Dienstag, 26. Februar 2013

Das Gute und das Böse

Das Gute und das Böse verteilen sich gleichmäßig, und zwar nicht nur linear von links nach rechts, sondern in allen räumlichen, zeitlichen und sozialen Dimensionen.

Samstag, 23. Februar 2013

Superlative

Wer sich betreffs Mord und Totschlag unter besonderer Berücksichtigung von Mord- und Folter-Methoden ein bisschen in der Geschichte umgesehen hat, ist mit Superlativen für das 20. Jh. vorsichtig.
Rein quantitativ mag das aufgrund der fortgeschrittenen Technik des Massen-Tötens stimmen - das Abschlachten war ja früher immerhin mit manueller "Arbeit" verbunden - aber in "Qualität" und Einfallsreichtum bei Scheußlichkeiten waren uns die früheren Jahrhunderte klar überlegen: Unvorstellbar grausame Verstümmelungen an besiegten Feinden, aber auch an unschuldigen Frauen und Kindern waren an der Tagesordnung.

Der reflexartige Widerstand gegen diese "Relativierung" zeigt nur, dass der eigene Horizont nicht über den geographischen und zeitlichen Tellerrand hinaus reicht. Von "Verharmlosung" ist dann die Rede, was völlig unsinnig ist: Dem lesenden und denkenden Menschen wird beim Lesen historischer Werke nur in erschreckender Weise die menschliche Natur   (über alle Zeiten hinweg) bewusst -  und er sucht die Wurzeln nicht in zeitgebundenem Missverhalten einzelner Völker oder Gewaltherrscher, sondern im Wesen der Menschen verankert. Politische Korrektheit als Gegenmittel ist da zutiefst lächerlich.

Mir ist auch der Hochmut unerträglich, der aus vielen modernen Beurteilungen spricht, als wollte man wegen der "dummen Massen" die historischen Tatsachen verschweigen, weil sie vielleicht falsche Schlüsse ziehen könnten.


Wohltätigkeit

"Die Wohltätigkeit befriedigt in erster Linie die Wohltäter".
(Joseph Roth)

HInzuzufügen wäre: "In zweiter Linie die Organisatoren der Wohltätigkeit".

Was dann übrigbleibt, kommt den Bedürftigen zu Gute. Aber ohne Stufe 1 und 2 käme gar nichts zu ihnen.

Dienstag, 19. Februar 2013

Sarvar (Nachtrag)

Ende Jänner waren wir 4 Tage in Bad Sarvar (Ungarn, Komitat Vas) "wellnessen"...
Als Nachtrag 2 Bildchen, eines von einem wunderschönen Spaziergang im "Wildpark" und eines von der bei mir fast schon obligaten Begegnung der 3. Art:

Typisch für Außerirdische: Läßt sich streicheln und verschwindet dann wortlos.
Außerdem: Ein richtig ungarisches Gesicht --- MAGYAR ÁLOM

Sonntag, 17. Februar 2013

Gelassenheit ist nicht Gedankenlosigkeit

Daher ist es betrachtungswert, ja wunderbar, wie der Mensch neben seinem Leben in concreto immer noch ein zweites in abstracto führt. Im ersten ist er allen Stürmen der Wirklichkeit und dem Einfluß der Gegen­wart preisgegeben, muß streben, leiden, sterben wie das Tier. Sein Leben in abstracto aber, wie es vor seinem ver­nünftigen Besinnen steht, ist die stille Abspiegelung des ersten und der Welt, worin er lebt, ist jener eben erwähnte verkleinerte Grundriß. Hier im Gebiet der ruhigen Über­legung erscheint ihm kalt, farblos und für den Augen­blick fremd, was ihn dort ganz besitzt und heftig bewegt: hier ist er bloßer Zuschauer und Beobachter. 

In diesem Zurückziehn in die Reflexion gleicht er einem Schauspie­ler, der seine Szene gespielt hat und, bis er wieder auftre­ten muß, unter den Zuschauern seinen Platz nimmt, von wo aus er, was immer auch vorgehn möge, und wäre es die Vorbereitung zu seinem Tode (im Stück), gelassen an­sieht, darauf aber wieder hingeht und tut und leidet, wie er muß.

A. Schopenhauer

Die Zeit ist kein Gegenstand, sondern eine Idee

»Das Leben ist eine Sache für sich und das andere auch. Das Leben existiert; aber der Tod existiert gar nicht.«

»Sie haben angefangen, an ein künftiges ewiges Leben zu glauben?«

»Nein, nicht an ein künftiges ewiges Leben, sondern an ein ewiges Leben hier. Es gibt Augenblicke, man ge­langt zu Augenblicken, wo die Zeit auf einmal stehen bleibt und zur Ewigkeit wird.«

»Und Sie hoffen zu einem solchen Augenblicke zu ge­langen?«

»Ja.«

»Das ist in unserer Zeit wohl kaum möglich«, erwi­derte Nikolai langsam und nachdenk­lich und ebenfalls ohne alle Ironie. »In der Offenbarung St. Johannis schwört der Engel, daß es keine Zeit mehr geben wird.«

»Ich weiß. Das ist da sehr richtig gesagt, klar und ge­nau. Sobald ein jeder Mensch das Glück erreicht hat, wird es keine Zeit mehr geben, weil sie dann nicht mehr nötig ist. Ein sehr richtiger Gedanke.«

»Wohin wird denn die Zeit versteckt werden?«

»Nirgends hin. Die Zeit ist kein Gegenstand, sondern eine Idee. Sie wird im Geiste erlöschen.«

(F.M. Dostojewski)

Eine Tasse Tee

Zum Kloster des Meisters Dschau-dschou kam ein junger Anhänger des Zen. Der Meister empfing ihn in seiner Zelle und fragte: »Warst du früher schon einmal bei mir?« Der Jüngling verneinte. »Gut«, sprach Dschau­dschou, »dann trink erst einmal eine Tasse Tee.« Damit entließ er ihn.

Wenig später ließ sich ein zweiter Schüler beim Meister melden. Auch ihm stellte Dschau-dschou die gleiche Frage wie dem ersten. >ja«, sagte der Schüler, »vor einem Jahr war ich schon einmal bei Euch.« »Gut«, sprach Dschau-dschou, »dann trink erst einmal eine Tasse Tee.

Das beunruhigte den Vorsteher des Klosters. »Mei­ster«, sagte er, »ich verstehe das nicht. Ihr fragtet die beiden Novizen, ob sie schon einmal hier gewesen seien. Der eine sagte nein, der andere ja; doch beide erhielten die gleiche Antwort. Was habt Ihr damit gemeint?«

»Klo­stervorsteher!« rief der Meister.

»Ja?« erwiderte der.

»Trink erst einmal eine Tasse Tee!




DSCHAU-DSCHOU

Mittwoch, 13. Februar 2013

Ärzte

Eine der unangenehmsten Folgen des Alterns ist, dass man seinen Körper sukzessive den Ärzten ausliefern muss, von denen die wenigsten  ihm mit Respekt begegnen. Die meisten, speziell die Fachärzte, fallen in die Kategorie "Humaningenieure" und haben kein Gefühl für die menschliche Persönlichkeit, in der Körper und Geist auf eine uns noch immer unbegreifliche Weise eins sind.
 Indem sie den Körper respektlos behandeln, rauben sie der ganzen Person ihre Würde.

Montag, 11. Februar 2013

Nüchternheit

"...nur jenes letzte Überfließen fehlt mir: der Rausch. Ein bißchen bleibe ich immer nüchtern."

(St. Zweig in einem Brief an H. Hesse)

Darin erkenne ich mich wieder: Ein Fesselballon eben.

Sonntag, 10. Februar 2013

Plagiate - Schavan

Ein lakonisches Urteil über das Wesen von Plagiats­streitigkeiten gab Louis Brandeis, eines der Mitglieder des Obersten Gerichtshofes der Vereinigten Staaten, ab.

Wenn ein Mann aus einem Buch abschreibt", erklärte er, „nennt man das Plagiat. Schreibt er aus hundert Büchern ab, nennt man es Quellenstudium."
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Die Geschichte mit Fr. Schavan schaut mir verdächtig nach einem argen politischen (oder vielleicht sogar privaten) Ränkespiel aus. Jedenfalls hatte man diesen Eindruck bei der Verkündung durch den Uni-Rektor; das war unverhohlen hasserfüllt.

Samstag, 9. Februar 2013

Ewig


Der Begriff "ewig" ist durch die mediterranen Religionen so kontaminiert worden, dass für uns Heutige ungenießbar geworden ist..

Judentum, Christentum und Islam sind im Orient entstanden, wo man mit Bildern und Gleichnissen umgehen konnte. Wir Späteren  konnten das alles nur mehr wörtlich - und daher nicht mehr ernst - nehmen: „Ewiges“ Abo im Himmelreich mit Engeln oder in der Djanna mit schönen Jungfrauen und süßen Früchten etc. - womit aber ursprünglich nur der zeitlose Zustand höchster Wonne und tiefsten Friedens irgendwie poetisch "beschrieben" werden sollte.

Freitag, 8. Februar 2013

Titel in Österreich

Man sagt ja , dass (akademische) Titel in Österreich noch immer eine große Rolle spielen. Im Allgemeinen hat die Bedeutung aber abgenommen - mit einer Ausnahme, dem medizinischen Bereich, u. zw. als "Kunde" im Gesundheitssystem:
Nicht nur, dass man als "Hr. Doktor Sowieso" in Ordinationen und Ambulanzen häufig bevorzugt "aufgerufen" wird, sondern man wird insgesamt auch deutlich freundlicher "behandelt". Als normaler Sterblicher kann es einem schon passieren, dass man in der Ordination oder im Krankenzimmer von einem Dr. oder Prof. angeschnauzt wird, wenn er meint, dass man irgendwas falsch gemacht hat --- undenkbar bei einem Akademiker. Eine Krähe ...

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Aber am Wichtigsten ist im Spital, ob man Zusatzversicherter ist oder noch besser: Barzahler! Da wird man auch von arroganten Professoren wie auf Händen getragen.

Dienstag, 5. Februar 2013

La Cenerentola


Gestern abend die neue Cenerentola in der Staatsoper.  
Eine Enttäuschung, eine halblustige Angelegenheit, kein Spass, eher ein Witz. Hat mich an zerkochte Spaghetti erinnert, wie ich sie in „Sven-Eric-Land“ des öfteren konsumieren musste. Und dann die überlangen Umbau-Pausen für ein derart armseliges und primitives Bühnenbild; war wohl wegen der Autos. Wahrlich ein Supergag!
Die Sängerleistungen durchmischt, der Tenor war m. E. nicht schlecht, aber die Angelina in meinen Augen katastrophal unterbesetzt. Nebenrollen z.T. ganz gut. Der Dirigent hat sich die die Buhrufe nicht verdient, den Applaus allerdings auch nicht.
Vor ein paar Jahren habe ich die C. in der Volksoper gesehen: Natürlich hatten Sänger und Musiker dort nicht die „Qualität“ wie in der StOp, aber das Publikum hat sich amüsiert. An die C. im Theater an der Wien vor vielen Jahren darf ich gar nicht denken – damals hat meine Liebe zu dieser Oper begonnen.
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Nicht nur am Burgtheater hat der Nordsprech Einzug gehalten, die Staatsoper kommt dem Castrop-Rauxel-Niveau immer näher.

Für die Salzburger Cosi ist das Schlimmste zu befürchten. Der gute S.E. Bechtolf ist ein sorgfältiger Arbeiter, aber er hat keine Phantasie, oder vielleicht besser eine an die Ratio gefesselte Phantasie. Er sollte beim schweren deutschen Fach bleiben!

Montag, 4. Februar 2013

Gutes Gewissen

"Nie tut man so vollständig und frohgemut das Böse, 
wie wenn man es mit gutem Gewissen tut"

 Jamais on ne fait le mal si pleinement et si gaiement que quand on le fait par conscience.

(Blaise Pascal).

An Beispielen in der Geschichte mangelt es nicht, nur ein ganz Typisches hier: Churchill > Bomber-Harris > Dresden/Swinemünde. Oder Haynau...

Das Gute Gewissen ist ja "manageable", bzw. gehorcht es einem starken Willen.

Bei diesen legitimierten Verbrechern hat man das Gefühl, sie haben nur auf die Verbrechen der "Bösen" gewarten, um endlich die eigene Sau richtig rauslassen zu können - für die Gute Sache.

Sonntag, 3. Februar 2013

Relaunch von Portisch's "Österreich I"

Laut Berichten wird die alte Serie von Hugo Portisch nun in "...aktuelleren Zusammenhang gesetzt..."
Gerade das stimmt mich skeptisch, zumal wenn man hört, dass Prof. Rathkolb bei diesem Relaunch seine Hand im Spiel hat, einer jener Historiker, die nicht willens oder fähig sind, Zeitgeschichte aus der jeweiligen Zeit zu verstehen, sondern alles aus der Kenntnis der weiteren Entwicklung be- und verurteilen. Im Übrigen steht zu hoffen, dass möglichst viele Redakteure diese Sendungen anschauen, denn noch immer ist aktuell das Diktum Kreisky's: "Lernen's Geschichte..." - und damit hat er sicher auch die Geschichte vor 1938 gemeint.

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Diese Historiker vom Schlage Rathkolb's haben die Mentalität der Bilderstürmer - in ihrer Unfähigkeit, das Wertesystem der Vergangenheit erst einmal kennenzulernen. Niemand verlangt ja, dass sie es akzeptieren.

Samstag, 2. Februar 2013

Stammtischbrüder

Politiker zu beschimpfen ist sehr beliebt, speziell bei Journalisten. Die Ironie dabei ist, dass letztere genauso wenig oder soviel Achtung verdienen wie erstere.
Und wie am Stammtisch sind es in den Zeitungen immer jene, welche die ärgsten Beschimpfungen und die grauslichsten Voraussagen von sich geben  treffen, die am meisten Zuhörer/Leser  haben; wer positiv redet oder schreibt, hat Angst davor, langweilig zu wirken.

Und es stimmt ja leider auch: Wer schimpft, dem wird geglaubt.

Ich gebe zu: Auch ich schreibe lieber "gesalzene" Leserbriefe oder Posts als ausgewogene. Mache ich das trotzdem einmal, fallen garantiert einige andere agressiv darüber her.