Dienstag, 7. Juni 2011

Walküre 110605

Die Walküre vom Sonntag war ein schönes Erlebnis, schöner als es die "professionelle" Kritik vermuten läßt. Mir hat z.B. Fr. Merbeth ganz gut gefallen, auf Ventris ist offensichtlich immer Verlaß und T. Konieczny ist schon allein als Darsteller ein Genuß. F. Welser-Möst hat wieder ordentlich musiziert, wofür ihm m. E.  ordentlicher „Beifall“ gebührt hätte, aber nicht „Jubel“; aber manche Leute jubeln (d.h. heulen) halt gerne. Der Platz war sehr schön, bot guten Blick auf die Holzbläser und Hörner, was ich gerne habe. In der ersten Reihe der Parterrelogen saßen reihenweise die höheren Töchter eines Schweizer Nobelinternats (vermute ich), sind ja nicht billig, diese Plätze. Soweit war es ja nicht störend, weil sie sich – zwar sichtlich arg gelangweilt – zumindest akustisch ruhig verhielten. Das Girl vor mir allerdings begann in der Schlußszene „In festen Schlaf …“ sich ihre üppigen Haare zu richten…was macht man da als alter Mann, man kann sie ja nicht antippen bei ihrem schulterfreien Kleid. Nun, ich habe halt die Augen geschlossen. Sachen erlebt man schon…


Samstag, 4. Juni 2011

Harnoncourt und Rossini ... und Kritiker

SPIEGEL: Ihre Abneigung gegen Rossini ist legendär.

Harnoncourt: Ich finde es wirklich brillant, was er kann. Ich hätte gar nichts dagegen, einen guten Rossini aufzuführen; aber dass ein Komponist sein Leben lang keinen Herzenston hinkriegt, das ist merkwürdig.

Heinrich HEINE:Die Verächter italienischer Musik, die auch dieser Gattung den Stab brechen, werden einst in der Hölle ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen und sind vielleicht verdammt, die lange Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hören als Fugen von Sebastian Bach..... Rossini, divino Maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest! verzeih  meinen armen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier und auf Löschpapier! Ich aber erfreue mich deiner goldenen Töne, deiner melodischen Lichter, deiner funkelnden Schmetterlingsträume, die mich so lieblich umgaukeln und mir das Herz küssen wie mit Lippen der Grazien! Divino Maestro, verzeih meinen armen Landsleuten, die deine Tiefe nicht sehen, weil du sie mit Rosen bedeckst, und denen du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbeflügelt!

q.e.d.

Was Harnoncourt dann noch über Richard Strauß sagte, hat er sich von H. Weigel ausgeliehen: Sie werfen ihm vor, daß er - das größte Talent seit Mozart - den Zeitgeschmack bedient hätte. Mein Gott, das hat doch Mozart auch - oder meinen sie, er hätte für die Kritiker im 20. Jh. geschrieben? Auf jeden Fall hat Strauß  auf seine Art zigtausend mal mehr Menschen glücklich gemacht als die, welche Kritik-konform geschrieben haben.

Ich glaube, sie nehmen R. Strauß übel, dass er nicht auch früh gestorben ist wie Mozart, Schubert....

Alle diese Herren können nicht existieren, ohne ihren eigenen Geschmack zu verabsolutieren: Hanslick, Weigel, MRR ......Hr. Edwin Baumgartner von der WZ möchte sich auch gerne in dieser Reihe sehen, aber es fehlt im ein bisschen das Format dafür. Als (eb) entblödete er sich nicht, dem Bayreuther Ring von Thielemann "längst überholtes Pathos" zu attestieren. Ich denke wohl eher, dass solche GerneGroßkritiker überholt sind.
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Im Übrigen steht es natürlich jedermann frei, seine Vorlieben und Abneigungen in der Musik kundzutun. Ich frage mich nur, warum niemand öffentlich sagt, er mag Gustav Mahler nicht. Dabei muss es es solche Leute geben, schon rein statistisch!

Dazu ein interessantes Zitat aus dem NEW YORKER:

March 17, 2010 
Thielemann Confesses
Posted by Alex Ross 

What does Christian Thielemann think of the music of Gustav Mahler? The German conductor, possibly the most convincing Wagner interpreter of our day, was recently asked that question at a Munich press conference, and it was a charged query: for some years, Thielemann has been trailed by rumors of reactionary political sympathies, even of anti-Semitism, and his avoidance of Mahler has in some places been taken as evidence of his alleged views. Jens Laurson, of the ionarts blog, attended the press conference, and notes that Thielemann’s response to the Mahler question took a surprising twist. The conductor said: “Mahler’s music lends itself most to those conductors who know how to hold back, who are good at understatement. That doesn’t exactly accommodate my conducting style; I’ve not been terribly successful at that yet. The music of Mahler is already so full of effects, if you are tempted to add anything, you only make it worse. I admire those conductors who achieve that certain noblesse—which is what I desire to achieve, eventually. Not always to enhance something.” 

Hab' ich mir's doch gedacht!

Und hier noch etwas viel Besseres:
 http://www.welt.de/kultur/musik/article13361719/Thielemann-irritiert-mit-fragwuerdigen-Strauss-Werken.html

Alles klar!? Wer Mahler nicht mag, wohl aber Richard Strauss, ist ANTISEMIT!!!