Montag, 27. Februar 2012

Oh Deutschland

Sterben für's Vaterland

War einst Dein Zeichen.

Kämpfen für's Flaschenpfand

Muß heute reichen.

FOREN

Wieder einmal versuchte ich, einem Internet-Forum beizutreten, aber....hier ein Briefwechsel in Auszügen:

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Lieber Mitgliedsbewerber,
Sie haben sich bei Tamino Klassikforum registriert Um festzustellen, daß es sich um ein "reales " Mitglied handelt - und keine Fakeanmeldung - ersuche ich Sie - mir Ihre Daten, wie:
Realname , Adresse und Festnetz-Telefonnummer zu übersenden (Die Daten werden nicht veröffentlicht und auch nicht an Dritte weitergegeben)
JEDOCH: Es muss eine Nummer sein, die im TELEFONBUCH STEHT, ansonst hat sie keinen Aussagewert. Wer also nicht im Telefonbuch steht, der braucht gar nicht erst versuchen eine Freischaltung zu bekommen - Ich antworte dann (aus Zeitgründen) nicht.
Eine anonyme Anmeldung wird es bei Tamino nie mehr geben - wir hatten schlechte Erfahrungen
[b]Da das Forum aus Sicherheitsgründen über kein Postfach mehr verfügt bitte ausschließlich an meine email-Adresse:[/b]
adventuremail@aon.at
(diese Adresse ist im Impressum des Forums ebenfalls angeführt)
Sie erhalten dann binnen 1-48 Stunden einen Telefonanruf, der Ihre Identität bestätigt. Zugleich können wir gemeinsam besprechen ob Tamino ihren Vorstellungen entspricht und ob Sie zu uns passen.
Sollte dies der Fall sein erfolgt anschliessend die Freischaltung zum Status eines Neuling-Mitglieds und somit Schreibrechte für Beiträge in diesem Forum.
PN und Lesen der Mitgliedslisten wird jedoch nicht mehr möglich sein. Diese Funktionen werden nach schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit - nicht mehr zur Verfügung gestellt.
[b]
Einschränkungen:
Wer selbst eine Website zum Thema "Klassische Musik" betreibt kann nicht Mitglied bei Tamino werden. Wir sehen hier einen klassischen Interessenskonflikt.
Werbung im Tamino Klassikforum - direkt oder indirekt -sowie Links auf eigene Produkte sind nur gegen eine Werbevergütung gestattet.
Dies ist mit der Forenleitung abzustimmen.
Jeder Versuch diese Regel zu umgehen zieht den sofortigen Ausschluß aus unserem Forum nach sich.[/b]
Sollten Sie sich jedoch NICHT bei Tamino angemeldet haben, oder Sie Ihre Anonymität unter gar keinen Umständen aufgeben wollen, dann brauchen Sie nicht zu reagieren: Binnen weniger Stunden/Tage lösche ich formlos Ihre Anmeldung.

Freundliche Grüße aus Wien
Alfred Schmidt
Tamino Klassikforum
Verwaltung

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S.g. Hr. Schmidt!

Wie schon bei meinem ersten "Anmeldeversuch" mitgeteilt, habe ich keine Festnetz-Nummer mehr, seit ich in Pension bin und nur die Hälfte des Jahres zuhause. Da Ihre Anforderungen so streng sind, erhebt sich überhaupt die Frage, ob ich in dieses Forum passe, das sich selbst doch eher elitär sieht; vor allem ist nicht sicher, ob ich "hochwertige Beiträge" zuwegebringe. Ich bin nur ein einfacher Klassik- bzw. Opern-Freund, der sich gerne über einschlägige Themen informiert und sich - nicht allzu hochgestochen - darüber unterhält. Ich trage z.B. auch keinen Chronometer, sondern nur eine einfache, schöne Uhr mit Handaufzug.

Wenn diese Grund-Einstellung den Ansprüchen dieses Forums nicht genügt, muß ich halt "ohne Meister selig sein".


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Sehr geehrter Hr. Schmidt!

Zur Vorbereitung auf das Initiationsgespräch habe ich mir noch einmal die Forenregeln und -bedingungen genau durchgelesen. Dabei ist mir auch der Name des Forums klar geworden: Um in den Tempel der Weisheit zu gelangen, muß man erst durch diverse Prüfungen und darf sich auch von Geharnischten nicht abschrecken lassen. Nun, soviel liegt mir auch wieder nicht an Sarastro's oder Paminen's Gunst....

Ironie beiseite: Der Prüfung "sprachlich artikulieren können und entweder Konzert- oder Opernliebhaber sein, bzw idealerweise CDs sammeln" würde ich wohl standhalten können, nicht aber jener der Post-Regelmäßigkeit und würde so früher oder später ein Opfer Ihrer "formlosen" Säuberungsmaßnahmen.

Wohlgemerkt: Die Rigidität Ihrer Regeln finde ich schon in Ordnung, mir ist der rüde Umgangston in anderen Foren ein Greuel, aber bei Ihnen ist mir doch zuviel Tabulatur. Als Pensionist habe ich keine Lust mehr darauf, mich immer wieder beweisen zu müssen.

Ich bitte um Verständnis, dass ich deswegen von einer Mitgliedschaft Abstand nehme und entschuldige mich dafür, Aufwand verursacht zu haben. - Ja, noch was: Sie schreiben in Ihren preliminaries: "Mitlesen ist ohnehin möglich". Das dürfte nicht (mehr?) ganz stimmen. Oft stosse ich beim Googeln nach musikalischen Fragen auf eine Ihrer Seiten und kann diese in den seltensten Fällen lesen.

Alleswisser

Selbstbewußt.
Ich bin ein wirklich bescheidener Mann,
Den Selbstlob würde kränken, -
Daß ich mir etwas nicht denken kann,
Das kann ich mir nicht denken.
                                                                                   (Julius Stettenheim,1831-1916)
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Fromme und Leugner sind Brüder, denn beide behaupten zu wissen.
Nur wer den Zweifel erträgt, ist von ganz anderem  Schlag.
AusPiri-Piri: HÖHERES
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Karl Popper sagt dasselbe, nur etwas unfreundlicher:
"Wir wissen nicht, sondern wir raten. Obwohl das naturwissenschaftliche Wissen kein Wissen ist, ist es das beste, das wir auf diesem Gebiet haben. Ich nenne es Vermutungswissen - mehr oder weniger, um die Leute zu trösten, die sicheres Wissen wollen und glauben, es nicht entbehren zu können. Das  sind nämlich die gefährlich suggestionsbedürftigen Menschen, die Menschen, denen der Mut fehlt, ohne Sicherheit, ohne Gewißheit, ohne Autorität, ohne einen Führer zu leben. Man könnte vielleicht sagen: Es sind die Menschen die im Kindesalter steckengeblieben sind."
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Mir als" Montaigne-Jünger" sind Leute verdächtig, die über die Wahrheit zu verfügen glauben:
"Es ist eine Torheit, das Wahre und das Falsche nach unserer Fassungskraft zu messen...es ist andererseits eine törichte Anmaßung, hinzugehen und alles als falsch zu verurteilen und zu verwerfen, was  uns    nicht    wahrscheinlich   vorkommt: welches  der übliche Fehler derer ist, die einen über das gemeine Maß  erhabenen  Geist  zu besitzen glauben."
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Jeder Fromme - und die meisten Heiligen - wurden manchmal vom Zweifel befallen. Das ist etwas, was einem "bekennenden" Atheisten niemals passieren wird. Schon deshalb sind sie für mich un-glaub-würdig. - 
Überhaupt gibt es sehr wenig wirklich "Ungläubige": Diejenigen, die nicht an Gott glauben können, glauben umso fester, dass es ihn nicht gibt.

⇨ ⇨ http://kumpfuz.blogspot.com/2017/03/anmaungen.html
⇨ ⇨ https://kumpfuz.blogspot.com/2015/05/der-da-sagt.html

Schopenhauer darf auch nicht fehlen:
Das, was man weiß, hat doppelten Wert, wenn man zugleich das, was man nicht weiß, nicht zu wissen eingesteht. 

...und Kant sowieso:

Alle Aufgaben auflösen und alle Fragen beantworten zu wollen würde eine unverschämte Großsprecherei und ein so ausschweifender Eigendünkel sein, daß man dadurch sich sofort um alles  Zutrauen bringen müßte.

🙈🙊🙈

Und zum Schluß: Tao Te King, 71 

  • Nichtwissen ist wahres Wissen.
  • Anzunehmen, man wisse, ist eine Krankheit.
  • Sieh zunächst ein, dass du krank bist; dann bist du auf dem Weg zur Gesundheit.
  • Ein Meister ist sein eigener Arzt. Er hat sich von allem Wissen kuriert. Folglich ist er wahrhaft ganz.

Freitag, 24. Februar 2012

Krieg und Frieden


„Si vis pacem, para bellum“ – Wenn Du den Frieden willst, rüste für den Krieg. 
Schöner alter Spruch, sehr nützlich für die Rüstungsindustrie - denn wie das Leben so spielt, will auch Rüstung immer weiter wachsen, und damit das geht, braucht es hin und wieder einen Krieg, der Platz schafft für Nachrüstung. Am besten eignen sich dafür immer noch Präventivkriege.
Dazu kommt: Wenn eine Rüstungs-Maschinerie einmal so richtig in Fahrt  gekommen ist, wenn alles so wunderbar perfekt funktioniert, dann muss es auch angewendet werden und schiesst dann gern weit über das  ursprünglich angegebene Ziel hinaus: Wehe, wenn sie erst einmal losgelassen. Einbremsung ohne Niederlage ist  nur durch Geldmangel möglich. An Beispielen in der Geschichte mangelt es nicht, und wie ich fürchte, auch nicht in der nahen Zukunft im Nahen Osten. Israels perfekte Militärmaschinerie will endlich wieder einmal richtig eingesetzt werden, nicht nur in kleinen Scharmützeln.
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Beispiel: Das bomber command unter Marschall Harris bombte noch lange weiter, als es militärisch schon keinen Sinn mehr machte - so musste z. B. Dresden dran glauben - nur weil sie es so gut konnten.

Recht

>Recht< ist in dieser lieben Welt:
Was, wer's nicht hat, zuletzt behält.

Ernst Frhr.von Feuchtersleben

Montag, 20. Februar 2012

Theaterstaub

Zum WZ-Feuilleton vom 18.2.12: 
Ach, wie ist die junge Dame doch fortschrittlich: Dürrenmatt und Wilder sind "angestaubt",ihre Stücke sind veraltete "Sinnsucherdramen". Ja, den Sinn darf auf dem heutigen Theater der Zuschauer auf keinen Fall selber suchen, der wird ihm von Regisseur und Dramaturg schon fertig vorgesetzt. Schmeckt leider immer gleich - nach Antifa-Würzmischung. Vergangenheit darf dabei nur in Bewältigungsform vorkommen.Dass die erwähnten Herren damals einfach phantastische Stücke geliefert haben, das tut heute nichts zur Sache. Die gegenwärtigen dramatischen Hervorbringungen haben hingegen auf Grund ihrer Halbwertszeit gar keine Chance, jemals angestaubt zu werden

Freitag, 17. Februar 2012

Missbrauchsopfer

"Es ist eine Schande, die meisten unserer Wörter sind mißbrauchte Werkzeuge, die oft noch nach dem Schmutz riechen, in dem sie die vorigen Benutzer entweihten".
(Lichtenberg)
Aber gerade diese Wörter eignen sich dann vorzüglich, Aussagen abzuwerten, wenn man das mit ihrem Inhalt nicht kann.

Dienstag, 14. Februar 2012

Methode Bernhard

Versuch's und übertreib's einmal,
Gleich ist die Welt von dir entzückt.
Das Grenzenlose heißt genial,
Wär's auch nur grenzenlos verrückt.

Paul Heyse.

Bosheiten


Warum sie doch zu Schutz und Trutz
die Tonart stets verschärfen?
Nicht formen läßt sich jeder Schmutz;
Doch jeder läßt sich werfen.

Soll sich dein Name schnell verbreiten
Durch alle Länder, So kleide
Selbstverständlichkeiten
In neue Gewänder.

Wer Einlaß heischt in einer Innung,
Der merke sich das Feldgeschrei
Und lege sich vor allem bei
Die vorschriftsmäßige Gesinnung.

Willst Du ein Weilchen mit gutem Glücke
Deine Entbehrlichkeit verhüllen,
Dann erfinde Dir eine Lücke,
Und das Bedürfnis, sie auszufüllen.

Wie wird die alte Stiefelsohle
Genießbar für den nächsten Schmaus?
Man gießt die neueste Parole
Alt Bratensoße drüber aus.

Kaum daß sie die Feder eingetunkt,
Verkünden sie voll Begier;
"Jetzt kommt der große Wendepunkt!"
Will sagen: "Jetzt kommen wir."



Weiß nicht, was echte Künstler sollen
Mit eurem theoretschen Schwulst;
Kunst kommt von Können, nicht von Wollen:
Sonst hieß es „Wulst.“



LUDWIG FULDA 1862-1939

Donnerstag, 9. Februar 2012

Alter

Zwei wunderbare Passagen von Schopenhauer zu Thema Alter:
 "Man pflegt die Jugend die glückliche Zeit des Lebens zu nennen, und das Alter die traurige. Das wäre wahr, wenn die Leidenschaften glücklich machten. Von diesen wird die Jugend hin und her gerissen, mit wenig Freude und vieler Pein. Dem kühlen Alter lassen sie Ruhe, und alsbald erhält es einen kontemplativen Anstrich: denn die Erkenntnis wird frei und erhält die Oberhand. Weil nun diese, an sich selbst, schmerzlos ist, so Wird das Bewusstsein, je mehr sie darin vorherrscht, desto glücklicher. ….
Die Jugend ist die Zeit der Unruhe; das Alter die der Ruhe: schon hieraus ließe sich auf ihr beiderseitiges Wohlbehagen schließen. Das Kind streckt seine Hände begehrlich aus, ins Weite, nach allem, was es da so bunt und vielgestaltet vor sich sieht: denn es wird dadurch gereizt; weil sein Sensorium noch so frisch und jung ist. Dasselbe tritt, mit größerer Energie, beim ]üngling ein. Auch er wird gereizt von der bunten Welt und ihren vielfältigen Gestalten: sofort macht seine Phantasie mehr daraus, als die Welt je verleihen kann. Daher ist er voll Begehrlichkeit und Sehnsucht in’s Unbestimmte: diese nehmen ihm die Ruhe, ohne welche kein Glück ist. Im Alter hingegen hat sich das alles gelegt; teils weil das Blut kühler und die Reizbarkeit des Sensoriums minder geworden ist; teils weil Erfahrung über den Wert der Dinge und den Gehalt der Genüsse aufgeklärt hat, endlich auch weil man nunmehr tausend Chimären allmälig losgeworden ist, welche früher die freie und reine Ansicht der Dinge verdeckten und entstellten; so dass man jetzt alles richtiger und klarer erkennt und es nimmt für das, was es ist. Durch dies alles ist demnach Ruhe herbeigeführt worden: diese aber ist ein großer Bestandteil des Glücks; wenn nicht gar die Hauptsache.

Ferner meint man, das Los des Alters sei Krankheit und Langeweile. Erstere ist dem Alter gar nicht wesentlich, zumal nicht, wenn dasselbe hoch gebracht werden soll: denn crescente vita, crescit sanitas et morbus. Und was die Langeweile betrifft, so habe ich oben gezeigt, warum das Alter ihr sogar weniger, als die Jugend, ausgesetzt ist: auch ist dieselbe durchaus keine notwendige Begleiterin der Einsamkeit, welcher, aus leicht abzusehenden Ursachen, das Alter uns allerdings entgegenführt; sondern sie ist es nur für diejenigen, welche keine anderen, als sinnliche und gesellschaftliche Genüsse gekannt, ihren Geist unbereichert und ihre Kräfte unentwickelt gelassen haben. Zwar nehmen, im höheren Alter, auch die Geisteskräfte ab: aber wo viel war, wird zur Bekämpfung der Langenweile immer noch genug übrig bleiben. Sodann nimmt, wie oben gezeigt worden, durch Erfahrung, Kenntnis, Übung und Nachdenken, die richtige Einsicht immer noch zu, das Urteil schärft sich und der Zusammenhang wird klar: so hat dann, durch immer neue Kombinationen der aufgehäuften Erkenntnisse und gelegentliche Bereicherung derselben die eigene innerste Selbstbildung, in allen Stücken, noch immer ihren Fortgang, beschäftigt, befriedigt und belohnt den Geist. Durch dieses alles wird die erwähnte Abnahme in gewissem Grade kompensiert. Zudem läuft, wie gesagt, im Alter die Zeit viel schneller; was der Langenweile entgegenwirkt. Die Abnahme der Körperkräfte schadet wenig, wenn man ihrer nicht zum Erwerbe bedarf. Armut im Alter ist ein großes Unglück. Ist diese gebannt und die Gesundheit geblieben; so kann das Alter ein sehr erträglicher Teil des Lebens sein. Bequemlichkeit und Sicherheit sind seine Hauptbedürfnisse: daher liebt man im Alter, noch mehr als früher, das Geld; weil es den Ersatz für die fehlenden Kräfte gibt. Von der Venus entlassen, wird man gern eine Aufheiterung beim Bacchus suchen." 
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 "Mit zunehmendem Alter wird jedoch das sapere aude in diesem Stücke immer leichter und natürlicher, und in den sechsziger Jahren ist der Trieb zur Einsamkeit ein wirklich naturgemäßer,
ja instinktartiger. Denn jetzt vereinigt sich Alles, ihn zu befördern.
 Von tausend Täuschungen und Thorheiten ist man zurückgekommen; das aktive Leben ist meistens abgethan, man hat nichts mehr zu erwarten, hat keine Pläne und Absichten mehr; die Generation, der man eigentlich angehört, lebt nicht mehr; von einem fremden Geschlecht umgeben, steht man schon objektiv und wesentlich allein. Dabei hat der Flug der Zeit sich beschleunigt, und geistig möchte man sie noch benutzen. Denn, wenn nur der Kopf seine Kraft behalten hat; so machen jetzt die vielen erlangten Kenntnisse und Erfahrungen, die allmälig vollendete Durcharbeitung aller Gedanken und die große Übungsfertigkeit aller Kräfte das Studium jeder Art interessanter und leichter, als jemals. Man sieht klar in tausend Dingen, die früher noch wie im Nebel lagen: man gelangt zu Resultaten ....
 In Folge langer Erfahrung hat man aufgehört, von den Menschen viel zu erwarten; da sie,
im Ganzen genommen, nicht zu den Leuten gehören, welche bei näherer Bekanntschaft gewinnen: vielmehr weiß man, daß, von seltenen Glücksfällen abgesehn, man nichts antreffen wird, als sehr defekte Exemplare der menschlichen Natur, welche es besser ist, unberührt zu lassen.
Man ist daher den gewöhnlichen Täuschungen nicht mehr ausgesetzt, merkt Jedem bald an was er ist und wird selten den Wunsch fühlen, nähere Verbindung mit ihm einzugehn. Endlich ist auch, zumal wenn man an der Einsamkeit eine Jugendfreundin erkennt, die Gewohnheit der Isolation und des Umgangs mit sich selbst hinzugekommen und zur zweiten Natur geworden."

A.Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit

IRAN-Israel

Keinem vernünftigen Menschen im Westen wird es gefallen, wenn der Iran an die Atombombe kommt, aber dass sich der Westen (via USA) in der Geiselhaft israelischer Ultras befindet, ist auch nicht wirklich beruhigend. Verschwörungstheorie? Nun, in der Praxis hat Israel die Bombe und Avigdor Liberman sitzt für meinen Geschmack ein bisschen zu nahe am roten Knopf.
Pyromanen sind ja bekanntlich sehr am Brandschutz interessiert.

Mitleid

"Mitleid ganz allein ist die wirkliche Triebfeder aller freien Gerechtigkeit und aller ächten Menschenliebe. Nur sofern eine Handlung aus ihm entsprungen ist, hat sie moralischen Werth."
A. Schopenhauer.

Montag, 6. Februar 2012

Kritiker


"Da stoße ich denn, als auf die lautesten, zuerst auf die Journalisten. In der Regel wird einer nur Journalist,
wenn er die traurige Erfahrung gemacht hat, dass es ihm an Fähigkeiten in jedem Fache des menschlichen 
Wissens und Vermögens gebreche.
Wer etwas weiss oder etwas kann, der schreibt etwas und nicht über etwas. Wer selbst etwas kann, 
kann auch das beurteilen, was andere gemacht haben. Die gewöhnliche Kritik zieht sich ihre Regeln
aus dem Vorhandensein ab, mit dem sie das Neue vergleicht. 
Nimmt sie nun Meisterstücke zum Maße
so wird sie ungerecht, da Meisterstücke zu verehren, aber nicht zu begehren sind; vergleicht sie aber 
das Unbedeutende miteinander, so vergisst sie, dass das Unbedeutende und Zufällige auf Millionen
verschiedene Art da sein kann und davon Tassos Wort gilt: 
's'ei piace ei lice‘ :Erlaubt ist, was gefällt."

Grillparzer, Tagebuch.

Rentenklau 1953

man sieht, die ÖVP bleibt sich treu
die SPÖ hatte damals viel Erfolg mit diesem Slogan

Samstag, 4. Februar 2012

BAHN = BAU

Die meisten Artikel zum Thema Bahn gehen von falschen Voraussetzungen aus:

Die Eigentümer und teilweise auch die Betreiber interessieren sich nicht für die Menschen mit ihrem Bedürfnis, möglichst rasch, bequem und billig von einem Ort zum anderen zu kommen, sondern für die Reisenden als Konsument von Erzeugnissen aus Handel und Industrie.

Der Passagier "("AX" im Flugverkehr, wo diese Betrachtungsweise schon lange üblich ist) ist sozusagen das Wasser, das im Vorbeifließen die Turbinen des Handels und der Industrie antreibt.

Beim Bahnhofs-BAU interessiert nicht der Reisende als Reisender, sondern als Ein- oder Aussteiger sowie als Wartender, insofern er lokale Infrastruktur benützen kann oder muss. Der Reisende in Bewegung ist wichtig allein dadurch, dass er dabei andere Produkte der BAU-Wirtschaft benützen muss: Gleis-BAU, Lokomotiv- und Waggon-BAU, Brücken-BAU und selbstverständlich Tunnel-BAU.
Wer das übertrieben findet, soll sich die Besetzung der Spitzenposten in Gegenwart und Zukunft anschauen.

Ganz klar ist indes: Nicht ein für die Reisenden zufriedenstellender Betrieb ist das Hauptziel der Bahnmanager, sondern die Aus- und Abschöpfung seiner Kaufkraft.

Ethikunterricht

...sollte man nicht nur an Volksschulen, sondern v. a. der Wirtschaftsuniversität lehren, aber man wird wohl keinen Professor dafür finden.

Radwege in Wien

Der  erfolgte Umbau des Radweges beim „Hansy-Eck“ (früher „Eminger-Eck“) am Praterstern ist eine reife Humorleistung der Stadt Wien:

· Der beste Witz war das Schild mit der Aufforderung „Radfahrer absteigen“ .Wohnlagebedingt komme ich dort mehrmals am Tage vorbei und habe während der ganzen Umbautage keinen einzigen Radfahrer im Schiebezustand erlebt, dafür aber einige artistische Aktionen zur Verhinderung von bilateralen oder Fußgänger-Beschädigungen. Offensichtlich haben moderne Fahrräder nur defekte oder überhaupt keine Bremsen.
· Der größte Witz aber ist die endgültige Lösung : Während der Radweg so verschwenderisch verbreitert wurde, dass 2 Radfahrer nun in voller Schussfahrt aneinander vorbeifahren können (eben weil sie der Bremsung nicht fähig sind), ist der verbliebene Gehweg so schmal, dass 2 Jogger, die aneinander vorbeilaufen wollen, Gefahr laufen, sich an den Ellbogen zu verletzen, oder Nordic-Walker sich mit den Sticks ins Gehege kommen müssen. Vom ganz abnormalen Fuß- oder Spaziergänger hingegen wird erwartet, dass er sich einbremst, falls es eng wird, z.B. wenn Kinderwagen beteiligt sind oder wenn Gepäcksstücke getragen werden.

Ich kann mir diese offensichtliche, beschämende Geringschätzung der Fußgänger durch die Gemeinde Wien nicht anders erklären, als daß man ihnen demnächst ohnehin das Wahlrecht entzieht - oder auf den natürlichen Abgang hofft.

Ganz generell würde ich mir wünschen, dass die Radfahrer den Fußgängern jene Rechte zugestehen, die sie von Autofahren so vehement fordern.

Die Bühne + Die Josefstadt

BRIEF an "BÜHNE" und JOSEFSTADT-Direktion:

Ich bekomme die Zeitschrift "Die Bühne" unverlangt als Abonnent der Josefstadt. Bis jetzt habe ich mich immer nur über den boulevardesken Stil dieserZeitschrift geärgert – zu viele Adjektive und Superlative für meinen Geschmack. Während der vorangegangenen Chefredaktion näherte sich „Die Bühne“ manchmal bedenklich dem Niveau von „BRAVO“ (Ausgabe Hochkultur). Als ich aber aus der Jubiläumsnummer erfuhr, daß die Wurzeln der Zeitschrift in den Bekessy-Sümpfen liegen, war mir dann wieder alles klar („Karl Kraus – schau oba“)!

Nun stellen Sie sich in Ihrem Editorial entschlossen hinter die Direktion der Josefstadt, die sich „entschlossen hat, dem Thema Vergangenheitsbewältigung im Frühjahr einen eigenen Schwerpunkt zu widmen“.

Darf ich mir die Frage erlauben, WESSEN Vergangenheit hier eigentlich bewältigt werden soll? Ihre eigene kann ja wohl nicht gemeint sein, weil Sie doch kaum vor den 50-iger-Jahren geboren und somit über jeden Verdacht erhaben sind. Diejenigen aber aus Ihrem Leserkreis, welche die Nazizeit bewußt erlebt und mitgemacht haben, sind weit in den Achtzigern; dieser überlebende Rest ist als Zielgruppe doch schon sehr klein und hat wohl schwerere Sorgen als diesen Ihren Schwerpunkt. Oder wollen Sie die Vergangenheit der Toten bewältigen?

Bleibt als Rest also nur meine Altersgruppe, heute so rund um den Siebziger: Haben die in den Jahren 38-45 Geborenen Ihrer Ansicht nach bereits als Kleinkinder soviel verwerfliches Gedankengut unbewußt aus der Muttermilch oder aus der Luft in sich hineingesogen, daß sie jetzt Ihrer Bewältigungs-Therapie bedürftig sind?

Als Jahrgang 1943 muss ich allerdings gestehen, daß ich (wie viele andere meiner Generation) in meiner Jugend und danach mich v. a. der Bewältigung der Zukunft gewidmet habe; daß daraus eine Gegenwart geworden ist, die den jetzigen Generationen nicht mehr gefällt, ist sehr zu bedauern, hat allerdings m. E. andere Gründe als eine unbewältigte Vergangenheit, für die man ja doch wohl erst nach der Kindheit verantwortlich gemacht werden kann. Aber schon immer waren die Väter schuld.

Ich bin es wirklich leid, andauernd via Zeitungspapier, Bühnenbretter, Radio und TV moralische Standpauken aufgedrängt zu bekommen – hauptsächlich deswegen, weil ich die Bevölkerungsgruppe der Künstler und Journalisten (ganz so wie die Politiker) ganz einfach nicht als moralische Instanzen akzeptiere; dazu habe ich zuviel Kontakte in diese Welt gehabt. Für mich beginnt die Anständigkeit in meinem familiären und beruflichen Umfeld, und nur wer das halbwegs „hinkriegt“, hat für mich die Berechtigung, sich zum Sittenrichter über andere aufzuschwingen.

aSoziale Medien

Ich bin zwar Mitglied bei facebook, weil man sonst mit einigen Zeitgenossen nicht kommunizieren kann, aber der ganze Stil dort liegt mir nicht; diese unglaubliche Einengung des Spektrums z. B. rund um die Begriffe "gefällt mir" oder "Freund" finde ich zumindest "befremdend", ja eigentlich erbärmlich. Und ich habe zu wenig Sendungsbewußtsein und Missionierungsdrang, um meine aktuelle Beschäftigungen oder gar Empfindungen der Mitwelt mitzuteilen.
 
Erfolg hat man natürlich mit so einer Einstellung nicht.

Lebensweg

"Wenn man auf seinen Lebensweg zurücksieht, den "labyrinthisch irren Lauf" desselben überschaut und nun so manches verfehlte Glück, so manches herbeigezogene Unglück sehen muß; so kann man in Vorwürfen gegen sich selbst leicht zu weit gehn. Denn unser Lebenslauf ist keineswegs schlechthin unser eigenes Werk; sondern das Produkt zweier Faktoren, nämlich der Reihe der Begebenheiten und der Reihe unserer Entschlüsse, welche stets ineinandergreifen und sich gegenseitig modifizieren. Hiezu kommt noch, daß in beiden unser Horizont immer sehr beschränkt ist, indem wir unsere Entschlüsse nicht schon von weitem vorhersagen und noch weniger die Begebenheiten voraussehen können, sondern von beiden uns eigentlich nur die gegenwärtigen recht bekannt sind. Deshalb können wir, solange unser Ziel noch fern liegt, nicht einmal gerade darauf hinsteuern; sondern nur approximativ und nach Mutmaßungen unsere Richtung dahin lenken, müssen also oft lavieren. Alles nämlich, was wir vermögen, ist, unsere Entschlüsse allezeit nach Maßgabe der gegenwärtigen Umstände zu fassen, in der Hoffnung, es so zu treffen, daß es uns dem Hauptziel näherbringe. So sind denn meistens die Begebenheiten und unsere Grundabsichten zweien, nach verschiedenen Seiten ziehenden Kräften zu vergleichen, und die daraus entstehende Diagonal ist unser Lebenslauf. - Terenz hat gesagt: in vita est hominum quasi cum ludas tesseris: si illud, quod maxime opus est jactu, nun cadit, illud quod cecidit forte, id arte ut corrigas; wobei er eine Art Tricktrack vor Augen gehabt haben muß. Kürzer können wir sagen: das Schicksal mischt die Karten, und wir spielen."
(A. Schopenhauer)

Freitag, 3. Februar 2012

Reisen

"Das Klima, nicht ihr Befinden ändern diejenigen, die übers Meer fahren." 

 "Caelum, non animum mutant, qui trans mare currunt."
 Horaz, Briefe, 1, 11, 27

Wahrheit


Die Wahrheit ist, dass die Wahrheit niemanden interessiert.
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"Wahrheit ist der Name, den wir unseren wechselnden Irrtümern geben".
Rabindranath Tagore.
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In Wirklichkeit sieht alles anders aus, als es wirklich ist. 

Stanislaw Jerzy Lec (1909-66)