je pompöser der Hoch- und Tiefbau, desto katastrophaler der Vertrauens-Abbau.
Leider gilt in Deutschland der Kompromiß als Niederlage.

Donnerstag, 30. September 2010

Tamsweg mit SK

Gestern war ich mit meinem alten Kollegen SK in Tamsweg - mit ÖBB und Murtalbahn. Besuch auf dem Friedhof, bei "Lukas" und "Wallfahrt" nach St. Leonhard. Danach noch eine kurze Visite von Murau - leider eine "tote Stadt", das ganze Leben scheint sich an die Peripherie mit dem Schul- und Einkaufszentrum verlagert zu haben.

Freitag, 24. September 2010

Agenturjournalisten

Es wäre eventuell noch auszuhalten, wenn alle Zeitungen dasselbe schreiben, weil es halt so in der Agenturmeldung steht. Man liest ja doch nicht so viele Zeitungen. Wirklich ärgerlich ist, wenn alle Medien unkritisch Agenturmeldungen wiedergeben, die offensichtlich von einer Interessengruppe lanciert wurden. Man liest dann z. B.: „Produkt X wird teurer werden, weil…“ und es folgt irgendeine wahnsinnig plausible Begründung. Wenn es nach diesen Meldungen ginge, müssten der Liter Benzin und der Laib Brot schon längst 10 € kosten.

Jeder Journalist ist halt froh, wenn er Meldungen fix und fertig serviert bekommt, und der Zeitdruck tut ein Übriges.

Den Vogel hat übrigens vor einigen Wochen wiederum der ORF abgeschossen, als er flächendeckend in seinen wichtigtuerischen Journalen verkündete, daß Brot und Gebäck im Herbst um 7% (genauso!) teurer würde.

Roma

Aus all den vielen, äußerst gut gemeinten, äußerst wortreichen und empörungsgeschwängerten Kommentaren von Chefredakteuren und Kolumnisten zur aktuellen Roma-Problematik entnehme ich immer nur eine Aussage: „Sooo nicht!“. Viel lieber würde ich lesen über großflächige, erfolgreich durchgeführte Integrationsprojekte - oder zumindest über konkrete Ideen dazu mit einiger Chance auf Realisierung. Gibt es diese nicht oder eignen sie sich nicht gut für Leitartikel?

Montag, 20. September 2010

Soziologie

"Soziologie ist die Kunst, eine Sache, die jeder versteht und die jeden interessiert, so auszudrücken, daß sie keiner mehr versteht und sie keinen mehr interessiert."
(H.J. Schoeps)
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Auch von Wolf Schneider las ich kürzlich eine Sentenz über die Soziologen, kann sie aber im Moment nicht mehr finden.

Eintrichterungsversuche

"Ich mag keine Eintrichterungsversuche" (Montaigne)
...und ich mag nicht missioniert werden, schon gar nicht von Redakteuren, deren Lebensführung selten vorbildhaft ist; insbesondere die Chefredakteure glauben sich in ihren Leitartikeln zur Homilie verpflichtet, wie ein bestallter Pfarrer zur Sonntagspredigt.  Nun ja, sie sind ja auch "bestallt".

 Analysen ja, jede Menge bitte, aber keine Heilsbotschaften. Man muß natürlich auch bedenken, daß man als Chefredakteur Kredite abzuarbeiten hat, einerseits zwar virtuelle, aber doch sehr konkrete Rückzahlungen an die Förderer  (Auftrag-, Heraus-, Geldgeber) und andererseits eher allgemeine Tributzahlungen an die "Öffentliche Meinung".

Die SN haben ja mittlerweile eine "Klimawandelseite" und die WZ eine Seite "Integration" (mit Schwergewicht Judentum) - zeitgeistiger Agitprop. Es würde mich in diesem Zusammenhang auch interessieren, ob die aufwendig gestalteten und auffällig plazierten Werbeeinschaltungen für jüdische Einrichtungen und Medien in der "Wiener Zeitung" bezahlt wurden oder auch unter "Integration" laufen.

Es ist jedenfalls auffällig, wie viele Zeitungs- und Theater-Leute, nachdem sie "Chef" geworden sind, ein Vergangenheits-Bewältigungs-Programm in ihrem Medium starten (H. Föttinger, R. Göweil, P. Blaha ...), obwohl man vorher nichts in dieser Richtung von ihnen gehört hat.

"Man schreit uns unaufhörlich in die Ohren, als ob man etwas in einen Trichter schüttete; und wir haben nichts weiter zu tun, als nachzusprechen, was man uns vorgesprochen hat."  (Montaigne)

Sonntag, 12. September 2010

Die Eliten

 Die Eliten haben vor allem ein Glaubwürdigkeitsproblem: Während sie in den ihnen offenstehenden Medien unentwegt Edelmut und Moral predigen, kann die Restmenge des Volkes ebendiesen Medien entnehmen, wie ruppig und amoralisch es im Geschäfts- und Privatleben dieser Oberen Zehntausend zugeht.


Dazu kommt, daß die meisten edel denkenden Menschen bei der praktischen Umsetzung ihrer Ideale sich gerne - nicht selten sogar ausschließlich - der Ressourcen ihrer Mitmenschen zu bedienen pflegen.

Diejenigen, welche die real existierenden Bürden der Integration tragen müssen, haben wenig Verständnis dafür, wenn sich beispielsweise der Chef eines millionenschweren Charity-Konzerns besorgt darüber zeigt, ob man Menschen, die aus absoluter Unfreiheit kommen, 5 Tage relativer Unfreiheit zumuten darf; "dem seine Sorgen möchten sie haben"!

Und wen die Rüpelhaftigkeit und fadenscheinigen Versprechungen des H.C. Strache nicht stören, der wählt dann halt FPÖ - auf daß die Empörungsgenossenschaft frohlocke: „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht so bin wie jener dort!“ (Lukas 18, 11)

Montag, 6. September 2010

Schönwettersender ORF

 Der Schönwettersender


Von Bernhard Baumgartner (Wiener Zeitung)

Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem mehr gemeckert wird als beim Wetter. Zu heiß, zu kalt, zu trocken zu nass – je nach persönlicher Befindlichkeit passt das Wetter immer irgendwem nicht in den Kram. Das ist weder neu noch originell. Allerdings versucht der Radiosender Ö3 die Meinungsvielfalt in Sachen Wetter regelmäßig unter einer wahren Orgie an Schönwetterjubel zu begraben. Kaum klettern die Temperaturen an die 25-Grad-Grenze heran, bricht im Sender ein Jubelorkan aus, der seinesgleichen sucht. Und ist es dann wieder zu kalt, wird gejammert. Zuletzt bei der großen Hitzewelle im Juli: Als schon das ganze Land unter der Hitze stöhnte, fanden das die Ö3-Menschen in ihrem klimatisierten Bürohaus noch immer ganz toll. Dass es irgendwo da draußen auch Leute geben soll, die es nicht ganz so heiß mögen (zum Beispiel weil sie davon Schmerzen bekommen oder krank sind), hat sich noch nicht herumgesprochen. Es ist auch nicht fein, Zuhörern, die in heißen Büros ausharren müssen, vom Badewetter da draußen vorzuschwärmen.

Allgemeiner gesprochen: Wieso werden Wetternachrichten überhaupt mit Meinung konnotiert? Sind Wetternachrichten vom Objektivitätsgebot ausdrücklich ausgenommen? Warum kann man diese Nachrichten nicht neutral gestalten? Schließlich gibt es beim Wetter so viele unterschiedliche Meinungen, dass man es nie allen recht machen wird können. Interessanter Weise sind etwa die Verkehrsnachrichten immer knochentrocken und neutral gebracht, obwohl es sicher nur sehr wenige Menschen gibt, die einen gepflegten Stau ganz toll finden.
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Mein Leserbrief dazu:

Gerade der ORF, der doch sonst ein so großes Herz für alle Menschen in Not hat, verhöhnt regelmäßig jene Teile der Bevölkerung, für die Hitze eine Qual ist und die daher Angst davor haben. Angst zu verbreiten, ist ein typisches Merkmal des tiefen Boulevards (nicht nur Sex, sondern auch "fear sells").
Nun könnte man einwenden, dass man ja nicht Ö3 zu hören braucht, aber die Regionalradios und ebenso das Fernsehen unterscheiden sich in dem Punkt kaum noch. Unvergesslich, wie Christa Kummer bei jeder Erwähnung des Wortes "Sonne" einen kleinen Hüpfer machte.
Dass in dem sich betont seriös gebenden Ö1 die Wetterprognose ebenfalls mit emotionaler Bewertung verknüpft wird, zeigt nur, dass bereits der ganze ORF durch und durch boulevardisiert ist. Es werden ja alle Meldungen, auch die politischen, mit "Meinung konnotiert". Für mich ist das ein Kennzeichen jenes schlechten Journalismus, der überall Platz greift. Zu einer sauberen Trennung von Information und Meinung sind offensichtlich die meisten Journalisten gar nicht mehr fähig. Oder will es wirklich das Publikum so? Ich fürchte, nach einiger Zeit kann es gar nicht mehr anders wollen.

Sonntag, 5. September 2010

ÖV

"Ich denke, die Pünktlichkeit und die Zuverlässigkeit ist nur zum Teil eine Frage des Geldes, es ist vor allem auch eine Frage, daß man das System beherrscht, wie man Öffentlichen Verkehr macht. Die Qualität des Öffentlichen Verkehrs ist eher eine Frage des Könnens als des Geldes."

Prof. Ulrich Weidmann, ETH

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"...der SBB-Fahrplan ist so konstruiert, daß wir eine Verspätung von 3-5 Minuten abfedern können..."

Werner Wildener, Fahrplanchef SBB
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Der ÖBB-Fahrplan hingegen ist so konstruiert, daß aus einer Verspätung von 3 Minuten eine solche von 10 Minuten wird. Ich habe aber auch schon erlebt, daß aus 5 Minuten eine halbe Stunde wurde.
Kein Wunder, daß der Fahrplan bei den ÖBB ein ewiges Problem ist: Man hat vor einigen Jahren alle "alten Hasen" wegen "Betriebsblindheit" abgezogen und durch Jungspunde ersetzt, die sich mit dem Computer auskennen, aber sonst keinen Bezug zur Sache haben.
O.e. Wildener hat auch gesagt, daß "der Computer erst ganz am Schluß" eingesetzt wird, am Anfang komme die Kreativität, basierend auf genauer Orts- und Lage-Kenntnis.
Und Kreativität entsteht halt nur durch Hingabe.
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Aber bei uns in Österreich glauben die Verkehrsplaner, sie brauchen nicht von anderen zu lernen. In der letzten Zeit haben sie den Wert des Kreisverkehrs entdeckt, dabei aber nicht bemerkt, daß dabei wesentlich ist, daß JEDER Verkehrsteilnehmer, ganz gleich aus welcher Richtung er kommt, vor dem Kreisel abbremsen muß, sodaß gewissermaßen gleiches Recht für alle hergestellt wird. Bei uns sind viele Kreisverkehre so gebaut, daß man aus bestimmten Richtungen durch die Kreuzung durchfahren kann, ohne bremsen oder lenken zu müssen - damit "rauben" sie sich den Vorrang. Das freut den BMW- und AUDI-Fahrer natürlich.

Samstag, 4. September 2010

Sarrazin und Goldhagen

Zwei Männer veröffentlichen Bücher mit umstrittenen ethnischen Thesen: Daniel Goldhagen behauptet mehr oder weniger, das Nazitum läge den Deutschen im Blut. Sarrazin wiederum unterstellt, daß die muslimischen Zuwanderer insgesamt dümmer sind als die Inländer. Es überrascht nicht, daß beide heftig attackiert werden. Im Fall Goldhagen wird allerdings der Ball gespielt, bei Sarrazin der Mann. Dieser Unterschied wäre allein ein eigenes Buch wert.
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Es wird sich nur niemand getrauen, es zu schreiben.

Presse und Wahrheit

Was die Presse will, ist wahr. Ihre Befehlshaber erzeugen, verwandeln, vertauschen Wahrheiten. Drei Wochen Pressearbeit, und alle Welt hat die Wahrheit erkannt. Ihre Gründe sind so lange unwiderleglich, als Geld vorhanden ist, um sie ununterbrochen zu wiederholen.

Oswald Spengler

Maßstäbe & Vorschriften

Von der Welt, wie sie ist, leben sie; von der Welt, wie sie sein sollte, nehmen sie die Maßstäbe, die Welt zu verurteilen, von der sie leben.

(F. Dürrenmatt über die Intellektuellen)

Es gibt jetzt der Vorschriften, was man sein soll, so mancherlei Arten, daß es kein Wunder wäre, wenn die Menge auf den Gedanken geriete, zu bleiben, was sie ist.

Lichtenberg

Donnerstag, 2. September 2010

Schweiz 2010

Zwischen 25. und 28. August verbrachte ich einige Tage in der Schweiz, ausgerüstet mit dem Swiss-Pass der SBB, der mir freie Fahrt auf fast allen Bahnen und städtischen Verkehrsmitteln gewährte.
Mein Standort war Zug, das für mich aus familiären Gründen eine besondere Bedeutung hat, vom Fenster des Hotelzimmers aus sah ich auf den Bahnhof.
Die Eckpunkte meiner Reise:
  • Mittwoch: Zug-Lindencham-Heiligkreuz-Arth/Goldau-Rigi-Vitznau(Dampfschiff)-Luzern-Zug
  • Donnerstag: Zug-Luzern-Alpnachstadt-Pilatus-Luzern-Flüelen-Göschenen-Zug
  • Freitag: Zug-Luzern(Tribschen,Schönbühl)-Brünig-Interlaken/Ost-Spiez-Bern-Langnau-Luzern-Zug
  • Samstag: Zug-Zürich-Genf (r.d.MontBlanc,jardin anglaise,Cim.St.Georges) - Vevey-Puidoux/Chexbres (train des vignes) - Lausanne -Yverdon-Neuchâtel-Olten-Zürich (Dörflifest, Indienfest im HB).

Suisse10

Ich bin sehr gerne in der Schweiz, nicht nur aus Eisenbahngründen (diesbezgl. ist es natürlich das eldorado), es ist "noch" eine Oase in der EU-Wüste. Trotzdem möchte ich nicht dauernd dort leben, der soziale Druck ist mir etwas zu hoch. So reich zu sein, daß man jederzeit für ein paar Tage dorthin fahren könnte, das wäre das Ideal! ;=)
In der Tat sind die Kosten dort exorbitant, aber mit ein bißchen Vorsicht kommt man durch, immerhin gibt es MIGROS und CooP; ich brauche auch kein Frühstück um CHF 15, es genügt mir ein caffé creme mit Gipfeli um CHF 5. Im übrigen ist z.B. der Kaffee ("to go") in der Romandie um mindestens einen Franken billiger.
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Vor 48 Jahren war ich das erstemal in der Schweiz, eingeladen von meinen Tanten nach der Matura. Unvergeßlich der Anblick des Lac Leman nach der Ausfahrt aus dem Tunnel hinter Puidoux/Chexbres:

Donnerstag, 19. August 2010

Diekmann über Israel

Lese gerade eine Philippika eines gewissen Herrn Kai Diekmann - seines Zeichens gewesener "Bild-" und "Welt-"Chefredakteur - gegen die Gutmenschen, speziell die linke Abart davon, welche aber wohl die große Mehrheit ausmacht. So weit, so gut, das meiste davon kann ich durchaus unterschreiben. Interessant wird es beim Thema Israel, wo er sich ganz dem seligen Übervater Axel Springer verpflichtet zeigt: Ironischerweise verfällt er hier genau in diesselbe Blauäugigkeit, die er bei anderen Themen den Gutmenschen so sehr ankreidet. Kein Wort von agressiver Siedlungs-Politik, statt dessen wieder der Hinweis, daß Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten sei. Als ob Annexion und Okkupation aufgewertet oder gerechtfertigt würden, wenn sie von einer Demokratie ausgeübt werden. Und ob in der Region der Staat Israel eine Werbewirkung für diese Staatsform hat, darf bezweifelt werden. Man muß allerdings sagen, daß in Israel freie Meinungsäußerung herrscht, jedenfalls innerhalb der Grenzen, welche die Ultra-Orthodoxie zuläßt. Wer sich zu frei äußert oder gar handelt, ist auch dort gefährdet; natürlich in keinem Vergleich zu den umgrenzenden Ländern.
Einerlei: Solange in der Demokratie Israel die Ultras in der Regierung sind - und das werden sie wohl bleiben - solange wird es auch keinen Frieden geben. Wo ist also der Vorteil der Demokratie in diesem Fall?
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Das Demokratie-Argument verwendet übrigens auch mit Vorliebe der neue Chefredakteur der WZ, Hr. R. Göweil, ein deklarierter Friedens- und Israel-Freund. Das scheint ja mittlerweile die Voraussetzung für einen solchen Posten zu sein.

Mittwoch, 11. August 2010

Seh-Theater

Jetzt sind die Leute so roh geworden, daß sie im Theater nur sehen, nicht mehr hören wollen.

(Schopenhauer, Gespräche, 1847)

Gilt für die Oper sowieso, aber auch für das Theater, wo auf Sprechkultur kein Wert mehr gelegt wird.

Samstag, 7. August 2010

Gute Werke

Am meisten suspekt sind mir jene Zeitgenossen, die um der guten Sache willen anderen Menschen ihren Willen aufzwingen oder sich daran bereichern. Der höhere Zweck schützt perfekt die niedrigen Absichten.
Man wünscht sich einen neuen Moliere, der sie der Lächerlichkeit preisgibt. Aber auch wenn einer käme, er hätte keine Chance: Er müsste sich, um in der heutigen Kulturszene Erfolg zu haben, sofort den Guten Werken verschreiben.

Leserbrief an die WZ

Sicherheit

Sicher ist, daß nichts sicher ist. Selbst das nicht.

Joachim Ringelnatz

Freitag, 6. August 2010

Gedanken und Worte

Wer einen wirklich klaren Gedanken hat, kann ihn auch darstellen.
Ist der Geist einmal der Dinge Herr, folgen die Worte von selbst.
 
(Montaigne)

Es ist keine Kunst, etwas kurz zu sagen, wenn man etwas zu sagen hat.

(Lichtenberg)


Ein Gedanke muß sehr gut sein, um eine einfache Darstellung auszuhalten.

(Ludwig Reiners)

Montag, 2. August 2010

Lächelnde Wahrheit

"Ridentem dicere verum
Quid vetat?"
[Horaz, Sat., i. I, 24.]

(Wer hindert uns, die Wahrheit mit einem Lächeln zu sagen)
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Wäre auch als Motto für meinen Blog zu verwenden.

Mittwoch, 28. Juli 2010

Bregenzer Festspiele

Für wen sind die Bregenzer Festspielen gedacht?
Nun, erst einmal für jene Kreuzworträtselfreunde, die immer schon mal wissen wollten, was sich hinter "bekannte Oper von Verdi" verbirgt. Tipp: Es ist nicht "Ernani"!
Und dann für jene, die für ihre moralische Selbstbefriedigung eine Vorlage brauchen. Was eignet sich da besser als vergessene Stücke von vergessenen jüdischen Komponisten, die ein Opfer des Holocaust waren; wenn auch das Thema die Shoa ist - noch besser.
Nicht ganz unerwünschter Nebeneffekt: Man ist weitgehend vor Kritik gefeit, denn welcher Kritiker führt schon so eine feine Klinge, die zwischen inhaltlicher und künstlerischer Kritik so differenziert unterscheidet, ohne daß man ihm einen Strick daraus drehen kann?

Sonntag, 18. Juli 2010

Klima und Medien

Diese E-Mail schickte ich an die ZAMG (Zentral-Anstalt für Meteorologie u. Geodynamik):

"Mit Erstaunen lese ich in der Werbung für das Magazin NEWS, daß sich einer Ihrer Direktoren – ich glaube, der interimistische Direktor – zu einen Prognose für den ganzen Sommer hat hinreissen lassen. Ich bin nicht gewillt, für dieses Druckerzeugnis auch nur einen Cent auszugeben, weswegen ich nicht feststellen kann, ob und inwieweit das Blatt die Aussagen Ihres Mitarbeiters mißverstanden bzw. entstellt hat, denn davon gehe ich aus. Obwohl selber kein Experte (zumindest nicht mehr wie jedermann:=) halte ich Prognosen, die über 8-10 Tage hinaus gehen, für durchaus unseriös. Hat die im höchsten Maße boulevardeske Wetterredaktion des ORF schon auf die ZAMG abgefärbt?"

Daraufhin meldete sich der gewesene interimistische Direktor Rudel (dieser wurde nämlich in der Werbung angeführt) und erklärte mir, wie das gemeint sei, unter Hinweis auf eine Internet-Seite. In dieser wird tatsächlich wissenschaftlich korrekt - also mit Wahrscheinlichkeitsangaben - eine "Saisonprognose" präsentiert. Er ersuchte um Verständnis für die Medienpolitik der ZAMG, u.a. indem er auf die viel schlimmeren Verhältnisse in England hinwies.

Generell halte ich das Verhältnis von Wissenschaft und Medien - und besonders im Bereich der Meteorologie - für höchst bedenklich, in Einzelfällen sogar verachtenswert. Natürlich geht es um Geld und noch häufiger um Eitelkeit. Nie werde ich vergessen, als in den Anfängen der Computer-Kartographie (in den 70'gern) das Fernsehen zu Besuch in einem geographischen Institut der Uni-Wien war: Der "Regisseur" oder Aufnahmeleiter (oder sowas) war ein Ausbund an Überheblichkeit und schlechten Manieren, trotzdem scharwenzelte der Hr. Professor M., der Institutsvorstand, um ihn herum und ließ sich wie ein Schuljunge herumkommandieren. Beschämend. - Der Beitrag im Fernsehen dauerte dann nicht einmal ganze 2 Minuten - aber der Hr. Professor war im Fernsehen !!!

Samstag, 17. Juli 2010

Glaube, Liebe, Hoffnung

Lassen sich letzten Endes auch Glaube, Liebe, Hoffnung digital oder chemisch nachbauen?
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Liebe und Hoffnung werden ja gemeinhin im Gefühlsbereich angesiedelt, der Glaube hingegen als Sache der Vernunft angesehen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob nicht im Original eher "Gottvertrauen" gemeint ist, also auch eher eine emotionelle Kategorie. Mit dem Verstand kommt man m. E. in Sachen Glauben nicht weit. In der Realität ist oft so, daß eine emotionelle Grundsatz-Entscheidung getroffen wird und diese dann mit allen (oft beträchtlichen) Mitteln des Verstandes gerechtfertigt wird.
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Für die Wissenschaft gibt es nichts, was sie nicht erklären kann, und wenn nicht schon jetzt, dann in Zukunft - aber eigentlich möchte ich das nicht mehr in allen Sparten erleben.
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Übrigens: Kaum einer weiß, daß am Anfang der ganzen digitalen Herrlichkeit fast immer ein "analog device" steht wie z. B. der Sensorchip in der Digitalkamera oder ein Mikrophon....und am anderen Ende ist auch ein Analog-Gerät: Auge, Ohr.
Ist die Welt nicht doch analog?
Und was ist eigentlich das Gehirn,, analog oder digital?

Montag, 12. Juli 2010

Gesinnung

"Sehr schlecht tanzend, doch Gesinnung....Kein Talent, doch ein Charakter!"
(Heinrich Heine, Atta Troll, Kaput XXIV, 12. Strophe).

Das vorwiegende Qualitätskriterium in der heutigen Literatur, speziell beim Theater.

Natürlich überzeichnet, weil ..... etwas Talent haben sie schon, aber eben nicht mehr als der Durchschnitt. Um sich von diesem abzuheben, um besser "rauszukommen" ist die richtige Gesinnung vorteilhaft, ja unentbehrlich,  u. U. auch die ethnische Herkunft.

Freitag, 2. Juli 2010

Politiker

"Wir machen Aussagen über sämtliche Gegenstände des Universums, wobei wir dem, was die Leute sagen, ohne weiteres Kredit einräumen, also gleichsam Schecks auf ein Konto ausstellen, dessen Bilanz wir niemals gelesen haben."

José Ortega y Gasset, "Der Mensch und die Leute"

... populo nos damus, nullius rei bono auctori."  [Seneca, Ep., 99.]
(...wir überlassen uns Leuten, die keine Sache recht verstehen)

zitiert in Montaigne, Essais III/5

...und die daher ohne Schwindeleien nicht überleben können.
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"Der Politiker ist kein Lyriker, Lügen, mindestens innerhalb gewisser Grenzen, ist seine Pflicht"
(O. y  Gasset)

"Lockere Anlehnung an die Wirklichkeit", wie es Wolf Schneider formuliert, ist daher der Normalzustand im politischen Leben.

Das ist aber alles nicht wirklich schlimm:
WICHTIG ist nur, daß man es erkennt und ihnen (wie auch den Journalisten und "Wissenschaftlern") einfach
NICHT GLAUBT!

Leider muß man für diese Erkenntnis offensichtlich erst alt werden!
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Siehe auch: Piripiri: Lügen
http://kumpfuz.blogspot.com/2007/12/lgen.html

Dienstag, 29. Juni 2010

Zores auf Vorschuß

"Es ist höchst einfältig, die Widrigkeiten des menschlichen Lebens durch Vorwegnahme zu verlängern, wie es jeder tut. Ich will lieber weniger lange alt sein als alt sein, ehe ich es bin."
Montaigne III/5
Oder wie die Juden sagen" Man soll nicht nehmen Zores auf Vorschuß"

Freitag, 25. Juni 2010

Leere

Wenn Kulissen, Prospekte und Sofitten weggeräumt sind, bleibt die leere Bühne übrig.
Wem  alle Illusionen abhanden gekommen sind, in dem bleibt die große Leere übrig.
Aber die Leere ist nur in der Vorstellung gleichbedeutend mit dem Nichts.
So wie im Theater bleibt immer noch die Feuermauer, auf die man notfalls projizieren kann, auch wenn sie schmutzig ist.
Und dahinter und rundherum  ist alles Wirklichkeit.

Ohnehin "...ist alles Schimäre, aber mi unterhalt's" (J.Nestroy)

Im Übrigen sind es sowieso lauter Hirn-, Leber- oder Zwerchfell-Gespinste.

Was für ein Theater!

Mittwoch, 23. Juni 2010

Dichterweisheit

Sokrates:
"Von ihren Gedichten also diejenigen vornehmend, welche sie am vorzüglichsten schienen ausgearbeitet zu haben, fragte ich aus, was sie wohl damit meinten, auf daß ich auch zugleich etwas lernte von ihnen. Schämen muß ich mich nun freilich, ihr Männer, euch die Wahrheit zu sagen: Dennoch soll sie gesagt werden:Um es nämlich geradeheraus zu sagen, fast sprachen alle Anwesenden besser als sie selbst über das, was sie gedichtet hatten. Ich erfuhr  also auch von den Dichtern in kurzem dieses, daß sie nicht durch Weisheit dichteten, was sie dichten, sondern durch eine Naturgabe und in der Begeisterung, eben wie die Wahrsager und Orakelsänger. Denn auch diese sagen viel Schönes, wissen aber nichts von dem, was sie sagen; ebenso nun ward mir deutlich, erging es auch den Dichtern. Und zugleich merkte ich, daß sie glaubten, um ihrer Dichtung willen auch in allem übrigen sehr weise Männer zu sein, worin sie es nicht waren. Fort ging ich also auch von ihnen mit dem Glauben, sie um das nämliche zu übertreffen wie auch die Staatsmänner."
(«Apologie» 21 e-22 c / 1, 13.)

Freitag, 18. Juni 2010

Mißbildungen

Sokrates: "Wie lächerlich! Wenn Du einem begegnest, der eine schlechtere Körperbildung hat als du, würdest du nicht böse sein; weil du nun aber einen getroffen hast, der weniger Lebensart hat als du, willst du dich ereifern!"

Überliefert von Xenophon.

Danach ist schlechtes Benehmen auch eine Art Behinderung und hat Anrecht auf Mitleid.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Israel-Maßstab

„Israel wird mit zweierlei Maß gemessen … An Israel werden Ansprüche gestellt wie an kein zweites Land auf der Welt“
...sprach Danielle Spera im WZ-Interview d. W.

Ein klassischer und krasser Fall von Eigenbild-Fremdbild-Diskrepanz, wie mir scheint.

Die "Welt" hat nämlich eher den Eindruck, daß Israel sich selbst ausschließlich mit eigenem Maßstab misst, indem es glaubt, sich wegen der Shoa bis in alle Ewigkeit alles erlauben zu können.

Frankreich-Urlaub 2010 (Nachtrag)


Nachzutragen wäre ein Kurzbericht über unseren heurigen Frankreich-Urlaub in Lyon, Bourges (ZwiSt.) und Saumur (Loire) - wie immer mit dem Wohnwagen & 4 eingelegten heftigen Eisenbahntagen:
  • Marseille (TGV;TER)
  • Le Croisic; St. Nazaire
  • Noirmoutier (SNCF-Car)
  • Tours-Bressuire
...wobei das Eisenbahnfahren als Liebhaberei in F. harte Logistik-Arbeit darstellt, gibt es doch keine "normalen" Fahrpläne, sondern nur "fiches horaires", welche zudem teilweise schwer zu erhalten und - weil teilweise nicht von den SNCF, sondern von den regionalen Autoritäten herausgegeben - auch nicht immer vollständig sind. Der Franzose selbst stellt sich deswegen mit Leidenschaft am Informationsschalter an und plauscht dann noch ausgiebig mit dem Personal; nun kann ich ja soviel Französisch (zumindest im Eisenbahnbereich), daß ich das auch könnte, aber die dafür nötige Geduld bringe ich nicht auf. Eine Alternative wäre die Planung via Internet, aber das ist mir im Ausland wegen der Kosten zu gefährlich.
Das Angebot im Regionalverkehr ist nicht übermäßig üppig und vor allem ziemlich eindeutig auf Zubringerdienste für den TGV ausgerichtet - und dieser ähnelt für die Passagiere schon sehr stark dem Flugverkehr: Ohne frühzeitige Reservierung geht meist gar nichts, Schlangestehen ist obligatorisch. Die Manager freut's.
In Lyon (wo dies nicht überraschend ist) und in Saumur hatten wir diesmal leider Campingplätze ausgesucht, die stark von holländischen und englischen Luxuscampern frequentiert waren (mobilhomes), sodaß wir uns mit dem französischen Lebensgefühl etwas schwertaten.
Noirmoutier en Île, plage des dames...

Buhorkan für Regie im neuen Wiener Tannhäuser

Was besseres als ein Buhorkan in einem Wiener Theater kann einem deutschen Regietheatermacher ja gar nicht passieren: Man muß bedenken, daß er sich ja nach einem echten Erfolg beim hiesigen Publikum dann in Deutschland nicht mehr blicken lassen könnte. Je näher dem Skandal, desto höher der Marktwert.
Und der gewiefte Musikttheaterdirektor Holender kalkuliert so: Diejenigen, die wegen der Musik kommen, kommen sowieso und jenen, die Oper nur  als Psycho-Rebus mit soundtrack oder als intellektuelle Herausforderung geniessen können, muß ja auch etwas geboten werden. Und für seine weiteren Tätigkeiten ist ein geneigtes internationales Feuilleton allemal weitaus nützlicher als ein dankbares Wiener Publikum.
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Regietheater, das ist, als ob man Alte Meister in einem Alu-Rahmen ausstellt - natürlich in einem Alu-Rahmen, der auf Platin-Optik gebürstet ist, damit die hohen Kosten gerechtfertigt sind.
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Ich brauche diese verquaste, pseudophilosphische Intellektelei zum „Verständnis“ von Wagner-Opern nicht. Ich gehe nicht aus philosophischen Gründen in die Oper, sondern primär wegen des akustischen und optischen Vergnügens; letzteres gibt es allerdings auch schon immer seltener. Wenn dabei mein Intellekt nicht beleidigt wird, bin ich's schon zufrieden. Ich werde auch diesmal wieder orchesternahe Plätze mit Sichtbehinderung buchen. In diesem konkreten Fall muß ich allerdings darauf achten, daß mir der vor dem Orchester professoral dozierende Franz Welser-Möst nicht die Stimmung ruiniert.
Stimmung? Oweh – jetzt habe ich mich in den Augen der neuen "Opernfreunde" endgültig disqualifiziert.

Dienstag, 11. Mai 2010

Märkte

Die Märkte, die Märkte – was ist das eigentlich? Wie es scheint, so eine Art neue Weltregierung und für den einfachen Bürger wohl sowas wie früher der Olymp, bevölkert mit allerlei Göttern und Halbgöttern, die da heissen: Analysten, Banker, Börsianer, Spekulanten usw.
Die einen fürchten sie und die anderen verehren sie. Ihre Priester und Herolde nennen sich heute Wirtschafts-Journalisten. Die Rolle der politischen Regierungen reduziert sich allmählich auf das Eintreiben von Steuern, damit auch immer genug Geld-Nachschub da ist für das Große Gewinnspiel.

Samstag, 8. Mai 2010

Selbstironie

"Ohne einen feinen Beisatz von Selbstironie ist jeder Mensch mehr oder weniger ungenießbar. Daher giebt es so viele Ungenießbare".
Th. Fontane, Brief an "Mete".

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D'accord!

Sonntag, 2. Mai 2010

Politiker und Journalisten

Das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten stelle ich mir ähnlich vor wie jenes zwischen rivalisierenden Gangster-Gruppen - gegenseitiges Mißtrauen sorgt für Kontrolle.
In beiden Fällen wird es erst richtig schlimm, wenn sie kooperieren.

Dienstag, 27. April 2010

Lug und Trug

Fontane: (Brief an Mete"):
...

Mittwoch, 21. April 2010

Mißbrauch III

Heute ist Standard, daß man seine Kinder nicht schlägt und auch nicht seine Diener, wie das früher gang und gäbe war.
Es ist aber leider auch Standard, daß man die frühere Praxis verurteilt, ohne zu unterscheiden zwischen der überwundenen Praxis als solcher und den Leuten der damaligen Zeit, die sie ausgeübt haben im Bewußtsein, nichts Unrechtes zu tun.
Da die meisten Leute überhaupt kein historisches Verständnis haben, verurteilen sie auch die Menschen, die - den damaligen Umständen entsprechend - geohrfeigt und geprügelt haben.
Sie unterstellen damit den Vorfahren, daß sie schon damals hätten wissen müssen, daß prügeln nicht korrekt ist. Die gesetzliche Verjährungsfristen haben u. a. auch diesen Sinn, daß nicht mit heutigen Gesichtspunkten früheres Verhalten abgeurteilt wird. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um KAPITAL-Verbrechen!
Die ganze gegenwärtige Moral-Branche lebt davon, daß nicht(s) vergessen und verziehen wird!
Der Großteil der heutigen, ach so anständigen Menschen lebt ja in dem Bewußtsein, den höchsten Stand der Kultur und Korrektheit in der Geschichte der Menschheit erreicht zu haben. Das zeugt von ungeheurem Hochmut. Wir haben allenfalls den Gipfel des Pharisäertums erreicht.

Eugen Roth:
Ein Mensch betrachtet einst näher
die Fabel von dem Pharisäer,
der Gott gedankt voll Heuchelei
dafür, dass er kein Zöllner sei.
Gottlob! rief er in eitlem Sinn,
dass ich kein Pharisäer bin!
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Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner:
Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die andern, ein solch Gleichnis: Sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht untertan.{Matthäus.5,6} 5,6Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst also: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner ... Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe. Ich aber sage euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet die Minze, Dill und Kümmel, und laßt dahinten das Schwerste im Gesetz, nämlich das Gericht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies soll man tun und jenes nicht lassen. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist; ein geängstet und zerschlagen Herz wirst du, Gott, nicht verachten.Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus vor jenem. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
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Abgesehen davon: Es gab auch früher Menschen, die aus ihrer inneren Einstellung heraus nicht geprügelt haben, aber sie waren die Ausnahme. Meine Mutter z. B. hat nie die Hand gegen mich erhoben außer in einem Fall, wo sie im Nachhinein soviel Angst um mich ausgestanden hat, daß sie die Beherrschung verlor. Und es gab auch Erzieher im Internat, die niemals ohrfeigten.

Montag, 19. April 2010

Flugverbote...

Flugverbote wie auch Klima-Zukunfts-Horror-Szenarien basieren beide auf Rechenmodellen. Der Trick dabei ist, daß niemals der Wahrscheinlichkeitsgrad angegeben wird, mit dem ein Ereignis eintritt. Kaum ein Prognose-Modell liefert aber einen Wahrscheinlichkeitsgrad von Null Prozent , somit besteht natürlich immer die Möglichkeit des Eintreffens, was als Rechtfertigung für Zwangsmaßnahmen aller Art dient; jeder Kritiker kann mundtot gemacht werden, wenn es um Sicherheit und Gesundheit geht. Wir erleben jetzt einen Vorgeschmack dessen, wie uns Behörden und Institutionen in Zukunft durch den Reifen springen lassen werden.

Der Öko-Boden wird ja seit Jahren vorgeackert und geeggt, die grüne Saat ist ausgebracht - nun beginnt sie aufzugehen und wird den Mächtigen reiche Ernte bringen.
Die Ökologie wird vor den Karren der Ökonomie gespannt - siehe die angekündigte "Öko"-Steuer unseres Finanzministers...

Freitag, 16. April 2010

Werte?

Werte sind geil, besonders wenn Wert hoch und Preis klein. Ein typischer, aktueller Wertmaßstab ist z. B. die Diagonale beim Flachbildfernseher. Und der Slogan sollte wohl heissen: "Handeln schafft Werte" - oder?

Montag, 12. April 2010

Boheme-2010







Ordentliche Repertoire-Aufführung mit einem sehr guten Pjotr Beczala; ausdrucksmäßig reicht er natürlich nicht an R.Villazon heran, aber er singt sehr schön. Wohin das allzu starke Ausdrucks-Singen hinführt, wenn es nicht durch Intellekt gebändigt ist, sieht man ja an V.
Tamar Iveri als Mimi ebenfalls sehr passabel; Netrebko ist sicherlich erste Klasse, aber die ist nicht immer notwendig.
Ansonsten gilt, was ich an anderer Stelle über R. Strauß und Rosenkavalier gesagt habe: Gefährlich verführerische Musik, der man sich kaum entziehen kann, auch wenn man weiß, daß alles "nur" perfektes Kunsthandwerk ist.

Samstag, 10. April 2010

Mißbrauch II

Als ob die Mißbrauchsfälle nicht schon genügend Schande über die Kirche gebracht hätten, muß sie sich auch noch durch die Medien demütigen lassen, welche sie genüsslich vor sich hertreiben, jene Medien vorzugsweise, die ihrerseits jegliche Moral mit Füssen treten. Von all der Heuchelei wird mir speiübel.

"..denn er wird den Heiden übergeben, verspottet und mißhandelt und angespien werden..."
(Lukas,18)

Freitag, 9. April 2010

Über den Wolken ...

...muß die Freiheit wohl grenzenlos sein - aber nicht in den engen Sitzen der economy-class.
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Im Ernst: Ich bin kein großer Freund des Fliegens, hauptsächlich aus obigem Grunde. Dazu kommt, daß ich es nicht schätze, wie Herdenvieh im corral zusammengetrieben und durch diverse enge Gänge gegängelt zu werden. Habe es gestern wieder gesehen bei einem kurzen Besuch von Vienna-Airport. Viele, viele Leute - besser wohl people - lassen sich alles mögliche gefallen, unterwerfen sich den unmöglichsten Regelungen und Zwängen, was sie sonst weit von sich weisen würden.
Das ist es auch, was den Managern der Bahn so gut gefällt, dass sie es auch ihren "Fahrgästen" zugute kommen lassen möchten. Die ersten Schritte dahin sind schon getan...oder schon mehrere, siehe Eurostar, Thalys etc.
Wie lange wird wohl die Freiheit auf Schienen noch grenzenlos sein?

Montag, 5. April 2010

Lärmschutz II

Leserbrief an "Die Presse", veröffentlich am 4.4.2010:

Endlich einmal ein – wenn auch sehr verhaltener – Artikel gegen den
Lärmschutzwahnsinn. Ich halte das für einen der raffiniertesten und frechsten
Abzock-Skandale der letzten Jahre, dessen Ergebnisse wie zum Hohn auch noch ganz offen und für jedermann sichtbar sind. Warum so wenig dagegen protestiert wird, ist klar: Wer will sich schon vorwerfen lassen, daß er einem armen Betroffenen den Umweltschutz nicht gönnt. Aber das weiß ja jeder, dass der sicherste Weg zu einer unanfechtbaren Bereicherung der ist, daß man scheinbar Gutes tut.

(Früher hieß es "Tu Gutes und rede darüber", heute "Tu Gutes und
bereichere Dich daran".)

Bald kann man ja als Benutzer von Bahn oder Straße ohnehin nicht mehr feststellen, ob dahinter auch wirklich Wohnbauten sind - außer über Satellitenphotos. Der wirkliche Skandal besteht m. E. darin, daß sich hier eine polit-nahe Mafia ein Gesetz mit den "passenden" Parametern beim Parlament sozusagen „bestellt“ hat. ASFINAG und ÖBB müssen jetzt, so sagen sie, sich daran halten, wobei die Bahn sowieso lieber baut als fährt. Aber sonst werden ja bei uns Gesetze auch nicht immer so 100%ig exekutiert.

Parsifal 2010


Dirigent: Peter Schneider. Eine solide, aber nicht berauschende Aufführung. Interessant die "neue" Kundry, Petra Lang; gar nicht schrill wie sonst.
Inszenierung nach wie vor eine Katastrophe; habe meinen Platz mit schöner Sicht in Loge 9 mit einer alten Dame getauscht, welche dann allerdings etwas verstört war.....
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Natürlich kann man heute Parsifal nicht mehr so inszenieren wie weiland Wolfgang Wagner 1981...über diese Aufführung schrieb ein Kritiker:

"To call Wolfgang Wagner's production of Parsifal from 1981 intellectually stimulating would be an exaggeration.
Indeed, if you find any of Wolfgang Wagner's productions intellectually stimulating today, you belong to a minority. "
Wohl wahr, aber sie dient wenigstens dem Werk.
Außerdem: Ich wünsche nicht den Intellekt stimuliert, sondern das Gemüt. Der Intellekt sollte dabei nicht beleidigt werden.

Samstag, 3. April 2010

Prawy über Regietheater

"Wenn wir schon von früher reden: Damals hat man die Oper viel ernster genommen. „Ein Maskenball" wurde von der politischen Zensur verboten, und über der „Stum­men von Portici" ist in Brüssel 1830 die Revolution gegen die Niederlande ausgebrochen. Und noch etwas kommt dazu: Die szenische Gestaltung jener Jahrzehnte hatte vorn Publikum eine sehr hohe Meinung, sie vertraute näm­lich der menschlichen Phantasie. Wenn wir in meiner Jugend in Meyerbeers „Hugenotten" gingen, sahen wir auf der Bühne den Prospekt eines Parks mit einem fran­zösischen Schloß. Dieser von einem vielleicht nicht promi­nenten Theatermaler zusammengepinselte Prospekt hätte als Reisebüroreklame keinen Touristen nach Frankreich gelockt - aber Meyerbeers Musik und unsere Phantasie erbauten das Schloß.
Heute erzeugt die Oper keine Revolutionen mehr, da­für wurde sie das Spielzeug der Regisseure. Wir würden eigentlich von ihnen erwarten, daß sie die ganze moderne Technik in den Dienst der Meisterwerke stellen. Das ereig­net sich auch gelegentlich. Aber wie bitter müssen wir für ein paar Meisterregien eines Zeffirelli, Schenk, Rennert und einiger anderer immer wieder büßen.
Viele Regisseure mißtrauen nicht nur der Phantasie des Publikums und der Macht der Musik, sondern sie fühlen sich als vom Himmel gesandte Retter der Oper, die sie im Grunde tief verachten.
Ihre Rettungsaktionen vollziehen sich in verschiedenen Etappen. Zunächst verhindern die Regisseure das Spielen von ungefähr der Hälfte des traditionellen Repertoires, wozu ihnen ihre diktatorische Stellung innerhalb des Opernbetriebes die Macht gibt. Sie sind besonders stolz, wenn sie sagen können, daß sie „eigentlich vom Schau­spiel her kommen" (welcher Schneider ist stolz darauf, daß er eigentlich von der Schusterei her kommt?). Zu den ver­bannten Opern gehören alle, die sie nicht kennen, und das ist die Mehrzahl - besonders aber die sogenannten „Stehopern". Das sind alle jene, in welchen so unerträg­liche Dinge dominieren wie Arien, Duette und Chöre. Im Berufsjargon der fachmännisch getarnten Ignoranz heißt das: „Zu Aida` habe ich keine Beziehung."
Daß jemand da oben auf der Bühne eine Arie singt und dabei nicht in jeder Sekunde irgend etwas Originelles tun kann, ist solchen Männern total unbegreiflich. Kann die Arie nicht gestrichen werden, dann machen sie aus dem Sänger oder der Sängerin eine Mickymaus, die für „Bin das Faktotum der Schönen Welt" bei jeder Silbe ein ganzes Ballett eingelernt bekommt, was manchmal zur Folge hat, daß nur Anfänger oder drittklassige Sänger da mittun, die anderen verlassen schon bei der ersten derartigen Anweisung die Bühne.
Kommt so einem Regisseur endlich ein Werk unter, zu
dem er unglückseligerweise eine Beziehung hat, dann setzt eine weitere Etappe der Rettungsaktion ein, nämlich das völlige Ignorieren der szenischen Vorschriften der Auto­ren. Ich glaube, daß hier die Copyrightbestimmungen eine echte Gesetzeslücke aufweisen. Der „Rosenkavalier" beginnt mit den Worten „Wie du warst! Wie du bist!" Wenn ich heute singen lassen wollte: „Wie du bist! Wie du warst!", würde der Verlag Einspruch erheben. Lasse ich aber den ersten Akt, anstatt im Schlafzimmer der Marschallin, auf leerer Bühne vor einem fünf Meter hohen Phallussymbol spielen, so kann sich niemand dagegen wehren. Und fraglos werden sich Stimmen melden, die das sehr modern finden. Bezieht sich denn der Copyrightschutz nicht auch auf die szenischen Anweisungen? Oberstes Gesetz: Anders um jeden Preis, optisch nicht zur Ruhe kommen lassen, möglichst alles sichtbar ausdeuten. Die Musik langweilt so viele Regisseure tödlich, darum ist auch die szenische Illustration von Ouvertüren ein be­liebter Scherz. Wir haben schon das „Aida"-Vorspiel mit wandelnden Kamelen, fatamorganagleichen Visionen ägyptischer Pyramiden und ähnlichem Plunder erlebt.
Eigentlich muß ich diesen Herren, die so die Oper bis zur völligen Unkenntlichkeit entstellen, sehr dankbar sein. Sie sind meine Brotgeber. Wenn ich mich heute im Fern­sehen hinstelle und als „Opernführer" erzähle, daß „Elektra" in Griechenland spielt, gelte ich bereits als enormer Fachmann, weil man diese nicht ganz unwichtige Tatsache in vielen Inszenierungen nicht mehr merkt.
Die Oper hat die Diktatur der Primadonnen und die Despotie der Stardirigenten überlebt - jetzt bedroht der außermusikalische Mörder ihren innersten Lebensnerv."

Aus: M. Prawy, Die Wiener Oper/I

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Zur Phantasie: Sie trauen uns keine Phantasie zu, weil sie selbst keine haben. Da ist alles gedankenbasiert, "deduziert", von igendwelchen, meist linken, Theorien abgeleitet. Sie wollen uns immer etwas sagen, nicht erzählen.

Donnerstag, 1. April 2010

Gute Absichten

"Man sieht immer wieder, wie gute Absichten, wenn sie ohne Augenmaß verfolgt werden, die Menschen zu höchst schandbaren Taten verleiten."

Montaigne, Essais II/19 (Stilett)

Il est ordinaire de voir les bonnes intentions, si elles sont conduites sans moderation, pousser les hommes à des effects tres-vitieux.

TOSCA



Gute Repertoire-Aufführung der klassischen Wallmann-Inszenierung. Andris Nelsons ist ziemlich gut, allerdings hüpft und fuchtelt er noch ein bißchen zu viel herum. Scheint sich in Richtung Thielemann entwickeln zu wollen.

Montag, 29. März 2010

Faschismus

Ignazio Silone:

„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“

Sonntag, 28. März 2010

Zeitungen

Ich verlange von einer Zeitung eigentlich nur, daß sie mich über das Geschehen in Wien, Österreich, Europa und Welt informiert und das möglichst ohne implizite wertende Kommentare. Meinungen sind mir durchaus willkommen, wenn sie als solche gekennzeichnet und klar abgetrennt sind.
Die meisten Zeitungen glauben aber durchaus auch Botschaften absondern zu müssen; ob dies einem Bedürfnis der Leser entspricht oder doch eher dem der Journalisten, ist die Frage.

Die WZ entspricht eigentlich ganz gut diesem Anforderungsprofil: Sie informiert gut, hat einen akzeptablen Preis, die "features" sind meist gut als Diskussionsgrundlage geeignet.

Das Gebell des früheren schwarzen Kampfhundes A. Unterberger habe ich nie ganz ernst genommen, die Gutmensch-Missionierungsversuche des jetzigen Chefredakteurs zum Thema "Integration"werde ich so lange ignorieren und tolerieren als die anderen Kriterien stimmen. Was allerdings "Integration" mit der Zunahme von jüdischen Themen im Blatt zu tun hat, frage ich mich schon.

Freitag, 26. März 2010

Mißbrauch

Fast geniere ich mich, zuzugeben, daß ich in den 11 Jahren meiner katholischen Heimerziehung niemals sexuellem Mißbrauch ausgeliefert war.
Es wurmt mich ungemein, daß es unbedingt Boulevard-Leitmedien wie ORF, Profil, SPIEGEL etc. und ihre Abschreiber sein müssen, die hier in der notwendigen Aufklärung vorangehen, jene heuchlerischen Institutionen also, denen Moral nur dann am Herzen liegt, wenn sich Kapital daraus schlagen läßt.
Und was wird da für ein Mist zusammengeschrieben! Der Zölibat beispielsweise ist an sich nicht die Ursache von Mißbrauch, sondern selbst eine Folge der verqueren kirchlichen Sexual-Einstellung, die ihrerseits tiefe philosophisch-theologische Wurzeln hat; darum fällt auch ihre Anpassung so schwer. Kann man von Journalisten und „Experten“ verlangen, daß sie den Unterschied kennen zwischen dem Zölibat von Weltpriestern und dem Keuschheitsgelübde von Ordensleuten, welche ja meistens die Internate betreiben?
In jeder Art kollektiver Erziehung lauert die Gefahr des Machtmißbrauchs, deswegen ist sie nicht a priori zu verdammen. Ich persönlich verdanke dieser Erziehung neben einigen Problemen auch viel Positives, z. B. in meiner Entwicklung als soziales Wesen; Werte dieser Art haben allerdings in der heutigen Gesellschaft keinen Stellenwert mehr.

Mittwoch, 24. März 2010

Tugend

"Paulum sepultae distat inertiae celata virtus:"
[Verborgene Tugend ist wie ein totes Faultier.—Horaz, Od., iv. 9, 29.]

Siehe auch: "Wer leise spendet, ist verblendet...." aus Piri-Piri: TUT GUT

Ja, das ist die Wunderformel: Bereichere Dich unverschämt durch Gutes-Tun, niemand kann Dich mehr kritisieren!
Oder: Zeige mit dem Finger auf die eindeutigen Verfehlungen anderer - dann spricht niemand über Deine eigenen (siehe Kirche-Mißbrauchsdebatte).
Heute schmeissen die Sünder die ersten und größten Steine!

Generell gilt: Engagiere Dich für eine "gute Sache" und Du wirst gewinnen - zumindest Macht über Deine Mitmenschen (siehe Rauchverbots-"Diskussion")).

Freitag, 19. März 2010

FOREN

Die diversen User- und Leserforen bestehen aus einem Ozean von inhaltlichem und sprachlichem Dünnschiß, in dem nur gelegentlich kleine Bröcklein echter Information herumschwimmen. Es lohnt sich selten, darin zu fischen oder zu tauchen, man fühlt sich danach nur beschmutzt und bekommt den Gestank in der Nase nur schwer weg. Selten findet man Administratoren, die wirklich auf Netiqette achten, sie sind meistens vom selben Schlag wie die Autoren.
Was in den technischen bzw. hobby-orientierten Userforen oft für Blödsinn verzapft wird, ist eigentlich eher zum Lachen. Da liefern sich z. B. CANONisten und NIKONisten heftige Schlachten, oft über Produkte, die noch gar nicht am Markt erhältlich sind.
Am schlimmsten sind die Leserforen von Tageszeitungen, da lassen einige Leute im Schutz der Anonymität echt die Sau raus, insofern ist es fast schon wieder interessant, weil es ein Blick hinter die gesellschaftliche Fassade ist. Da sind Ausdrücke wie "rotes" oder "schwarzes Pack" noch vergleichsweise vornehm. So würde es ausschauen, wenn wir in einem anderen politischen Umfeld leben würden.
Wirklich widerlich sind mir aber die agressiven Pazifisten. Aus ihrer Wortwahl und Brutalität schließe ich, daß sie bei den ersten wären, die unter geänderten politischen Umständen und mit Macht versehen, andere Menschen drangsalieren ( oder mehr) würden. Niemand ist so gefährlich wie ein Mensch, der sich auf der Seite der Guten sieht; er ist durch nichts und niemanden mehr angreifbar.
Sehr lehrreich waren die Äußerungen im Forum des "STANDARD" beim Tod von J. Haider.
Dazuauch : Piri-Piri: TUT GUT und Piripiri: FOREN & LOGEN

Montag, 15. März 2010

Öffentlichkeit

Joseph Roth sagt, daß "...die Öffentlichkeit allmählich die Menschheit zu ersetzen beginnt".
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Deshalb ist auch wahre Menschlichkeit nicht mehr gefragt, nur mehr die "öffentliche Wirkung" der Menschlichkeit.

Mittwoch, 10. März 2010

Klimawandel (Montaigne)

Es ist sehr leicht, auf Postulaten Gedankengebäude jedweder Art zu errichten, denn kraft einer solchen die Regeln festlegenden Vorgabe lassen sich die übrigen Teile widerspruchsfrei zusammenfügen. Auf diese Weise finden wir unser Denken wohlbegründet und argumentieren stets treffend, nehmen unsere Lehrmeister in unserm Glauben doch von vornherein all den Raum in Anspruch und Besitz, den sie brauchen, um uns hernach welche Schlüsse auch immer plausibel zu machen - nicht anders, als es die Mathematiker mit ihren Axiomen tun. Unser Zustimmen und Gutheißen gibt ihnen freie Hand, uns bald links, bald rechtshin zu ziehen, bis wir nach ihrer Pfeife Pirouetten drehn. Wer immer unsren Glauben an seine Postulate zu gewinnen weiß, ist unser Herr und Gott.

Jenen, die mit Postulaten in den Kampf ziehen, muß man deren jeweilige Umkehrung ins Gesicht postulieren - hat doch jedes von Menschen verlautbarte Postulat soviel Gültigkeit wie irgendein andres, solang der Verstand keinen Unterschied zwischen ihnen feststellt. Deshalb muß man sie samt und sonders auf die Waage legen, vornehmlich die allgemeinen und solche, die uns tyrannisiern.

Sich sicher zu wähnen ist ein sichres Zeichen äußerster Unsicherheit
- und Torheit dazu;

Montaigne II/12 (Übersetzung H. Stilett)

Jenseits

Falls die Freuden, die du mir für das künftige Leben versprichst, von gleicher Art sind, wie ich sie hienieden empfunden habe, sind sie nicht unvergänglich. Selbst wenn all meine fünf Sinne vor Wonne überflössen und meine Seele von aller Glückseligkeit ergriffen würde, die sie sich zu wünschen und zu erhoffen vermag, wäre das immer noch nichts (denn wir wissen ja, wie schwach und unzulänglich ihre Kräfte letztlich sind).
Bleibt darinnen etwas nur, das mein,
kann nichts Göttliches darinnen sein.
Wenn es sich um nichts anderes handelt als das, was uns auch unsre jetzige Seinsweise ermöglicht, zählt es nicht.
Alles Glück der Sterblichen ist sterblich.
Solang uns etwa das Wiedersehn mit unseren Eltern, unseren Kindern und unsren Freunden im Jenseits noch zu rühren noch zu ergötzen vermag - solang wir noch an solchen Freuden hängen, bleiben wir im Bereich der irdischen und endlichen Güter.

Montaigne, Essais II/12

Montag, 8. März 2010

Philosophen

Warum haben denn keineswegs nur Aristoteles, sondern auch die meisten andern Philosophen es darauf an,gelegt, schwerverständlich zu schreiben, wenn nicht, um der Nichtigkeit des Gegenstands ein Ansehn zu geben und die Neugier unsres Geistes beschäftigt zu halten, indem sie ihm als Futter solch hohle und abgefleischte Knochen hinwerfen, auf daß er an ihnen herumnage? Kleitomachos erklärte, aus den Schriften des Karneades habe er niemals erkennen können, welcher Meinung er sei. Warum ist Epikur in seinen Werken dem Leichtverständlichen ausgewichen?

Warum tat Heraklit das gleiche (weswegen er der Dunkle genannt wurde)?
Die Schwerverständlichkeit ist ein Falschgeld, dessen sich die Gelehrten wie die Taschenspieler bedienen, damit die Nichtigkeit ihrer Kunst nicht ans Licht komme - und von
der menschlichen Dummheit wird es gern als gültiges Zahlungsmittel angenommen:
Der Ruhm des dunklen Heraklit glänzt allerorten
besonders in den hohlen Köpfen,
denn sie wähnen verborgne Klarheit
hinter rätselhaften Worten.
Clarus, ob obscuram linguam, magis inter inanes, Omnia enim stolidi magis admirantur amantque Inversis quae sub verbis latitantia cernunt.
Montaigne, Essais II/12

Wahrheit

Stets ist dem Wahren Unwahres beigemischt, und beide ähneln sich derart, daß es kein sicheres Kriterium für ein zustimmendes Urteil gibt.

Cicero in: Montaigne, Essais II/12

Hi sumus qui omnibus veris falsa quaedam adjuncta esse dicamus, tanta similitudine ut in iis nulla insit certe judicandi et assentiendi nota.

Nach dem umgekehrten Prinzip verfahren Politiker (und Journalisten), wenn sie der Unwahrheit stets ein Quentchen Wahrheit beimischen.

Mittwoch, 3. März 2010

Brandstetter

Bisher habe ich Alois Brandstetter sehr geschätzt und ich tue es noch. Geärgert habe ich mich nur, als ich zuletzt "Almträume" las. Er entblödet sich darin nicht, ausführlich und mehrfach darüber zu berichten, daß er sein Landhaus bei Pichl einem kurdischen Asylanten überlassen hat. Schön und ehrenvoll für ihn, aber warum breitet er das seitenweise aus? Was will er uns damit sagen? Daß er nicht so ist wie wir Zöllner dahinten....?
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Und was soll das Wort "leider", wenn er über den Antisemitismus vergangener Jahrhunderte berichtet? Er selber schreibt an anderer Stelle, daß man die Vergangenheit nicht mit dem Wissen der Gegenwart beurteilen darf.
Antisemitismus war im 19. JH und früher ein Kavaliersdelikt, siehe Fontane, Wagner; deren begeistertsten Anhänge waren nicht selten selber Juden, die offensichtlich dabei nichts fanden. Wir können das heute nicht verstehen, dabei sollten wir es belassen.

Empathie

Empathie hat Saison. Es ist süß und ehrenvoll, den ganzen Schmerz der Welt mit-zu-erleiden. In diesem Zusammenhang einige Beobachtungen, ohne daß ich einen kausalen Zusammenhang postulieren will.
  • Es scheint, daß die Empathie stärker wird mit der Distanz zum Objekt.
  • Häufig konnte ich beobachten, daß sie durchaus konform gehen kann mit rüder Behandlung der Nahestehenden, die man vielleicht als Teil seiner selbst sieht und spürt; vielleicht lieben die Empathiker insgeheim sich selbst nicht so sehr; aber lieben muss man ja.
  • Gerne wird bei der tätigen Ausübung der Empathie auf die Ressourcen von anderen zurückgegriffen, besonders gerne auf jene von Partnern, ob diese die empathischen Gefühle teilen oder nicht.
  • Die meisten beschränken sich auf Gute Worte und fordern von anderen die Guten Werke
  • In der Öffentlichkeit ist es gang und gäbe, daß man unausgesprochen die Mithilfe von anderen für die Mildtätigkeit verlangt, die man selber gerne ausüben will.
  • Soweit gut, wenn man selber auch was dazu beiträgt und nicht nur die anderen in die Pflicht nimmt.

Demokratie

"Es ist ein Unglück, so weit gekommen zu sein, daß als der beste Prüfstein der Wahrheit die Menge der Gläubigen gilt, in einem Gewimmel, in dem die Zahl der Narren die der Weisen um ein so Vielfaches übertrifft. "

Montaigne

Freitag, 12. Februar 2010

Radfahrer

Lustiges Erlebnis: Gestern gehe ich in Richtung Fußgängerübergang Praterstern, als ein Radfahrer in voller Schußfahrt auf der Schneefahrbahn um die Ecke Heinestrasse biegt, sodaß ihm nur Ausweichen oder Bremsen übrig geblieben wären - was er aber nicht will oder kann. Beiderseitige Schrecksekunde, durch abruptes Stehenbleiben meinerseits kann gerade noch eine Kollision vermieden werden. Der Radfahrer schreit mir wütend zu: "Ein bißl mehr Rücksicht, ein bißl mehr Rücksicht!".
Ich bin überzeugt, daß ihm und seinen Gesinnungsgenossen die Ironie der Situation gar nicht bewußt ist - und auch nicht bewußt zu machen ist.

Sie sind halt immer im Recht.

Sonntag, 7. Februar 2010

Othello-Mist

Gestern abend im Akademietheater die neue Inszenierung von Othello: Ein unglaublicher Mist wird da auf der Bühne produziert, sowohl im buchstäblichen wie übertragenen Sinn. Das Interessanteste war noch die Pause, in der eine Putzkolonne den Dreck wegschaffte, der in den ersten 3 Akten anfiel. Allein die unglaublich affektierte Sprechweise des Protagonisten Meyerhoff war penetrant, sollte wohl den Sprachduktus eines Schwarzen imitieren ?
Und wieder der deutsche Slang (wie auch bei M. Maertens). Wieso sind diese Herren bei uns Stars und nicht zuhause? Dabei gibt es genügend deutsche Schauspieler, die ganz ausgezeichnet sprechen können.
Shakespeare wird vom Regietheater anscheinend nur mehr als content engine mißbraucht, weil die Zeitgenossen nicht instande sind, packende Plots zu liefern. Daß sich dieser dubiose Regisseur auch gleich eine eigene Übersetzung gegönnt hat, hat natürlich nichts mit den Tantiemen zu tun! Dabei sehe ich schon ein, daß die Schlegel/Tieck-Übersetzungen auch ein falsches Bild ergeben: Da wurde der Eindruck erweckt, als sei Sh. ein deutscher Klassiker. Aber deutschen TV-Soap-Slang brauche ich wirklich nicht auf unseren Bühnen.
Ich wünsche mir eine "Originalklang"-Bewegung im Theater!
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Erheiternd: M. war am ganzen Körper schwarz geschminkt, hat aber dabei wohl vergessen, die Farbe auch unter der Vorhaut aufzutragen. Als er dann gegen Ende stückbedingt sich in Erregung steigerte, schimmerte es weiß von der dunklen Bühne...

Dienstag, 2. Februar 2010

Otello

Schöne StOp-Repertoire-Aufführung mit ausgezeichneten Protagonisten und einem erfahrenen Dirigenten.




Freitag, 29. Januar 2010

Die Bühne + Die Josefstadt

Ich bekomme die Zeitschrift "Die Bühne" unverlangt als Abonnent der Josefstadt. Bis jetzt habe ich mich immer nur über den boulevardesken Stil dieser Zeitschrift geärgert – zu viele Adjektive und Superlative für meinen Geschmack. Während der Chefredaktion Hirschmann näherte sich „Die Bühne“ manchmal bedenklich dem Niveau von „BRAVO“ (Ausgabe Hochkultur). Als ich aber aus der Jubiläumsnummer erfuhr, daß die Wurzeln der Zeitschrift in den Bekessy-Sümpfen liegen, war mir dann wieder alles klar („Karl Kraus – schau oba“)!

Nun stellt sich Hr. Peter Blaha in seinem Editorial entschlossen hinter die Direktion der Josefstadt, die sich ihrerseits „entschlossen hat, dem Thema Vergangenheitsbewältigung im Frühjahr einen eigenen Schwerpunkt zu widmen“.

Es drängt sich die Frage auf, WESSEN Vergangenheit hier eigentlich bewältigt werden soll? Die Vergangenheit der Theatermacher und der Redakteure kann ja wohl nicht gemeint sein, weil diese doch kaum vor den 50-iger-Jahren geboren und somit über jeden Verdacht erhaben sind. Diejenigen aber aus dem Leserkreis bzw. Publikum, welche die Nazizeit bewußt erlebt und mitgemacht haben, sind weit in den Achtzigern; dieser überlebende Rest ist als Zielgruppe doch schon sehr klein und hat wohl schwerere Sorgen als diesen "Schwerpunkt". Oder wollen die Herrschaften die Vergangenheit der Toten bewältigen?

Bleibt als Rest also nur meine Altersgruppe, heute so rund um den Siebziger: Haben die in den Jahren 38-45 Geborenen bereits als Kleinkinder soviel verwerfliches Gedankengut unbewußt aus der Muttermilch oder aus der Luft in sich hineingesogen, daß sie jetzt einer Bewältigungs-Therapie bedürftig sind?

Als Jahrgang 1943 muss ich allerdings gestehen, daß ich (wie viele andere meiner Generation) in meiner Jugend und danach mich v. a. der Bewältigung der Zukunft gewidmet habe; daß daraus eine Gegenwart geworden ist, die den jetzigen Generationen nicht mehr gefällt, ist sehr zu bedauern, hat allerdings m. E. andere Gründe als eine unbewältigte Vergangenheit, für die man ja doch wohl erst nach der Kindheit verantwortlich gemacht werden kann. Aber schon immer waren die Väter schuld.

Ich bin es wirklich leid, andauernd vonZeitungspapier, Bühnenbretter, Lautsprecher und Bildschirm herunter den moralischen Zeigefinger gezeigt zu bekommen – hauptsächlich deswegen, weil ich die Bevölkerungsgruppe der Künstler und Journalisten (ganz so wie die Politiker) ganz einfach nicht als moralische Instanzen akzeptiere; dazu habe ich zuviel Einblicke in diese Welt gehabt. Für mich beginnt die Anständigkeit in meinem familiären und beruflichen Umfeld, und nur wer das halbwegs „hinkriegt“, hat für mich die Berechtigung, sich zum Sittenrichter über andere aufzuschwingen.
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P. Blaha antwortet:
"Vielen Dank für Ihre Mail, mein Editorial betreffend. Ob in der BÜHNE zu viele Adjektve und Superlative vorkommen ist wirklich eine Geschmacksfrage, wie Sie selbst anführen. Adjektive sind aber nun einmal für eine Sprache essentiell und in einer Berichterstattung über künstlerische Äußerungen, die sich oft nichtsprachlicher Medien bedienen (z.B. die Musik) geradezu notwendig, um sich ihnen verbal zu nähern. Im übrigen glaube ich nicht, dass ein Beitrag wie jener über Aribert Reimann in der Februar-Ausgabe "BRAVO-Niveau" hat. Er vermeidet allerdings auch Fachtermini, weil er sich nicht an einen Experten-Kreis, sondern an ein breites Publikum richtet. Dazu bekennen ich mich als Chefredakteur.
Was das Thema Vergangenheitsbewältigung anlangt, so haben Sie zunächst einmal recht, was meine Generation betrifft. Ich bin 1959 geboren, habe die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus nicht miterlebt. Aber meine Leidenschaft für klassische Musik, die mich schon als Achtjährigen erfasst hatte, hat mir sehr bald schon Dinge vor Augen geführt, die ich als bedenklich und ungerecht empfand. Ich war zwar ein großer Verehrer von Karajan und Karl Böhm (letzteren habe ich sogar persönlich kennenlernen dürfen und viel Zeit mit ihm in Proben, Schallplattenaufnahmen, Konzerten und Opernvorstellungen verbracht), als ich aber Schallplatten von Fritz Busch, Erich Kleiber oder Otto Klemperer hörte, die mich nicht minder faszinierten und deren Qualitäten denjenigen eines Böhm oder Karajan nicht nachstanden, habe ich mich schon gefragt, wieso diese Männer in Deutschland und Österreich keine so wichtigen Positionen einnehmen konnten. Und siehe da, ich musste erfahren, dass man sie in der Nazi-Zeit teils verjagt hatte, teils waren sie von sich aus in die Emigration gegangen. Doch nach dem Krieg hat man sie nicht etwa zurückgeholt, was menschlich angebracht und künstlerisch geradezu das Gebot der Stunde gewesen wäre. Man hat sie bestenfalls als Gäste geduldet. Jene aber, die mit den Nazis kollaboriert hatten, bekamen auch nach 1945 wieder die wichtigen und einflussreichen Positionen.
Ganz besonders schlimm hat man Josef Krips mitgespielt. Im Krieg mit Arbeitsverbot belegt, hat er 1945 das österreichische Musikleben wieder aufgebaut, in der Oper, in Salzburg, mit den Philharmonikern. Doch nach 1947 hat man ihn zugunsten der gerade entnazifierten Musiker links liegen gelassen und ihm später sogar noch eine Konzertreise nach Russland, die er einzig auf Druck der österreichischen Regierung unternahm, um in den Staatsvertragsverhandlungen für positive Stimmung zu sogen, zum Vorwurf gemacht. Als Kommunist wurde er beschimpft, Menschen haben auf der Strasse vor ihm ausgespuckt. Wäre die Vergangenheit damals besser aufgearbeitet worden, wäre so etwas wahrscheinlich nicht möglich gewesen.
Nicht nur Ihre, auch meine Generation wurde noch mit bedenklichem Gedankengut großgezogen. Mit Vorurteilen anderen Menschen gegenüber ist man schnell zur Hand. Ich nehme mich da gar nicht aus, auch an mir selbst muss ich manchmal diese Tendenz feststellen, worauf ich mir dann aber die Mühe nehme, diese Vorurteile zu reflektieren. Was mir immer wieder auffällt ist, dass sich viele Menschen behaglich in ihren Vorurteilen einnisten und sie als schnelle und bequeme Rechtfertigung gebrauchen, die immer zu Hand ist, um nur ja nicht die Schuld bei sich selber suchen zu müssen. Daher ist Vergangenheitsbewältigung notwendig, um diese Mechanismen bewusst zu machen, auch den jüngeren Generationen, damit wir nicht wieder in eine Katastrophe stürzen wie 1938, von der es nachher hieß, das haben wir nicht gewusst und nicht gewollt. Das konnte jene Generation, die als erste die Erfahrung mit totalitären Systemen machte, noch mit einigem Recht von sich behaupten.
Jetzt aber sind wir klüger und können den Anfängen wehren. Dazu aber ist auch Vergangenheitsbewältigung notwendig, und dass sich das Theater in der Josefstadt dem verschreibt, ist eine tolle Haltung, die meinen Respekt und meine Hochachtung verdient. Man könnte es sich im Theater leichter machen, so nach dem Motto: Nur nicht anstreifen, niemanden vergrämen und sich auf seinen künstlerischen Erfolgen ausruhen. Dass dies Direktor Herbert Föttinger nicht tut, dass er sich seiner gesellschaftliche Verantwortung bewusst ist und danach handelt, verdient Hochachtung, die ich auszudrücken niemals zögern werde.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Blaha
Chefredakteur/ BÜHNE

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Ich glaube, er hat mich überhaupt nicht verstanden. Habe zuerst überlegt, zu antworten, aber es ist zwecklos: Wer derart auf dem hohen moralischen Ross sitzt, kann von dort durch nichts und niemand heruntergeholt werden. Deswegen sitzen die Leute ja dort so gerne....
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Interessant auch die präpotente Antwort aus der Josefstadt, wohin ich eine etwa gleichlautende Mail geschrieben hatte:

"Sehr geehrter Herr Kumpfmueller,

danke fuer Ihr Mail.

Ich halte es für ein Missverständnis, davon auszugehen, dass sich das Theater zum „Sittenrichter“ aufschwingen und (Ihnen?) eine „moralische Standpauke“ halten oder Sie „therapieren“ will. Das ist ein Kunst- und Diskursverständnis, das ich nicht teilen kann. Wenn man eine derartige Absicht wittert, muss es mühsam sein, einen Theaterabend unvoreingenommen zu rezipieren.
Meine Einschätzung ist, dass ein Künstler sich nicht in erster Linie mit Themen beschäftigt,
weil er will, dass ein Publikum sich damit beschäftigt.
Sondern weil er selbst sich damit auseinandersetzen will.
Ein Theaterabend ist ein Angebot an ein Publikum, einen solchen reflektierenden Weg mitzugehen.
So jedenfalls sehe ich das.
Beste Grüße aus der Josefstadt
CHS

Christiane Huemer-Strobele
Leitung Kommunikation JOSEFSTADT Theater"
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Nun, wenn man in der Josefstadt DAS unter Kommunikation versteht.....