Montag, 29. März 2010

Faschismus

Ignazio Silone:

„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“

Sonntag, 28. März 2010

Zeitungen

Ich verlange von einer Zeitung eigentlich nur, daß sie mich über das Geschehen in Wien, Österreich, Europa und Welt informiert und das möglichst ohne implizite wertende Kommentare. Meinungen sind mir durchaus willkommen, wenn sie als solche gekennzeichnet und klar abgetrennt sind.
Die meisten Zeitungen glauben aber durchaus auch Botschaften absondern zu müssen; ob dies einem Bedürfnis der Leser entspricht oder doch eher dem der Journalisten, ist die Frage.

Die WZ entspricht eigentlich ganz gut diesem Anforderungsprofil: Sie informiert gut, hat einen akzeptablen Preis, die "features" sind meist gut als Diskussionsgrundlage geeignet.

Das Gebell des früheren schwarzen Kampfhundes A. Unterberger habe ich nie ganz ernst genommen, die Gutmensch-Missionierungsversuche des jetzigen Chefredakteurs zum Thema "Integration"werde ich so lange ignorieren und tolerieren als die anderen Kriterien stimmen. Was allerdings "Integration" mit der Zunahme von jüdischen Themen im Blatt zu tun hat, frage ich mich schon.

Freitag, 26. März 2010

Mißbrauch

Fast geniere ich mich, zuzugeben, daß ich in den 11 Jahren meiner katholischen Heimerziehung niemals sexuellem Mißbrauch ausgeliefert war.
Es wurmt mich ungemein, daß es unbedingt Boulevard-Leitmedien wie ORF, Profil, SPIEGEL etc. und ihre Abschreiber sein müssen, die hier in der notwendigen Aufklärung vorangehen, jene heuchlerischen Institutionen also, denen Moral nur dann am Herzen liegt, wenn sich Kapital daraus schlagen läßt.
Und was wird da für ein Mist zusammengeschrieben! Der Zölibat beispielsweise ist an sich nicht die Ursache von Mißbrauch, sondern selbst eine Folge der verqueren kirchlichen Sexual-Einstellung, die ihrerseits tiefe philosophisch-theologische Wurzeln hat; darum fällt auch ihre Anpassung so schwer. Kann man von Journalisten und „Experten“ verlangen, daß sie den Unterschied kennen zwischen dem Zölibat von Weltpriestern und dem Keuschheitsgelübde von Ordensleuten, welche ja meistens die Internate betreiben?
In jeder Art kollektiver Erziehung lauert die Gefahr des Machtmißbrauchs, deswegen ist sie nicht a priori zu verdammen. Ich persönlich verdanke dieser Erziehung neben einigen Problemen auch viel Positives, z. B. in meiner Entwicklung als soziales Wesen; Werte dieser Art haben allerdings in der heutigen Gesellschaft keinen Stellenwert mehr.

Mittwoch, 24. März 2010

Tugend

"Paulum sepultae distat inertiae celata virtus:"
[Verborgene Tugend ist wie ein totes Faultier.—Horaz, Od., iv. 9, 29.]

Siehe auch: "Wer leise spendet, ist verblendet...." aus Piri-Piri: TUT GUT

Ja, das ist die Wunderformel: Bereichere Dich unverschämt durch Gutes-Tun, niemand kann Dich mehr kritisieren!
Oder: Zeige mit dem Finger auf die eindeutigen Verfehlungen anderer - dann spricht niemand über Deine eigenen (siehe Kirche-Mißbrauchsdebatte).
Heute schmeissen die Sünder die ersten und größten Steine!

Generell gilt: Engagiere Dich für eine "gute Sache" und Du wirst gewinnen - zumindest Macht über Deine Mitmenschen (siehe Rauchverbots-"Diskussion")).

Freitag, 19. März 2010

FOREN

Die diversen User- und Leserforen bestehen aus einem Ozean von inhaltlichem und sprachlichem Dünnschiß, in dem nur gelegentlich kleine Bröcklein echter Information herumschwimmen. Es lohnt sich selten, darin zu fischen oder zu tauchen, man fühlt sich danach nur beschmutzt und bekommt den Gestank in der Nase nur schwer weg. Selten findet man Administratoren, die wirklich auf Netiqette achten, sie sind meistens vom selben Schlag wie die Autoren.
Was in den technischen bzw. hobby-orientierten Userforen oft für Blödsinn verzapft wird, ist eigentlich eher zum Lachen. Da liefern sich z. B. CANONisten und NIKONisten heftige Schlachten, oft über Produkte, die noch gar nicht am Markt erhältlich sind.
Am schlimmsten sind die Leserforen von Tageszeitungen, da lassen einige Leute im Schutz der Anonymität echt die Sau raus, insofern ist es fast schon wieder interessant, weil es ein Blick hinter die gesellschaftliche Fassade ist. Da sind Ausdrücke wie "rotes" oder "schwarzes Pack" noch vergleichsweise vornehm. So würde es ausschauen, wenn wir in einem anderen politischen Umfeld leben würden.
Wirklich widerlich sind mir aber die agressiven Pazifisten. Aus ihrer Wortwahl und Brutalität schließe ich, daß sie bei den ersten wären, die unter geänderten politischen Umständen und mit Macht versehen, andere Menschen drangsalieren ( oder mehr) würden. Niemand ist so gefährlich wie ein Mensch, der sich auf der Seite der Guten sieht; er ist durch nichts und niemanden mehr angreifbar.
Sehr lehrreich waren die Äußerungen im Forum des "STANDARD" beim Tod von J. Haider.
Dazuauch : Piri-Piri: TUT GUT und Piripiri: FOREN & LOGEN

Montag, 15. März 2010

Öffentlichkeit

Joseph Roth sagt, daß "...die Öffentlichkeit allmählich die Menschheit zu ersetzen beginnt".
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Deshalb ist auch wahre Menschlichkeit nicht mehr gefragt, nur mehr die "öffentliche Wirkung" der Menschlichkeit.

Mittwoch, 10. März 2010

Klimawandel (Montaigne)

Es ist sehr leicht, auf Postulaten Gedankengebäude jedweder Art zu errichten, denn kraft einer solchen die Regeln festlegenden Vorgabe lassen sich die übrigen Teile widerspruchsfrei zusammenfügen. Auf diese Weise finden wir unser Denken wohlbegründet und argumentieren stets treffend, nehmen unsere Lehrmeister in unserm Glauben doch von vornherein all den Raum in Anspruch und Besitz, den sie brauchen, um uns hernach welche Schlüsse auch immer plausibel zu machen - nicht anders, als es die Mathematiker mit ihren Axiomen tun. Unser Zustimmen und Gutheißen gibt ihnen freie Hand, uns bald links, bald rechtshin zu ziehen, bis wir nach ihrer Pfeife Pirouetten drehn. Wer immer unsren Glauben an seine Postulate zu gewinnen weiß, ist unser Herr und Gott.

Jenen, die mit Postulaten in den Kampf ziehen, muß man deren jeweilige Umkehrung ins Gesicht postulieren - hat doch jedes von Menschen verlautbarte Postulat soviel Gültigkeit wie irgendein andres, solang der Verstand keinen Unterschied zwischen ihnen feststellt. Deshalb muß man sie samt und sonders auf die Waage legen, vornehmlich die allgemeinen und solche, die uns tyrannisiern.

Sich sicher zu wähnen ist ein sichres Zeichen äußerster Unsicherheit
- und Torheit dazu;

Montaigne II/12 (Übersetzung H. Stilett)

Jenseits

Falls die Freuden, die du mir für das künftige Leben versprichst, von gleicher Art sind, wie ich sie hienieden empfunden habe, sind sie nicht unvergänglich. Selbst wenn all meine fünf Sinne vor Wonne überflössen und meine Seele von aller Glückseligkeit ergriffen würde, die sie sich zu wünschen und zu erhoffen vermag, wäre das immer noch nichts (denn wir wissen ja, wie schwach und unzulänglich ihre Kräfte letztlich sind).
Bleibt darinnen etwas nur, das mein,
kann nichts Göttliches darinnen sein.
Wenn es sich um nichts anderes handelt als das, was uns auch unsre jetzige Seinsweise ermöglicht, zählt es nicht.
Alles Glück der Sterblichen ist sterblich.
Solang uns etwa das Wiedersehn mit unseren Eltern, unseren Kindern und unsren Freunden im Jenseits noch zu rühren noch zu ergötzen vermag - solang wir noch an solchen Freuden hängen, bleiben wir im Bereich der irdischen und endlichen Güter.

Montaigne, Essais II/12

Montag, 8. März 2010

Philosophen

Warum haben denn keineswegs nur Aristoteles, sondern auch die meisten andern Philosophen es darauf an,gelegt, schwerverständlich zu schreiben, wenn nicht, um der Nichtigkeit des Gegenstands ein Ansehn zu geben und die Neugier unsres Geistes beschäftigt zu halten, indem sie ihm als Futter solch hohle und abgefleischte Knochen hinwerfen, auf daß er an ihnen herumnage? Kleitomachos erklärte, aus den Schriften des Karneades habe er niemals erkennen können, welcher Meinung er sei. Warum ist Epikur in seinen Werken dem Leichtverständlichen ausgewichen?

Warum tat Heraklit das gleiche (weswegen er der Dunkle genannt wurde)?
Die Schwerverständlichkeit ist ein Falschgeld, dessen sich die Gelehrten wie die Taschenspieler bedienen, damit die Nichtigkeit ihrer Kunst nicht ans Licht komme - und von
der menschlichen Dummheit wird es gern als gültiges Zahlungsmittel angenommen:
Der Ruhm des dunklen Heraklit glänzt allerorten
besonders in den hohlen Köpfen,
denn sie wähnen verborgne Klarheit
hinter rätselhaften Worten.
Clarus, ob obscuram linguam, magis inter inanes, Omnia enim stolidi magis admirantur amantque Inversis quae sub verbis latitantia cernunt.
Montaigne, Essais II/12

Wahrheit

Stets ist dem Wahren Unwahres beigemischt, und beide ähneln sich derart, daß es kein sicheres Kriterium für ein zustimmendes Urteil gibt.

Cicero in: Montaigne, Essais II/12

Hi sumus qui omnibus veris falsa quaedam adjuncta esse dicamus, tanta similitudine ut in iis nulla insit certe judicandi et assentiendi nota.

Nach dem umgekehrten Prinzip verfahren Politiker (und Journalisten), wenn sie der Unwahrheit stets ein Quentchen Wahrheit beimischen.

Mittwoch, 3. März 2010

Brandstetter

Bisher habe ich Alois Brandstetter sehr geschätzt und ich tue es noch. Geärgert habe ich mich nur, als ich zuletzt "Almträume" las. Er entblödet sich darin nicht, ausführlich und mehrfach darüber zu berichten, daß er sein Landhaus bei Pichl einem kurdischen Asylanten überlassen hat. Schön und ehrenvoll für ihn, aber warum breitet er das seitenweise aus? Was will er uns damit sagen? Daß er nicht so ist wie wir Zöllner dahinten....?
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Und was soll das Wort "leider", wenn er über den Antisemitismus vergangener Jahrhunderte berichtet? Er selber schreibt an anderer Stelle, daß man die Vergangenheit nicht mit dem Wissen der Gegenwart beurteilen darf.
Antisemitismus war im 19. JH und früher ein Kavaliersdelikt, siehe Fontane, Wagner; deren begeistertsten Anhänge waren nicht selten selber Juden, die offensichtlich dabei nichts fanden. Wir können das heute nicht verstehen, dabei sollten wir es belassen.

Empathie

Empathie hat Saison. Es ist süß und ehrenvoll, den ganzen Schmerz der Welt mit-zu-erleiden. In diesem Zusammenhang einige Beobachtungen, ohne daß ich einen kausalen Zusammenhang postulieren will.
  • Es scheint, daß die Empathie stärker wird mit der Distanz zum Objekt.
  • Häufig konnte ich beobachten, daß sie durchaus konform gehen kann mit rüder Behandlung der Nahestehenden, die man vielleicht als Teil seiner selbst sieht und spürt; vielleicht lieben die Empathiker insgeheim sich selbst nicht so sehr; aber lieben muss man ja.
  • Gerne wird bei der tätigen Ausübung der Empathie auf die Ressourcen von anderen zurückgegriffen, besonders gerne auf jene von Partnern, ob diese die empathischen Gefühle teilen oder nicht.
  • Die meisten beschränken sich auf Gute Worte und fordern von anderen die Guten Werke
  • In der Öffentlichkeit ist es gang und gäbe, daß man unausgesprochen die Mithilfe von anderen für die Mildtätigkeit verlangt, die man selber gerne ausüben will.
  • Soweit gut, wenn man selber auch was dazu beiträgt und nicht nur die anderen in die Pflicht nimmt.

Demokratie

"Es ist ein Unglück, so weit gekommen zu sein, daß als der beste Prüfstein der Wahrheit die Menge der Gläubigen gilt, in einem Gewimmel, in dem die Zahl der Narren die der Weisen um ein so Vielfaches übertrifft. "

Montaigne