Freitag, 26. Dezember 2014

Leibseele-Seelenleib

"Aus psychophysiologischen Studien wissen wir heute, daß der Mensch im wesentlichen drei Möglichkeiten hat, Gefühlen Ausdruck zu geben: die Sprache, die Motorik und schließlich die Abreaktion über das vegetative Nervensystem, welche zur „Organsprache" führt - man drückt seine (positiven oder negativen) Empfindungen eben mit dem Herzen, dem Kreislauf, dem Magen-Darm-Trakt, der Haut und so weiter aus."

"Der 1541 in Salzburg gestorbene Arzt Aurelius Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, hat den Satz formuliert: <Der ist ein Arzt, der das Unsichtbare weiß, das keinen Namen hat, das oft keine Materie hat und doch Wirkung.>  Haben die Herren Ärzte das seither vergessen? Der Mensch besteht aus Leib und Seele, und - so fürchte ich - je mehr sich die technische Medizin zu ungeahnten und sehr zu schätzenden Höhen entwickelt hat, desto mehr haben wir darüber die Seele vergessen. Diese ist aber von enormer Bedeutung bei der Entstehung von Krankheiten (Was kränkt, macht über das vegetative Nervensystem krank; Resignation läßt unser Abwehrsystem verkümmern), ferner aber auch für jeden Krankheitsverlauf. Denn es stimmt auch der umgekehrte Satz: Krankheit kränkt, was bedeutet, daß von der Bemeisterung dieser Kränkung mit abhängig sein wird, wie man mit der Krankheit selber fertig wird. Was wir also brauchen würden, wären Ärzte, die auf die ganze Person des Kranken eingehen."

Erwin Ringel, "Unbewußt, höchste Lust" (Oper als Spiegel des Lebens")

"Der Mensch besteht aus Leib und Seele" - aber nicht additiv, sondern als Einheit, zwei Seiten derselben Medaille, also Leibseele oder Seelenleib ...  aber wir schaffen diese Mischkulanz ja nicht einmal in unserer Vorstellung.

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Gesinnungspathologie

Die WienerZeitung sieht sich bemüßigt,  auch Udo Jürgens auf ihren Gesinnungs-Seziertisch zu legen:
http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/musik/pop_rock_jazz/724462_Der-Anti-Gabalier.html

Beruhigender Befund: Es wurde ausreichend politische Korrektheit festgestellt, sodass auch Linkies ihn bedenkenlos betrauern können.

Dienstag, 23. Dezember 2014

Differenzieren

...war in der Schule meine Sache nicht, habe es nie richtig begriffen. Umso mehr liebe ich es im richtigen Leben.

Christi Gebot: "Deine Rede sei Ja, ja, Nein, nein" kann ich nicht befolgen, denn ich betrachte leidenschaftlich gern auch die "andere Seite". Also: "Ja /Nein, aber....".

So eine Einstellung bringt natürlich jene Leute zur Verzweiflung, die gerne den Ton angeben, jede Art von Chef sowieso.

Ich halte es auch hier mit Th. Fontane (dem man ja auch "Ambivalenz" vorwirft):
"Unanfechtbare Wahrheiten gibt es überhaupt nicht, und wenn es welche gäbe, wären sie langweilig"
(Aus "DerStechlin")

und:
"Personen, denen irgend etwas absolut feststeht, sind keine Genossen für mich; nichts steht fest, auch nicht einmal in Moral und Gesinnungsfragen und am wenigsten in sogenannten Tatsachen. Ein leidlich gescheites Individuum kann eigentlich gar nicht fanatisch sein."

Hauptbahnhof

Dass alle neuen Bahnhöfe, nicht nur bei den ÖBB, als Einkaufszentrum mit Gleisanschluss gebaut werden, damit müssen wir uns wohl abfinden, aber dieser Gleisanschluss sollte wenigstens nicht schamhaft in einem Nebentrakt verborgen werden. Wer im neuen Hauptbahnhof zum ersten Mal von der U- oder S-Bahn-Seite kommt und primär verreisen statt einkaufen oder essen will, dem erschließt sich zunächst nicht wirklich, wo es zu den Gleisen geht. Ein deutliches, womöglich großes Schild, wie es früher der Brauch war: "Zu den Bahnsteigen" oder gar "Zu den Zügen" hätte den Center-Designers wohl nicht ins Bild gepasst. Es ist offensichtlich, wo die Prioritäten der Bahn liegen und das ist ärgerlich.

'Form follows function' in seiner reinsten Form.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Geheimnisse

Habe heute einen Vogelschwarm beobachtet (leider habe ich die Art nicht erkannt), der in der Form einer geschweiften Klammer (}) über mich hinweg flog.

Die Formation blieb in diesem Muster während der ganzen Zeit nach einem geheimen Gesetz unwahrscheinlich stabil, aber eben nur beinahe.

Irgendwann in nächster Zeit wird man wohl auch diese "Abweichungen" mathematisch beschreiben können. Ich bin nicht traurig, dass ich das nicht mehr erleben werde.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Das Geheimnis des Glücks

Das Geheimnis des Glücks, nach dem jede Seele strebt, beruht auf der Kenntnis unserer Selbst. Der Mensch strebt nach Glück, nicht etwa weil Glück sein Unterhalt, sondern weil es sein ureigenstes Wesen ist. Daher sucht er sich selbst, wenn er nach Glück sucht. Die Neigung, nach dem Glück zu suchen, entspringt dem Gefühl des Menschen, etwas verloren zu haben, was ihm immer zu eigen war, was zu ihm gehörte, was sein eigenes Selbst war, wenn er auch infolge eines Mangels an Glück, den seine Seele vom Tage ihrer Ankunft auf der Erde an empfindet und der von Tag zu Tag zunimmt, vergißt, daß sein eigenstes Wesen Glück ist.

HAZRAT INAYAT KHAN

"Heimweh" nach dem Glück - kann das sein?

Nebensächlichkeiten

Oftmals verderben einem Nebensächlichkeiten die Freude an der Hauptsache. So geht es mir mit den "Premium-Produkten" der ÖBB, den neuen Bahnhöfen und dem RAILJET.

1.    Ich benütze oft und gern die Eisenbahn und halte mich auch gern an Bahnhöfen auf, allerdings mehr auf den Bahnsteigen als im Shopping-Center - sicher zum Leidwesen der ÖBB. In letzter Zeit allerdings wird mir der Spaß an den schönen neuen Verkehrs-Bauten zusehends verdorben durch die harsche Domina-Stimme aus dem Hohen Norden, die da aus den Lautsprechern schallt. Das ist nun sicher keine Lohner-Nostalgie, aber es muss doch noch Schauspielerinnen geben (vielleicht nicht gerade aus dem Burgtheater), die ein akzentfreies Deutsch sprechen können; die SBB beispielsweise haben so eine gefunden. Ich frage mich, ob die ÖBB-Verantwortlichen dafür kein Ohr haben oder nur eines, das an RTL geschult ist. Auf jeden Fall finde ich es schade, wenn man beispielsweise aus Deutschland zurückkommt und sich gleich am (übrigens sehr gelungenen) Salzburger Hauptbahnhof wie auf eine Nordsee-Insel versetzt fühlen muss.
2.    Ich kann die Begeisterung  der ÖBB für den RAILJET nur bedingt teilen: Zwar schätze ich sehr die durch ihn (und den Bahnausbau) erreichten kurzen Reisezeiten in den Westen, aber ich fühle mich in ihm klaustrophobisch beengt und das liegt nur an der Bestuhlung! Ich finde die Sitze um mindestens 15cm zu hoch. Wenn man einen Gang-Sitz hat, ist man wirklich auf die Monitore angewiesen, um sich geographisch orientieren zu können. Dazu kommt noch, dass viele Fenster durch Eigen- oder Fremdwerbung zugeklebt sind (gottseidank nicht bei den ČD-Garnituren). Ich gehöre halt leider noch zu der Generation, die beim Reisen gerne aus dem Fenster schaut und nicht nur auf den PC- oder Smartphone-Monitor. Aber auch da wird man nicht richtig glücklich, denn die Sitze sind so unstabil, dass die Geräte (v.a. tablets) gefährlich zu hüpfen beginnen, wenn sich der Vordermann etwas heftiger bewegt. Richtig gut hingegen finde ich die kleinen Knöpfe zum Aufhängen von Jacken am Vorder-Sitz.

Die ÖBB betonen ja immer ihre Orientierung auf Kundenzufriedenheit, aber ich fürchte, dass die erwähnten „nebensächlichen“ Punkte dabei keine Beachtung finden werden. Punkt 2. ist ja wohl hinsichtlich der Sitze kaum mehr zu ändern, aber vielleicht besteht beim Punkt 1. noch geringe Hoffnung auf akustische Linderung, obwohl wahrscheinlich die große Mehrheit der Kunden den Unterschied nicht einmal hören könnte.


Freitag, 5. Dezember 2014

Allergene

Ohne gepflegte Allergie ist man heute nicht gesellschaftsfähig. Ich habe sogar deren zwei, eine ganz private und eine allgemein anerkannte:

  1. Ich bin allergisch gegen Belehrungen der moralischen und erzieherischen Art, nicht hingegen gegen jene der Wissensvermittlung
  2. Laut Attest eines Allergie-Institutes bin ich allergisch gegen Katzen. Nun ist es leider so, dass ich meine Kindheit mit Katzen verbracht habe und auch schon nahezu 45 Jahre  meines Erwachsenen-Daseins. Das ist ein Los, das ich tragen muß, denn:
(Die Allergie wirkt sich übrigens so aus, daß ich einen kleinen "Dippel" [Beule] bekomme, wenn mich meine kleine weiße Katze kratzt, was sie beim Spiel gerne tut; nun, das ist auszuhalten).

P.S.: In dem Allergie-Institut, das mich vor Jahren untersuchte, gewann ich den Eindruck, dass dort niemand ohne Allergie hinausging.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Gewalt!

Die gegenwärtige öffentliche Erregung über Gewalt in der Erziehung ist an Heuchelei nicht zu überbieten. Jeder anständige Mensch wird generell physische Gewalt ablehnen, aber kaum einem ist es gelungen, sie ganz zu vermeiden; er wird sich dafür schämen, wird es aber nie zugeben.

Was typischerweise total übergangen wird, ist die psychische Gewalt, die offenbar ungehemmt ausgeübt werden darf, weil sie nur sehr schwer nachweisbar ist. Ich habe gesehen, was dominante Mütter in ihren Töchtern oder autoritäre Überväter an ihren Söhnen angerichtet haben - diese Wunden sind um Vieles nachhaltiger.

Erziehung ganz ohne Druck kann es wohl nicht geben und wie manche Menschen im Vollgefühl ihres  überlegenen Rechthabens ohne Hemmungen diesen seelischen Druck glauben ausüben zu dürfen, das spottet jeder Beschreibung  - und bleibt ebenfalls unter der Tuchent.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Is Rome burning?

In einer ganz unverdächtigen Zeitung erscheint folgender Artikel:

http://www.nytimes.com/2014/11/25/opinion/beppe-severgnini-is-rome-slowly-burning.html?_r=0

...der mich doch etwas nachdenklich macht.

Sicher ist: Es kann so nicht weitergehen und zwar weder so noch so:
"Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit!"
einerseits und
"Macht Europa dicht!"

Solange allerdings die publizierenden Eliten nicht selbst in den Vorstädten wohnen müssen oder die Zuwanderer die Nobelbezirke überfluten, werden sie weiterhin nur verbal viel Gutes tun.

Geheimes Florianiprinzip: "Verschon' unser Haus, zünd's andere an".
Oder:

Montag, 1. Dezember 2014

Cool

Jene Kräfte in der SPÖ, die Faymann ‚uncool‘ finden (KURIER-Diktion), weil er kompromißfähig und -willig ist, werden so viele von den verbliebenen Wählern vertreiben, dass wir einen Kanzler  Strache bekommen, denn Schwarz oder Pink oder gar Grün wählen diese Abwanderer sicher nicht.
Aber vielleicht finden die Coolen in der SP den H.C. cool‘, weil man gegen ihn so schön „kämpfen“ kann; in die Verlegenheit, Kompromisse schließen zu müssen, werden sie dann nicht kommen.

Samstag, 29. November 2014

Zweidrittelmehrheit

Situation der Presse vor dem "Anschluss":

Von den hundertvierundsiebzig Redakteuren in den Wiener Tageszeitungen waren damals hundertdreiundzwanzig Juden. (Helmut Sündermann „Die Grenzen fallen", München 1939). In der „Neuen Freien Presse" waren von vierundvierzig Redakteuren achtunddreißig Juden, im „Neuen Wiener Tagblatt" entsprachen von zweiunddreißig Redakteuren nur sechs dem sogenannten Arierparagraphen. Ähnlich waren die Verhältnisse in den beiden anderen großen Wiener Tageszeitungen, „Neues Wiener Journal" und „Der Tag".

Aus: Milan Dubrovic, Veruntreute Geschichte, Ffm 1987

Laut Karl Poppers Autobiographie sah es auf den Universitäten, zumindest in den sog. geisteswissenschaftlichen Fächern, ähnlich aus. Überrascht auch nicht, weil die deutschsprachigen Eliten aus den "Kronländern" alle nach Restösterreich strömten, sofern sie es konnten.
Man kann daraus vieles erkennen, u. a. auch, welch ein Aderlass das 1938   für Wissenschaft und Kultur war. Popper kritisiert aber auch die mangelnde Zurückhaltung bei der Zurschaustellung dieser "Übermacht".

Inzwischen ist die reconquista dieser Verhältnisse bei den Zeitungen schon wieder weit gediehen, zumindest bei STANDARD und WienerZeitung; bei ersterem schlägt es sich wenigstens in der Qualität nieder.

Must I ?


Muß ich...
  • Conchita Wurst phantastisch finden, obwohl mir seine/ihre Musik nichts gibt,
  • Klezmer-Musik lieben, obwohl sie mich mäßig anspricht,
  • Die Musik Gustav Mahlers der von Richard Strauß vorziehen,
  • Mich täglich Mores lehren lassen von fragwürdigen Predigern in allen Medienkanälen,
  • Mich tyrannisieren lassen von Menschen, die der Menschheit nur Gutes tun wollen,
  • Die Übertreibungen und statistischen Fälschungen der Planetenretter für bare Münze nehmen,
  • Charity öffentlich zelebrieren,
  • .......subject to prolongation....
...um als korrekter Zeitgenosse durchzugehen?

Sonntag, 23. November 2014

Über die Zeit

Ich kaufe mir eine Wochenendausgabe, zu der eine Beilage "Über die Zeit" angekündigt wird.
Was ich bekomme, ist ein Journal über Uhren.

Montag, 17. November 2014

prudenter dubitare ...

...könnte man so übersetzen: G'scheit zweifeln. Gemeint war wohl eher: Vorsichtig zweifeln - das Zitat stammt ja aus der katholischen Dogmatik, soviel ich weiß. Man hatte es damals so elegant zu machen wie Montaigne, der ja immer auf der Hut vor der Inquisition sein musste.

Wie auch immer: Mittlerweile sehe ich mich eher wie der Bub am Strassenrand, der nicht versteht, warum die Leute des Kaisers neue Kleider bejubeln.

http://de.wikipedia.org/wiki/Des_Kaisers_neue_Kleider

Die meisten Leute ersparen sich die knifflige Phase des Zweifels und springen in jenen Fällen, in denen ihnen etwas unglaubhaft vorkommt, gleich zum Leugnen.

Welt Untergang

"Daß die Welt im Argen liege: ist eine Klage, die so alt ist, als die Geschichte, selbst als die noch ältere Dichtkunst, ja gleich alt mit der ältesten unter allen Dichtungen..... Alle lassen gleichwohl die Welt vom Guten anfangen: vom goldenen Zeitalter, vom Leben im Paradiese, oder von einem noch glücklichern, in Gemeinschaft mit himmlischen Wesen. Aber dieses Glück lassen sie bald wie einen Traum verschwinden; und nun den Verfall ins Böse (das Moralische, mit welchem das Physische immer zu gleichen Paaren ging) zum Ärgern mit akzeleriertem Falle eilen: so daß wir jetzt (dieses Jetzt aber ist so alt, als die Geschichte) in der letzten Zeit leben, der jüngste Tag und der Welt Untergang vor der Tür ist..."

Immanuel Kant

Sonntag, 16. November 2014

Der echte jüdische Witz

 Aus Jan Meyerowitz, Der echte jüdische Witz (Berlin 1971)

 "Und wer wird die apologetische Begeisterung so weit treiben und nun behaupten, daß die Juden nicht nur keineswegs die Monstren sind, als die der Haß sie beschrieben hat, sondern daß sie gänzlich engelrein sind. Sie haben das Recht, unrecht zu tun wie alle Menschen, wenn man sich so ausdrücken darf. "
Ohne Zweifel, aber das Problem ist ja, dass man sie dafür nicht kritisieren darf.
....
....
Die Juden fühlen sich in Amerika so wohl, "daß vor kurzem einige Rabbiner ganz offiziell warnten, daß das Verschwinden des Antisemitismus der Erhaltung des Judentums, seiner Religion und seinem Stammeszusammenhang gefährlich sei." 

Aha. Nachtigall, ick hör dir trapsen.
-----------
Bin kein Experte in der Materie, aber einige der - sehr gut "erzählten" - Witze habe ich noch nicht gekannt.


All nationalism or racialism is evil

Aus Karl Poppers Autobiographie "Unended Quest":

"...it is understandable that people who were despised for their racial origin should react by saying that they were proud of it. But racial pride is not only stupid but  wrong, even if provoked by racial hatred. All nationalism or racialism is evil, and Jewish nationalism is no exception.
I believe that before the First World War Austria, and even Germany, treated the Jews quite well. They were given almost all rights, although there were some barriers established by tradition, especially in the army. In a perfect society, no doubt, they would have been treated in every respect as equals. But like all societies this was far from perfect: although Jews, and people of Jewish origin, were equal before the law, they were not treated as equals in every respect. Yet I believe that the Jews were treated as well as one could reasonably expect..."
Und betreffend den starken Zustrom in Wien infolge des Zusammenbruchs der Monarchie:
"...the reprehensive resistance to strangers (an attitude, it seems, which ist alsmost universal) was shared by many of the families oj Jewish origin"

In der Folge beschreibt Popper dann (leider zu umfangreich, um es hier einzufügen) noch die Situation der Juden in der Zwischenkriegszeit vor seiner Emigration nach England bzw. Neuseeland. Was dabei auffällt, ist seine distanzierte Einstellung zum Verhalten der tonangebenden Juden in Politik und Medien. Seiner Meinung nach wäre etwas mehr Zurückhaltung klüger gewesen, um den Rechten nicht in die Hände zu spielen (mein summary). 
Das darf wohl auch nur ein K. Popper so sagen und es ist die Frage, ob er es sich heute noch trauen würde zu schreiben; das Buch ist erstmals 1974 erschienen.

Mittwoch, 12. November 2014

Mit einem Ferrari auf Feldwegen unterwegs

Das Ächzen, Stöhnen, Seufzen der Drehgestelle des RAILJETS auf Bergstrecken greift mir ans Herz.
 ;=)
Die sind einfach nicht dafür gebaut, müssen es aber auf sich nehmen, weil Politik und Wirtschaft dies so wollten.

Freitag, 7. November 2014

Quota

Wenn man alle Menschen lieben will, bleibt möglicherweise für den einzelnen, also auch für den "Nächsten" relativ wenig übrig.

Fashions

"But the ambition to write a work which is ahead of its time and which will preferably not be understood too soon - which will shock as many people as possible - has nothing to do with art, even though many art critics have fostered this attitude and popularized it.
Fashions, I suppose, are as unavoidable in art as in many other fields. But it should be obvious that those rare artists who were not only masters of their art but blessed with the gift of originality were seldom anxious to follow a fashion, never tried to be leaders of fashion. Neither Johann Sebastian Bach nor Mozart nor Schubert created a new fashion or "style" in music....
But although fashions may be unavoidable, and although new styles may emerge, we ought to despise attempts to be fashionable. It should be obvious that "modernism" - the to be new or different at any price, to be ahead of one's to produce "The Work of Art of the Future" (the title of essay by Wagner) - has nothing to do with the things an artist should value and should try to create....
Of course I do not blame an artist or a musician for to say something new. What I really blame many of the "modern" musicians for is their failure to love great music - great masters and their miraculous works, the greatest perhaps that man has produced."

K. Popper, UNENDED QUEST

Dienstag, 4. November 2014

Klima-Post

Anläßlich der jüngsten alarmistischen Meldungen der UNO zur Entwicklung des Weltklimas und der apokalyptischen Folgen habe ich als bekennender KlimAgnostiker versuchsweise in 3 Foren (STANDARD, Presse, SPIEGEL) folgenden Post abgesetzt:

"Phantastisch: Endlich gibt es verläßliche Wetterprognosen für mehr als 5 Tage".

Eigentlich dachte ich, dass man Ironie darin erkennen müsste, aber aus den 2 österreichischen Foren erhielt ich Antworten, aus denen hervorgeht, dass diese nicht als solche erkannt wurde.

Wie kann man aber auch mit so einem ernsten Thema seine Scherze treiben! Blasphemie!

Regierungen

Der Unterschied in den Regierungsformen besteht aus Sicht der Eliten nur darin, wie schwierig es für sie ist, die Masse der Bevölkerung nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen. Demokratie ist natürlich die schwierigste und unangenehmste Form - aber auch die unauffälligste.

Dazu:
Ihr werdet doch nicht wirklich glauben,
Sie ließen sich der Macht berauben:
Wir lassen uns nur besser führen
An starken unsichtbaren Schnüren.

...aus: http://kumpfus.blogspot.co.at/2008/01/politisch-lied.html


France

Marc Lambron in der NY-Times International am 31.10.2014:

It’s amusing to note that as soon as France receives good news, the rest of the world reacts like a pessimistic doctor. The recent awarding of two Nobel Prizes to Frenchmen — Patrick Modiano for literature and Jean Tirole for economics — triggered another round of French bashing. Is the country on its deathbed? Is its decline irreversible? The details of France’s crisis are well known, and they are serious problems. Our social and economic model worked beautifully between 1945 and 1975, years of reconstruction and prosperity.
The French welfare state was one of the most generous in the world. Waves of immigrants, in particular those from North Africa, were integrated into a prosperous economy. For the rest of the world, French grandeur was personified by General de Gaulle. France asserted itself as a nuclear power, invented the supersonic plane Concorde and submitted a balanced budget every year. It was the France of my childhood. In the last 30 years or so, the situation has deteriorated. France started to live beyond its means. Public expenditures for social programs rose drastically, and resorting to loans to pay for it all has put the country deep in debt. The pact the Republic had with its citizens doesn’t work well anymore, in particular in suburbs where a population of immigrants feels rejected and is ripe to be recruited by Islamic fundamentalists.
The French are jealous of Germany. Many French people hoped that François Hollande would undertake the reforms the country needs. He was a man with a strong economic background, a socialist in his 50s who could have embodied progressive modernism. But President Hollande hasn’t freed himself from his party dogmas — one of the last political movements in the world cultivating nostalgia for the Marxist worldview. With more taxes, more public grants, the protective state has become a devouring state that confiscates and squanders the country’s resources. The French left continues to promote a fetal relationship with the real world: a citizen’s life is like that of an embryo sheltered in a nourishing mother, the state, being fed a diet of subsidies through the umbilical cord. We’re still awaiting the moment when the child will be born to the world. And yet, living in France remains desirable. The country has one of the highest birthrates in Europe.
It is the foremost tourist destination in the world, a reflection of the appeal of a certain refinement à la française. In the past few weeks, French culture has had triumphs beyond Mr. Modiano’s Nobel Prize; the magnificent Picasso Museum has just reopened in Paris, a reminder of a time not so long ago when artists from all over the world, from Foujita to Hemingway, Neruda to Chagall, wanted to live in France. The French emperor of luxury goods, Bernard Arnault, has inaugurated his Louis Vuitton Foundation, an impressive center for contemporary culture designed by Frank Gehry. One aspect of the French crisis is the excessively somber way France, through its media, tends to see itself. This complacently bereaved vision of France is in large part a journalistic construction that appeared during Nicolas Sarkozy’s presidency. Since most French journalists are left-wingers, they have shifted from bashing the former president to adopting a pessimistic tone in principle, understanding that the Apocalypse sells. As a result, President Hollande is hunted with cartridges manufactured to shoot his conservative predecessor.
This compulsion has set in motion a mimetic echo in the international press. But what newspapers write about France does not jibe with the experiences or attitudes of most people who call France home. My fellow citizens are far more resourceful, courageous and elegant than what’s written about them. And most foreign visitors don’t leave France with memories of a journey in a ghost nation. So the theme of the day is not merely the French crisis, it is the dramatized construction by the media of a gruesome soap opera intended to sell more copies. The journalistic caste is not afraid of stigmatizing politicians it loathes and envies, wielding power over public opinion. “Emphasize the negative,” it sings. In the end, it all depends on perspective. If you consider life in terms of assets to be earned, France is certainly not the best country to make a fortune. But if you consider life in terms of taste, there still is a French exception that remains enigmatic, if not irritating, to the rest of the world.


Montag, 3. November 2014

Sonntag, 2. November 2014

Freiheit und Gleichheit

'I remained a socialist for several years, even after my rejection of Marxism; and if there could be such a thing as socialism combined with individual liberty, I would be a socialist still. For nothing could be better than living a modest, simple, and free life in an egalitarian society. It took some time, before I recognized this as no more than a beautiful dream;  that freedom is more important than equality; that the attempt to realize equality endangers freedom; and that, if freedom is lost, there will not even be equality among the unfree.' 

Karl Popper, UNENDED QUEST

Das Medium als Botschaft

"Erinnern wir uns des ehedem häufig zitierten Satzes von Marshall McLuhan, daß das Medium die Message sei, ergo die Vermittlung die eigentliche Botschaft, so sehen wir diese Feststellung nun als Realität um uns. Der permanente Schwund des Inhaltlichen zugunsten der Vorherrschaft des Vermittelnden wird unübersehbar. 
Ein Bühnenklassiker, auf den subventionierten Brettern im wahrsten Wortsinne exekutiert, wird herabgestuft zum puren Materiallieferanten für das inszenatorische Vabanque sich göttlich dünkender Interpreten. Die Sache selber ist von minderem Interesse, die verblüffende Aufführung alles. 
Mit diesem Substanzverlust geht eine Tempozunahme aller Abläufe einher, deren Folgen verheerend sind. Kultur, insbesondere Literatur, benötigt Zeit nicht bloß zum Entstehen, sondern auch zur Aufnahme. Aber weder Autor noch Leser bringen ausreichend Geduld auf, sich gründlich mit einem Werk zu befassen. Einzig die Älteren, die alten Leute besitzen noch die Muße - ein übrigens fremd gewordener Begriff -, sich mit einem Buch ausgiebig zu beschäftigen."

Günter Kunert (1994)

Samstag, 1. November 2014

Schmiede

"...Heute habe ich auch unserer Nachbarin, der Schmie-    
din, längst verziehen, daß sie als Absender jener Briefe,
die sie mir als Gymnasiasten immer mitgab, damit ich   
sie in Wels einwerfe, Schmid statt Schmied schrieb. Da-  
mals freilich war mir dies immer ein Greuel. Wie        
konnte jemand seinen eigenen Beruf oder den Beruf      
seines Mannes so grob verschreiben, dachte der jugend-  
liche Besserwisser! Heute, da ich es noch besser weiß,  
weiß ich auch, daß die Schmidin, die kurrent, ja im we-  
sentlichen die gotische Kursive, eine Art Notula, von 
Sütterlin »normalisiert«, also eine »sütterlinisierte« 
Gotik schrieb, auch orthographisch richtig lag! Im Mit- 
 telhochdeutschen heißt es nämlich smit. Erst durch die 
 sogenannte Einsilberdehnung ist das i lang geworden. 
 Dieser Länge aber hat man später dadurch Rechnung 
 getragen, daß man das e nach dem i einfügte, das man 
 nach der sogenannten Monophthongierung plötzlich als 
 Dehnungszeichen verstand. In Dieb und lieb hat das 
 diphthongisch geschriebene lange i aber eine andere, 
 nämlich wirkliche Berechtigung, was ja auch die bai- 
 risch-österreichische Aussprache (Diab und liab) belegt. 

In Schmied ist das e nach dem i ein späterer Zusatz, nur
 um die Länge zu markieren! Dort, wo übrigens ein 
 altes ie nicht nur monophthongiert, sondern auch noch 
 gekürzt wurde - wie in Licht (mhd. liecht), hat man das 
 e nach dem i denn auch konsequenterweise beseitigt. 
 Die Schmidin hat sich bei ihrer Schreiberei natürlich 
 nicht das, sondern etwas anderes oder auch nichts ge- 
 dacht. Mit der Schreibung Schmid hatte sie aber durch- 
 aus recht, weil sie der Herkunft des Wortes entsprach. 
 Wie oft wird sie auch den Ortsnamen Schmiding auf der 
 Ortstafel vor Krenglbach gelesen haben. Ortsnamen 
 aber bewahren oft die ältere und richtigere Schreibung. 
 Und vielleicht hat sie später auch einmal mit dem Pen- 
 sionistenverband einen Ausflug auf die Schmittenhöhe 
 gemacht: Schmitt für Schmied, das, könnte manch einer 
 einwenden, sei ja nun wirklich die Höhe.  Die Tätigkeit des 
 Schmiedens heißt in der Mundart denn auch schmitten.
Und so hatte es auch seine ehrwürdige Richtigkeit, daß  
auf dem Schild über der Schmiede stand: Johann Wim-  
mer, Geprüfter Huf- und Wagenschmid.   
               
Und Wimmers Schmiede war nun tatsächlich eine     
Schmide, also ohne ie, ein Raum von mythischem Ruß,   
mit einem unebenen Lehmboden und bloß kleinen In-    
seln von Estrich, einer Esse, mit einem Blasebalg ange-
feuert, den man treten mußte und der ein gewisses    
Quantum an Luft auf Vorrat hielt, das man mit einem   
Kettenzug abrufen konnte, genaugenommen zwei      
Herdstellen, mit einer Wanne in der Mitte, in die die
glühenden Eisen zum Kühlen und Härten getaucht     
wurden. Es gab zwei Abteilungen, eine Wagen-  
schmied- und eine Hufschmiedabteilung. Die Huf-  
schmiedsektion war mit Notständen ausgestattet, in die 
die Pferde geführt wurden. Mancher der Schmiedege-  
sellen aber, mit nacktem Oberkörper arbeitend, glich   
Siegfried. Als wäre die Arbeit nicht schon schwer und 
hart genug gewesen, vollbrachte mancher in seinem ju- 
gendlichen Übermut auch nach dem Feierabend Kraft-    
und Mutproben. Und als Kind war mir immer, als hätte   
ich Teile des Nibelungenliedes beim Nachbarn erlebt.   
Noch heute bin ich mir sicher, daß dort einmal ein jun- 
ger Schmied einen Amboß entzweigehauen hat."

Aus A. Brandstetter, Schönschreiben.                                                      

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Kümpfe

"Ein ... Beispiel dafür findet sich unter dem Stichwort kumpf-mül. (Unter kumpf versteht man einzelne Bretter, die zwischen den Felgen eines Mühlrades eingefügt sind, sowie die dadurch gebildeten Zwischenräume, in denen sich das herabfallende Wasser fängt - daher auch kumpfrad und kumpf-müle im Gegensatz zum Schaufelrad, das vom Wasser nach unten getrieben wird.)"

Aus A. Brandstetter, Schönschreiben.

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kumpf

Dienstag, 28. Oktober 2014

Die Tonangebenden

"... erfüllen denn nicht diejenigen, die von sich meinen, sie seien die großen Enttäuscher und Tabubrecher, auch ganz bestimmte Erwartungen? Sie fühlen sich als Abweichler und sind, ohne daß sie es merken, längst in den breiten Trampelpfad des Zeitgeistes eingeschwenkt. 

So erlebte ich einmal eine Versammlung von Rundfunkredakteuren, hohen Funktionären in den Literaturabteilungen, die mit wenigen Ausnahmen weltanschaulich links bis linksaußen standen. Sie, die Tonangebenden, aber hatten kein Bewußtsein von ihrem Monopol, ja gerierten sich in Wirklichkeitsverlust und falscher Selbsteinschätzung wie verfolgte Dissidenten. Sie wären halt gern einsam und einmalig gewesen, einzigartig, waren aber Repräsentanten in mehrfacher Hinsicht, Wort-Führer und Wort-Erteiler. Sie sind repräsentativ und genau das, wofür sie ihre Gegner halten. Ja eigentlich haben sie kaum mehr ernstzunehmende Gegner. Denn bürgerlich oder konservativ ist ungefähr synonym mit stumm, stumm oder mundtot (gemacht?)..."

A. Brandstetter, Schönschreiben.

Samstag, 18. Oktober 2014

Erwünschtes

Desiderata 

Go placidly amid the noise and haste,
and remember what peace there may be in silence.
As far as possible without surrender
be on good terms with all persons.
Speak your truth quietly and clearly;
and listen to others,
even the dull and the ignorant;
they too have their story.
 
Avoid loud and aggressive persons,
they are vexations to the spirit.
If you compare yourself with others,
you may become vain and bitter;
for always there will be greater and lesser persons than yourself.
Enjoy your achievements as well as your plans.
 
Keep interested in your own career, however humble;
it is a real possession in the changing fortunes of time.
Exercise caution in your business affairs;
for the world is full of trickery.
But let this not blind you to what virtue there is;
many persons strive for high ideals;
and everywhere life is full of heroism.
 
Be yourself.
Especially, do not feign affection.
Neither be cynical about love;
for in the face of all aridity and disenchantment
it is as perennial as the grass.
 
Take kindly the counsel of the years,
gracefully surrendering the things of youth.
Nurture strength of spirit to shield you in sudden misfortune.
But do not distress yourself with dark imaginings.
Many fears are born of fatigue and loneliness.
Beyond a wholesome discipline,
be gentle with yourself.
 
You are a child of the universe,
no less than the trees and the stars;
you have a right to be here.
And whether or not it is clear to you,
no doubt the universe is unfolding as it should.
 
Therefore be at peace with God,
whatever you conceive Him to be,
and whatever your labors and aspirations,
in the noisy confusion of life keep peace with your soul.
 
With all its sham, drudgery, and broken dreams,
it is still a beautiful world.
Be cheerful.
Strive to be happy.
 
(Max Ehrmann, Desiderata, Copyright 1952.)

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Schön, aber doch ein bisschen sehr amerikanisch, insbesondere die letzten Zeilen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Desiderata_(Gedicht)


Freitag, 17. Oktober 2014

Ariadne unter Thielemann I+II

...15.10.2014.
Ein Fest der Musik. Der u.a. Rezension kann ich mich weitgehend anschließen; abweichend meine Beurteilung von Fr. Koch, die mir sängerisch nicht sehr gefiel (etwas schrill und total wortunverständlich), dafür umso mehr Fr. Isokoski, der zuzuhören einfach eine Freude war. Botha sowieso außer Konkurrenz, und natürlich Thielemann. Ganz offensichtlich gibt es eine Liebesbeziehung zwischen ihm und dem Orchester, die man sieht und spürt. Ob sich R. Küchl wirklich so gefreut hat, dass er am Schluss von Thielemann nach allen Regeln der Kunst geherzt wurde....könnte ja mißverstanden werden?

http://www.der-neue-merker.eu/wien-staatsoper-ariadne-auf-naxos-er-weiss-bescheid

Wie schön, dass ich am 23. noch einmal drin sein darf!
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Am 23. wieder genauso schön, diesmal von der Galerie.


Samstag, 11. Oktober 2014

Herz-Kestranek

2 Zitate aus dem Buch "Mit Éjzes bin ich versehen" von Miguel Herz-Kestranek:
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"Spontan einen Kommentar abzugeben, nur weil es Juden sind, die etwas tun oder lassen, scheint überhaupt fast so etwas wie ein österreichischer und hier wiederum speziell wienerischer Reflex zu sein, dem aber nicht nur jene ambivalente Wiener Spielart des Antisemitismus zugrunde zu liegen scheint, die von der Modeschmockerei bis zur entmenschten Mörderfratze reicht. So habe seine Frau, wie Milan weiter erzählte, als sie auf einer gemeinsamen Israel-Reise eines Morgens aus dem Ho­telfenster aufs Meer hinausblickte, plötzlich ungläubig stau­nend ausgerufen:
»Also die Juden - um sechs Uhr früh schwimmen die schon?«"

Aber wenn man sie nicht als etwas Besonderes bemerkt, ist es ihnen auch nicht recht.
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"Egon Friedell soll einmal auf die ziemlich direkte Frage ei­nes Journalisten: »Herr Friedell, man hat gehört, Sie seien homosexuell?« geantwortet haben: »Gott behüte! Es ist schon normal unappetitlich genug!«"
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Ein historisch interessantes und sehr amüsantes Buch, leider teilweise etwas unstrukturiert und ausufernd. Gute Lektoren werden offensichtlich immer mehr Mangelware.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Realität

Überall dort, wo ich mich ein wenig auskenne, stelle ich fest, dass die Populärmedien die jeweilige Wirklichkeit nicht korrekt abbilden; sie lügen nicht direkt, aber sie verzerren die Realität durch Aufmotzung: "Reality pimp". Im sog. "Subtext" wird dann auch gern noch Ideologie hineingeschmuggelt: Weltanschauung eben. Ganz arg ist es im Fernsehen und nicht nur im Privat-TV.Aber immer mehr werden auch die sog. seriösen Print-Medien dadurch infiziert. Man müsste jeden Tag mindestens 5 Medien "konsumieren" und "kompilieren", um halbwegs ein Bild von der Wirklichkeit zu gewinnen.
Fazit: Medien sind als Lebenshilfe nicht nur unbrauchbar, sondern auch gefährlich.

 Siehe auch dazu : Piri-Piri: FEUILLETON

oder

https://twitter.com/kumpfuz/status/598725256870817792

Sonntag, 5. Oktober 2014

Studiengebühren

Häupl im WZ-Interview:
" Ich rede das Wort der Beseitigung aller sozialen Schranken im Zugang zu Bildungssystemen. Über alles andere können wir später reden." 

Das ist das erste vernünftige Wort zum Thema Studiengebühren, das ich von SPÖ-Seite höre. Wenigstens einer, der ein bißchen den Kopf über den Rand des Schützengrabens zu heben wagt. Hat er keine Angst vor 'friendly fire'?

Samstag, 4. Oktober 2014

Warnung

"Sobald die Frauen anfangen, uns gleichstellt zu sein, 
sind sie uns auch schon überlegen"

Cato d. Ä. (Liv.34,2)

Der gute Mann war ja bekanntlich ein ziemlich harter Knochen...

http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Porcius_Cato_der_%C3%84ltere

Dienstag, 30. September 2014

Begierde

"Dieselbe Begierde bewegt die Blattlaus und den Elefanten".

Montaigne

Montag, 29. September 2014

Wahlkampf in Wien

Ich fürchte, es wird nicht genügen, den kommenden FPÖ-Wahlkampf  als "grauslich" und "menschenverachtend" zu brandmarken. Zu sehr brennen die aktuellen Themen "Zuwanderung" und "Asylanten"  den Leuten in jenen Bezirken unter den Nägeln, wo nicht die Eliten zu Hause sind. Zum Beispiel wurden in den letzten Wochen zwei Personen aus ein und demselben Haus auf offener Praterstrasse  am hellichten Tag beraubt, in beiden Fällen von jungen Zuwanderern, die sich dort vor einer Spielhölle herumtreiben.  Von der Polizei musste sich die eine sagen lassen:"Ja, wenn man in so einem Bezirk wohnt....".
 Nun trifft es sich, dass beide Hausgenossen aus bestimmten Gründen gegen die FPÖ immun sind, die große Mehrzahl der Passanten hingegen, die das miterlebt haben, ganz sicher nicht. Aber klarerweise sieht man das beispielsweise in den Bezirken 1,8,13 und 19 ganz anders.

 Wann werden die Eliten endlich begreifen, dass die Nicht-Eliten nicht so gut zwischen guten und schlechten Ausländern differenzieren können? Ohne Zweifel ist das ungerecht, aber Angst macht ungerecht. Statt sich zu bemühen, den Leuten diese Angst zu nehmen, bombardiert man sie mit moralisierenden Vorwürfen. Rein aus Zorn und Verbitterung darüber, dass man ihre Sorgen nicht ernst nimmt,  werden auch viele "Rote" blau wählen, selbst wenn sie nicht so blauäugig sind, den Versprechungen der FPÖ Glauben zu schenken.

Montag, 15. September 2014

Magyarország

Warum müssen die Linken im "Kampf" gegen das vermeintliche oder echte Böse von Rechts immer so übertreiben?
 Ich will sicher Viktor Orbàn nicht verteidigen, aber dass er die offizielle Bezeichnung seines Landes wieder in "Magyarország" - was nichts anderes heißt als "Ungarland" - geändert hat (so hieß es vor dem Kommunismus), macht ihn noch nicht zum Antidemokraten oder Faschisten. Und aus seiner erklärten Gegnerschaft zu einer linksliberal dominierten Demokratie macht man gleich eine Vorliebe für eine "illiberale" Demokratie.
Warum findet er aber mit seinen Hieben gegen die Linken soviel Anklang bei seinen Landsleuten? Weil die Mehrzahl der Ungarn "angefressen" sind von dem, was ihnen die vorige sozialistische Regierung eingebrockt hat. Diese konnte freilich bis zuletzt auf die Sympathie der westlichen Medien zählen.
Mit diesen kleinen Unkorrektheiten  (die "eh keiner merkt") im Dienste der Guten Sache erweist man dieser keinen Dienst und dem Zyniker der Macht nützt man damit eher.

Beim Thema Klimawandel geht es mir ähnlich, wie schon früher bemerkt:
http://kumpfuz.blogspot.co.at/2009/12/klimawandel-3.html#links

Rusalka

Nachtrag zur "RUSALKA"-Aufführung am 10.9.14:
http://www.wiener-staatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=1400482

Eine sehr schöne Aufführung mit herrlicher und herrlich ausgeführter Musik. Herausragend Pjotr Beczala als Prinz und Günter Groisböck als Wassermann. Dirigent Tomas Netopil ein Newcomer, aber recht gut.
Die Regie von S-E. Bechtolf im Ganzen akzeptabel, in Details fragwürdig. Dass er vom Burgtheater kommt, merkt man auch daran, dass er immer, wo es geht, die Protagonistin barfüßig und im Hemdchen herumhüpfen lässt; das ist dort äußerst beliebt, nur sind die Schauspielerinnen dort auch noch magersüchtig (rachitisch darf man ja nicht mehr sagen); nun, das ist bei Opernsängerinnen nur ganz selten der Fall. Wie immer bei ihm der Bühnenbildner Rolf Glittenberg, von dem ich schön langsam den Eindruck gewinne, er ist farbenblind oder zumindest farbuntüchtig.


Provinzialität der Zeit

Es gibt "eine Provinzialität nicht des Raumes, sondern der Zeit; eine Provinzlerhaftigkeit, für die die Geschichte nichts weiter ist als eine Chronik menschlicher Planungen, die der Reihe nach ihre Schuldigkeit getan haben und dann zum alten Eisen geworfen worden sind; eine Provinzlergesinnung, der zufolge die Welt ausschließlich den Lebenden angehört, während die Toten keinen Anteil an ihr haben. Das Gefährliche an dieser Art Provinzialität besteht darin, dass wir alle zusammen, sämtliche Völker des Erdballs, zu Provinzlern werden können."
(T.S.Eliot)
Es gibt also Provinzler des und Provinzler der Zeit. Die meisten Journalisten gehören zu den letzteren, die meisten Jugendlichen sowieso, aber denen kann man keinen Vorwurf daraus machen. Sie waren zwar schon "überall" auf der Welt, aber ihr Horizont hat sich nicht verändert, d. h. sie bleiben auch Provinzler des Raumes.

https://www.youtube.com/watch?v=YWB2SGgz3vc

Samstag, 13. September 2014

Möst

Zu Franz Welser-Möst's Rücktritt:
In allen mir zugänglichen Print- und Online-Medien wird FWM nur mit der Aussage zitiert, dass es bzgl. der Auswahl von Sängern und Dirigenten Differenzen gegeben habe. Punktum. Dabei kann man ihm durchaus folgen, auch wenn man kein Fan von ihm ist (davon hat er ja nicht allzu viele). Das Feuilleton (Standard, KURIER, WZ...) münzt diese Aussage flugs  in eine Kritik an der Inszenierungs-Strategie Dominique Meyers um. Entweder wissen die die Kulturkritiker mehr als wir armen Endverbraucher oder aber sie wollen uns wieder einmal in ihrem Sinne manipulieren. Für die Mehrheit der - zahlenden - Staats-Opernbesucher sind die "konventionellen" Regiearbeiten noch das kleinste Problem in diesem Hause.

Montag, 1. September 2014

Dinge

Die Widerspenstigkeit der Dinge.
Ihr unaufhaltsamer Verfall.
Ihre unaufhörliche Erneuerung.
Und immerzu
Staubt alles zu.

Sonntag, 31. August 2014

Gegenwart

"Alle Erinnerung ist Gegenwart".

Novalis

Samstag, 30. August 2014

Naturwunder

"Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, daß wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben".
"Die Natur offenbart ihre Wunder nicht alle auf einmal. Wir halten uns für Eingeweihte - und weilen noch in ihrem Vorhofe".

Seneca, naturales quaestiones

Mittwoch, 27. August 2014

Der ewige Jude

Weil mich der leichtfertige und missbräuchliche Umgang mit dem Schlagwort "Antisemitismus" in den Medien (WZ, ORF etc.) über die Maßen ärgert, lese ich momentan das Buch "Der ewige Jude" von Hellmut Andics über die "Geschichte des Antisemitismus", ein Buch aus dem Jahre 1965, das bei mir schon lange im Regal schlummerte...

Ein bemerkenswertes sachliches und unparteiisches Buch, das in dieser Form wahrscheinlich heute gar nicht mehr geschrieben und verlegt werden könnte. Allein der Satz: "Das Judentum, das nach den bitteren Erfahrungen der Hitlerzeit überall Antisemitismus witterte, ging von der Forderung nach Gleichberechtigung zur Forderung nach Bevorrechtung über" würde heute schon unter Antisemitismus eingereiht. Dabei ist genau das die Problematik: Wenn es auch noch so berechtigt und verständlich ist - es funktioniert auf Dauer in der Gesellschaft einfach nicht und facht nur die Glut immer wieder auf's neue an. Dass in diesem Buch auch die Ursachen auf jüdischer Seite nicht verschwiegen, aber, wo notwendig, relativiert werden, macht es so glaubwürdig. Auch das ist heute nicht mehr möglich.

"Schon die nüchterne Darstellung der Fakten [der Nazi-Greuel] gerät in den Verdacht, eine Pardonierung zu sein. Wer die Judenfeindschaft nicht ungeprüft als Ungeist verdammt, sondern nach Erklärungen sucht, kommt sehr schnell in den Geruch, selbst Antisemit zu sein. Um die Wiederholung der KZ-Greuel für alle Zeiten zu verhindern, scheint jedes Mittel geeignet, vor allem Schweigen. Dass diese Methode nicht zum Erfolg führt, zeigt das Wiedererwachen des Antisemitismus schon wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges." 

"Das Image des Juden in der Zeit nach 1945 bekam neue Konturen. Der Jude wurde zum Repräsentanten des Siegers und in noch stärkerem Maße als nach 1918 zum Nutznießer des allgemeinen Elends. Die Beherrscher des schwarzen Marktes kamen aus den Flüchtlingslagern. Während die Bevölkerung hungerte, kam aus den Lagern eine Flut von Lebensmitteln.
Die Behörden, die sich in Deutschland und ebenso in Österreich neu etablierten, versuchten ihre noch taufrische demokratische und humanitäre Grundhaltung durch eine mehr oder minder umfangreiche Wiedergutmachung an den Juden zu beweisen. Das alles war eigentlich folgerichtig; aber in der verhängnisvollen Geschichte des Antisemitismus ist immer alles logisch und selbstverständlich, was dann zuletzt doch nur dazu führte, daß die Judenfeindschaft aufflackert. Hunderttausende Kriegsversehrte mußten sich mit kleinen Renten zufriedengeben, Millionen Bombengeschädigte warteten jahrelang vergeblich auf irgendwelche Entschädigungen, Besatzungsopfer konnten keinen Ersatz für Plünderungen, Demontagen, Beschlagnahmen erhalten. Nur die Juden bekamen Geld. Viel Geld.
Dem kleinen Geschäft auf dem schwarzen Markt folgte sehr bald das große Schiebergeschäft. Jetzt kamen die Sardinen waggonweise, die Zigaretten in Wagenladungen, das Mehl zu Tonnen. Daß eine Zeit des allgemeinen Hungers die Großschieber auf den Plan rufen mußte, war klar. Daß die Juden in dieses Geschäft einstiegen - einzelne Juden, versteht sich, aber für die anderen waren es eben „die Juden" -, ist ebenso erklärlich: Die Juden hatten als die klassischen Opfer des NS-Regimes von vornherein bei den Alliierten offene Türen; und die alliierten Kontakte waren nötig, um die großen Coups zu landen. Ihre Partner waren oft die Umerzieher in alliierter Uniform selbst. Und diese hatten auch keine Bedenken."

Ein Beispiel für die Objektivierung mancher  gängiger Vorurteile bietet folgende Text-Passage:
"Um die Jahrhundertwende [1800/1900] befanden sich sämtliche Wiener Großbanken und 76 Prozent der österreichischen Industrie in jüdischem Besitz. Weil Wien solcherart der stärkste wirtschaftliche Stützpunkt des Judentums in Europa war, wurde es auch zum stärksten Ausgangspunkt des Antisemitismus. In dieser Atmosphäre formte sich der arbeitslose Adolf Hitler sein Weltbild."
Also ist es nicht die der "Österreichischen Seele" innewohnende Niederträchtigkeit, wie die sich links gebende Journailleria und einige darin  eingebettete Wissenschaftler uns glauben machen wollen.
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Hier noch eine Passage über Adolf Eichmann:

"Das System wurde durch Adolf Eichmann repräsentiert. Es wäre jedoch irrig, sich diesen Mann als eine Bestie in Menschengestalt vorzustellen. Adolf Eichmann wurde zur Personifikation einer Maschinerie, und stellvertretend für diese Maschinerie wurde er in Israel vor Gericht gestellt und justifiziert. Um einen derartigen Mechanismus der Massentötung in Betrieb zu setzen, mußten zahlreiche Räder ineinandergreifen. Eichmann war eines davon; als die Maschinerie abgeurteilt wurde, standen die übrigen - Hitler, Himmler, Heydrich, Gestapo-Müller und Kripo-Nebe - nicht mehr zur Verfügung. Nur Eichmann blieb übrig als Repräsentant eines Kollektivs.

Die Maschinerie konnte nur in einem System funktionieren, das das Einzelwesen zum absoluten Nullwert degradierte. In einem solchen System ist der nächste logische Schritt die Erkenntnis, daß das Leben nur dann von Wert sei, wenn es dem Staate diene, und daß daher „unwertes“ Leben ausgeschaltet werden müsse. Diese Ausschaltung begann im Staat des Nationalsozialismus mit dem Befehl zur Euthanasie bei Einzelpersönlichkeiten, zum Beispiel bei unheilbar Geisteskranken, und endete mit der Liquidation ganzer Gruppen von „Reichsfeinden“ - also der Juden. 

War ein solches System erst einmal grundsätzlich konstituiert, dann benötigte es nicht mehr den herkömmlichen Typ des Verbrechers als Massenmörder, sondern konnte sich mit dem Verwaltungsbeamten als Exekutor begnügen. Es zeigte sich auch prompt in zahlreichen Fällen, daß die KZ-Bestie ein durchaus bürgerlicher Mensch war. Neben den brutalen Gewaltmenschen, bei denen die sich bietende legale Gelegenheit die Bestie zum Durchbruch kommen ließ, gab es ebenso Männer, die die seelische Beanspruchung durch das System nicht durchhielten."

Montag, 25. August 2014

Minister-Rochaden

Bures->Stöger>>>>  Heuchlerische Verwunderung in den Medien.

In England, immer wieder als Mutterland der europäischen Demokratie bezeichnet, ist sowas durchaus üblich, allerdings mit einem kleinen Unterschied: Wenn dort in seinem Ressort etwas „passiert“, wofür der Minister „eigentlich nichts kann“, ist er trotzdem sofort weg. Aber bei uns in Bagdad? 

Der Gedanke dahinter ist klar: Wichtiger als spezielle Sachkenntnis ist die Fähigkeit, eine komplexe Organisation optimal funktionieren zu lassen, Zusammenhänge zu durchschauen, die Spezialisten in der Spur  zu halten und vor allem, eine gute Hand und einen sicheren Blick für „Leute“ zu haben.

Generell zur "Nachwuchspflege" der SPÖ: Wenn ich mir die "Jungen Sozialisten" so anschaue, haben sie nur das Potential, erst einmal 50% der potentiellen Wähler zu verscheuchen. Gelingt ihnen trotzdem der "Weg durch die Institutionen", so vertreiben sie auch noch den Rest. Die Misere ist nicht neu, ich habe selbst in meiner Laufbahn auf der Uni und dann  im politik-nahen Wissenschaftsbereich nur zu oft erlebt, wie die einstigen Revoluzzer (allesamt höhere S……ähh…. Töchter und Söhne) sich konsequent  und zielsicher an die Futtertröge der Republik heranmachten, aber durchaus nicht primär zum Wohl dieser Institutionen. Das wäre an und für sich nichts Außergewöhnliches, wenn frühe Theorie und späte Praxis nicht gar so weit auseinanderklaffen würden.

So droht der SPÖ eine ähnliche Entwicklung wie der ÖVP, die ja schon lange keine Volkspartei mehr ist, seit durch das Wirken Schüssels & Co. das „Volk“ darauf gekommen ist, dass diese Partei nun wirklich nicht seine Interessen vertritt. Eine Elite-Partei, ganz gleich, ob in finanzieller oder ideologischer Hinsicht, wird in Zukunft keine Mehrheiten mehr zustande bringen. Und da haben dann jene Parteien leichtes Spiel, die vorgeben, sich um die ignorierten Interessen der „Nicht-Eliten“ zu kümmern.

Freitag, 22. August 2014

Große Männer




Die Medien bejammern, dass es keine "großen Persönlichkeiten" in der Politik mehr gibt. Daran sind sie vor allem selber schuld. Abgesehen davon können wir auf "große Männer" verzichten, wenn sie dann so ausschauen wie Putin oder Erdogan. Orban möchte auch in diese Liga, aber Großungarn ist endgültig Geschichte.

Donnerstag, 14. August 2014

Prognosen und Illusionen

"Der Astronom, der mir eine Mondfinsternis Jahrhunderte auf eine Minute voraussagt, ist nicht im Stand mir den Tag vorher zu sagen ob wir sie werden zu sehen kriegen".

Lichtenberg, Sudelbücher


Die Tatsache der genauesten Berechenbarkeit des Sternenlaufs sagt noch lange nichts über die Zeit aus. 
Ich weiß ja nicht, was genau Einstein mit seinem Satz "Die Zeit ist eine Illusion" gemeint hat, wahrscheinlich würde ich es auch nicht verstehen. Aber dass die überübergenaue Messung der Zeit die ganze Wirklichkeit abbildet, vor allem das strenge  "Hintereinander" und seine Verknüpfung mit der Kausalität, das halte ich jedenfalls für eine Illusion. Wenn ich es richtig verstehe, verneint die moderne Physik für den Bereich der kleinsten Massen und Wirkungen die exakte Gültigkeit der Kausalität. Deswegen sind die Neurobiologen für mich unglaubwürdig, wenn sie durch ihre Messungen den freien Willen in Frage stellen wollen. Und wer lange Zeit mit Haustieren zusammengelebt hat, dem kommen auch Zweifel, ob deren Zeit mit unserer immer synchron läuft. Es gibt da m. E. eine Unschärfe im Sekundenbruchteil-Bereich.

Siehe auch: Piripiri: Nachtrag zur Zeit

Theorie und Praxis

Wenn man auf die Homepage der Stadt Salzburg geht, wird einem sofort klar gemacht, dass dort ein neuer Wind weht: An erster Stelle, also links oben werden einem grüne Zentral-Themen serviert, sodass die Prioritäten für wirklich jedermann, ähh jederfrau, deutlich ersichtlich sind...
Gleichzeitig liest man in den Medien, dass die Intervalle der Salzburger Öffis deutlich verlängert wurden. Passt irgendwie nicht ganz zusammen - oder?
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"Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."
Schiller, Wallenstein.

Schneck

Eigentlich dürfen Vegane auch keinen Salat essen, denn ohne Vertilgung von Schnecken kommt keiner mehr zustande.
Bis in naher Zukunft ohnehin alle Nahrungsmittel industriell hergestellt werden.

Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brust_oder_Keule

Dienstag, 12. August 2014

Alles und NIchts

"... Augenblick wenn die Zeit für mich aufhören wird Zeit zu sein, in dem Schoß des mütterlichen Alles und Nichts..."

Lichtenberg, Sudelbücher 1,697

Sonntag, 10. August 2014

Barbara Prammers Abschied

Zur Umrahmung Richard Wagner und Timna Brauer. Das wird in verschiedenen Mägen chemische Unverträglichkeitsreaktionen hervorgerufen haben. Aber:

Dabei könnte mir dieser Soundtrack-Mix durchaus gefallen, wenn man sicher sein könnte, dass er nicht durch Interessengruppen angerichtet wurde.

Ich bin mir sicher, dass diese Pfauenparade Barbara Prammer selbst nicht goutiert hätte.

Samstag, 9. August 2014

Max Frisch u. a.

Habe gerade die Biographie über Max Frisch von Volker Weidermann (FAZ) gelesen. Frisch war früher einer meiner literarischen Hausgötter; heute kann ich weniger mit ihm anfangen. Diese ausufernde Selbstbespiegelung liegt mir heute nicht mehr; generell ist Frisch heute auch nicht mehr wirklich aktuell; gleichwohl ist er nach wie vor genial darin, Seelenzustände mit Worten auszudrücken. Seine Stücke werden auch kaum mehr gespielt, die meisten Erfolgs-Dramen haben eine kurze Halbwertszeit.
Dass eine Biographie die Sympathie-Werte für die beschriebene Person nach unten drückt, passiert mir ja nicht das erste Mal. Als Mensch dürfte er "ein Ekel" gewesen sein (Zitat nach Siegfried Unselds Sohn). Zufällig habe ich auch noch eine andere Referenz: Eine Tante von mir war in ihrer Jugend Hausmädchen bei Frisch's (in der Zeit seiner ersten Ehe). Ihr Urteil: Ein "Spinner" und "Danebengeher" (damit meinte sie "notorischer Ehebrecher"). Nun, so kann man es auch sehen...
Was mir aber auffällt: Auch Frisch hat in seiner Spätphase eine starke Aggression gegen seine Heimat, also die Schweiz entwickelt, wie sie sich z. B.  auch bei Thomas Bernhard gegen Österreich herausgebildet hat. Ich habe mich immer gefragt, wogegen sich dieses Ressentiment wirklich richtete und woraus es sich nährte. Ein Land ist doch eine Abstraktion, kann man eine solche hassen? Es werden wohl schon bestimmte Menschen damit gemeint gewesen sein und ein tiefer Frust als Basis. Auffallend ist, dass beide sehr erfolgsverwöhnt waren und schwer-reich geworden, aber doch letztlich an ihre Grenzen gestoßen sind, physisch, psychisch, politisch - ob es damit zusammenhängt? Oder handelt es sich nur die Luxusausgabe des Altmänner-Grants?  Gut, Bernhard war noch nicht so alt, aber bei ihm ging die Uhr einfach bedeutend schneller.
Da fällt mir ein: Auch Ludwig Thoma hat im Alter die "Sau rausgelassen" (im Miesbacher-Boten) - - allerdings: Zu seiner Zeit, da Patriotismus einen hohen Stellenwert hatte, war es einfach nicht gut möglich und auch nicht bekömmlich, gegen sein "Vaterland" zu gifteln (er saß ja auch schon einmal für Majestätsbeleidigung im Gefängnis) - so hat er sich stattdessen die Juden vorgenommen, aus seiner Sicht also die mächtigen Cliquen.
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Stichwort "Grenzen": "Auch auf die Impotenz ist kein Verlaß" (Max Frisch).

Ernährung

"Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe. Ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zur Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei".

Lichtenberg

Auch ich lese viel und vielerlei, bin aber nicht "belesen", weil mein Gedächtnis nicht gut ist.

Samstag, 26. Juli 2014

Endlich eine vernünftige Stellungnahme zum aktuellen Nahost-Problem...

...und ausgerechnet in der WZ:

http://www.wienerzeitung.at/meinungen/gastkommentare/647541_Die-nahoestliche-Verschaerfung.html
(Isolde Charim)

Mein Posting dazu:
Der mit Abstand beste Beitrag bisher zum aktuellen Nahost-Thema, und das in der WZ! Allein der mutige Satz "Rache ist nicht demokratisch" degradiert jene Kolumnisten von Göweil (WZ) bis Pelinka (TT), die aus dem Grund Solidarität mit Israel fordern, weil es die "einzige Demokratie in der Region" sei. Demokratie für sich allein ist kein Wert, wenn sie nicht demokratisch praktiziert wird. Auch Russland und die Türkei sind bekanntlich "Demokratien". Demokratie bietet eben auch die Möglichkeit, dass extreme Gruppierungen die Macht ergreifen, um ihre zutiefst undemokratischen Ziele, nun "demokratisch legitimiert" zu verfolgen. In jedem Fall heißt das jeweils nichts anderes, als dass die Mehrheit seiner Bevölkerung hinter dieser Gruppierung steht, denn es geht ja demokratisch zu. Hoffnungslos? Ja, denn sollte wider alles Erwarten einmal eine gemäßigte Partei ans Ruder kommen, muss man Angst haben, dass deren Proponent ganz undemokratisch abgemurkst wird - wie das "in der Region" nicht unüblich ist.

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"Lustig" ist, dass Israelkritische Postings in der WZ oft innerhalb kürzester Zeit eine Menge "dislikes" bekommen; da ist offenbar in der Redaktion eine sehr aktive Gruppe auf dem Posten, die sich ihrer Verantwortung wohl bewußt ist.

Im Leserforum andererseits werden überwiegend nur israelfreundliche Leserbriefe abgedruckt; auch sonst werden affirmative Zuschriften vorgezogen, die in den seltensten Fällen einen neuen Gedanken bringen.

Adopters

Im KURIER von gestern lese ich:
 "Am stärksten waren die Nazis im 4. Bezirk...im 8.,18., 6. und 7. Bezirk...heute allesamt Bezirke mit vielen Grünwählern".
Na klar, dort siedeln die sog. Eliten, die "early adopters".
Nur wechselt halt manchmal das Vorzeichen. Hängt vom Wind ab.

Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung

Samstag, 19. Juli 2014

Tiere essen?

Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Debatte um "Tiere essen" als Elitenproblem bezeichnet, als Sorge von Höheren, ähh... Töchtern und Söhnen. Mancher mag sie sogar vor dem Hintergrund des weltweit ungelösten Ernährungsproblems als obszön empfinden. Wie auch immer, Respekt vor anderen Lebensformen ist geboten, aber deren notorischer Hang zum Missionieren geht mir gewaltig auf die Nerven.

Freitag, 18. Juli 2014

Herostraten

Herostratos ist der Schutzpatron der Kulturkritiker. Immer wieder versuchen Kritiker, sich selber groß zu machen, indem sie anerkannte Kunstwerke und Künstler klein machen oder gar "vernichten". Beispiele: Für M.Reich-Ranicki ist Musil ein "ganz schlechter Schriftsteller":

Wie ehrte ich den Dichter
Schon von Jugend an!
Nun spricht der ObeRRichter*:
"Versungen und Vertan".




*(M Reich-Ranicki verreißt R. Musil im Spiegel vom 19.8.2002)


... für Edwin Baumgartner (WZ) schrieb Heimito von Doderer "Stumpfsinn"....
(im Tamino-Klassik-Forum 2007)

Letzteren (E.B.) konnte man unlängst in einer Sendung von Ioan Holender über Richard Strauss seine altbekannten Sprüche über dessen Nazi-Affinität verbreiten sehen. Er erinnert mich fatal - nicht optisch! - an den Ritter von der traurigen Gestalt:  Alles, was ihm begegnet, bringt er mit dem Nazitum in Zusammenhang ...allerdings sind seine Windmühlen-Attacken fast immer sehr gut und gescheit geschrieben. aber er kann sich nicht verkneifen, überall seine fixe Idee durchscheinen zu lassen. Wie bei einem Koch, der sich aus Liebe zu einem bestimmten Gewürz nicht beherrschen kann und es überall reichlich dazugibt: Er kann noch so gut kochen, aber man hat seine Gerichte bald über.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Israel und Hamas

Das Kreuz - nein, das kann man hier nicht sagen - die Zwickmühle also  bei allen hiesigen Äußerungen zum Israel-Hamas-Konflikt ist, dass man eigentlich nichts "Richtiges" sagen kann. Äußert man Verständnis für die Gegenmaßnahmen Israels, wird man den Unterstützern Netanjahus und seiner Politik zugerechnet, kritisiert man dessen Vorgehen, wird man taxfrei zum Antisemiten gestempelt. Am besten ist, man schweigt - aber das ist sicher auch nicht "GOLD":
Worüber man nicht reden kann,
Darüber muss man schweigen.*
Aus Unsagbarem irgendwann
Wird Untat sich erzeugen.
*(Frei nach L.Wittgenstein)

Ironie und Dilemma am Rande: Journalisten, die hierzulande eindeutig der Linken zugerechnet werden können (z. B. R. Göweil von der WZ),  mutieren beim Thema Israel zu beflissenen Befürwortern einer nun wirklich eindeutig rechten Politik, offenbar aus Loyalität um jeden Preis. 

"Das ist die Rücksicht, 

die Elend läßt zu hohen Jahren kommen ... "

(Hamlet)

Gegenwärtig werden in den verschiedenen Zeitungen mehr oder weniger gescheite Israel-Verteidigungs-Aufsätze, ja manchmal ganze Seiten, lanciert. Dabei scheint es in dem jeweiligen Medium einen "Zur Stelle-"Redakteur zu geben, den man allerdings mit der Zeit schon kennt. Die Gründe kann man nur vermuten - aber Vorsicht! Man beachte das Vermutungsverbot!

Freitag, 27. Juni 2014

Murphy

...aber nicht Joseph M. !


Montag, 23. Juni 2014

Dumm gelaufen

Odyssee - oder eine Heimkehr mit Hindernissen:

Seit über 35 Jahren fahren wir mit einem Wohnwagen regelmäßig nach Frankreich, meistens an den Atlantik, diesmal allerdings nur nach Lothringen und anschließend nach Luxemburg, und hatten nie größere Probleme auf der Strasse.  Diesmal ist es allerdings blöd gelaufen:
Wir wollten die Pfingst-Tage zur Heimreise nutzen, weil die A-6  von Saarbrücken bis Nürnberg an Werktagen so voll mit LKWs ist und es immer wieder zu vielen kilometerlangen Staus kommt; im Radio werden dann häufig nur mehr jene ab 10-km angegeben. Im Nachhinein gesehen, war das natürlich keine so gute Idee - wenn man eine Panne hat.
So fuhren wir also guter Dinge Samstag früh in Luxemburg los und kamen auch problemlos bis hinter Kaiserslautern. Da meldete sich an einer der dort häufigen Steigungen des Pfälzer-Walds der Bordcomputer unseres Citroen-C5 und meinte:“Motortemperatur zu hoch“; tatsächlich war das Thermometer tief im roten Bereich. Also nichts wie rechts ran auf den Pannenstreifen, den es dort gottseidank gibt. Es war schon heiß, aber noch nicht extrem und ich konnte meiner Frau einen Campingsessel an den schattigen Waldrand stellen und ihr Blumen pflücken.
Dann die nötigen Anrufe, aber gleich an die ÖAMTC-Kollegen in Wien (bin ein "Veteran" des Touring-Clubs), die mich sogleich an die Abteilung Schutzbrief-Ausland weiterleiteten. Die alarmierten den ADAC. Nach ziemlich nerven-belastender Wartezeit mitten im Pfingstverkehr meldete sich dieser aus München und fragte nach meinem Standort: Ich stand direkt vor einer Kilometeranzeige und gab also durch: A6, km-604,5 Richtungsfahrbahn Ost, also Mannheim. OK, dann Warten, Warten, keiner kommt. Dann wieder ein Anruf von ADAC: Der ADAC-Partner  sei an der angegebenen km-Tafel vorbeigefahren und hätte dort niemanden gesehen! Nach weiterer hektischer internationaler Telefoniererei stellt sich heraus, dass die A6 doppelt kilometriert ist, je nachdem, einmal östlich und einmal westlich von Viernheimer Dreieck; dies wusste man offensichtlich auch in München nicht (Erklärung s.u.). Dies geklärt habend, verging wieder einige Zeit. Inzwischen kühlte sich der Motor ab, wir nicht. Und der Lärm war mörderisch, die Hitze stieg.
Endlich kam der „richtige“ ADAC-Partner: Wie mich schon die Wiener Kollegen gewarnt hatten, sind die ADAC-Leute nur auf das Abschleppen durch Partnerfirmen aus- und eingerichtet und die schauen sich höchstens kursorisch den Motor an. So war es auch: Auf meine Bitte hin schaute er doch in den Motorraum – Diagnose: Aha, klar, zu wenig Kühlflüssigkeit. Also Wasser (!) nachgefüllt, was anderes hatte er nicht dabei. Ich hatte zwar Kühlflüssigkeit mit, aber die reichte nicht. Das hätte ihn (und mich) eigentlich schon stutzig machen sollen. Ich fragte noch, ob nicht vielleicht der Lüfter was hätte, aber er meinte nach dem Motor-Neu-Start, der sei  schon okay. Aber bei einem Citroen ist halt alles etwas anders als bei VW und BMW etc.: De facto kann man durch die dichte „Verbauung“ von gar außen nicht richtig erkennen, ob er läuft oder nicht und bei dem herrschenden Lärm schon gar nicht.  Dazu würde man ein elektronisches Diagnosegerät brauchen. Er ließ uns also weiterfahren, vor allem wohl auch deswegen, weil er nicht wirklich wusste, wo er uns mit dem Wohnwagen hinschleppen sollte. Der Pfälzer-Wald ist eine relativ dünn besiedelte  Gegend und es war Pfingstsamstag nachmittag.  – Das Ganze dauerte bis zur Weiterfahrt gut 2,5 Stunden.
Wir fuhren also weiter, immer mit dem Blick auf das Thermometer. Es ging ca. 200 km gut, dann plötzlich wieder dasselbe, diesmal allerdings wesentlich dramatischer: Die A6 ist nach wie vor größtenteils 2-spurig und nur an einigen Ballungszentren und Steigungen auf 3 Spuren erweitert, auf Kosten des Pannenstreifens (in meinen Augen sowieso kriminell!). Das war so eine Stelle - dort stehenbleiben oder aussteigen zu müssen, mit einem Wohnwagen hintendran ist lebensgefährlich.
Glück-im-Unglück-Nr.1: in ca. 500 m gab es einen Parkplatz mit WC, aber ohne Schatten und ebenfalls mit Lärmhölle. Also im Kriechgang hin. Wieder dasselbe procedere: Hektische Telefoniererei mit Wien und ADAC-München. Quälendes Warten in mittlerweile ziemlicher Hitze und Gestank, eingekeilt zwischen polnischen Truckern; die waren nett und wollten uns helfen, aber bei einem Citroen!? Inzwischen hatte ich eine Idee (Glück-im-Unglück-Nr.2): Ich kenne die Route infolge häufigen Befahrens in den letzten Jahrzehnten ziemlich gut und weiß vor allem auch, wo die Campingplätze liegen; in diesem Fall gab es einen in 24-km Entfernung, den ich schon von früher kannte, in Neckarsulm.  Also bat ich den diesmal nach ~3 Stunden kommenden ADAC-Partner, uns gleich dorthin zu abzuschleppen. Dafür sind sie allerdings gut ausgerüstet: Auto ruck-zuck auf die Ladefläche, festgezurrt und den Wohnwagen an die Kugel hinten, los geht‘s. Es war übrigens derselbe Mann, die mich vor 4 Stunden vergeblich östlich von Mannheim gesucht hatte. Sehr freundlich, aber ich hatte wieder nicht den Eindruck von technischer Nothilfe-Kompetenz.
Da waren wir also nun, aber vor Dienstag war natürlich an keine Reparatur  bzw. Weiterkommen zu denken. Immerhin, der Campingplatz ist schön, wir bekamen noch einen grünen Standplatz mit Schatten und wollten auf Entspannung schalten, was aber nicht richtig gelingen wollte. Leichte Nervosität auch wegen der Katzenbetreuung zuhause, welche nur bis Dienstag (sicherheitshalber) organisiert war; Wir wollten ja schon am Sonntag zu Hause sein. Aber das konnte provisorisch geklärt werden. Freude kam trotzdem nicht auf……
Pfingst-Sonntag und -Montag waren auch im Neckartal überirdisch heiß, ich holte mir sogar einen kleinen Sonnenbrand – im Schatten! Meine ganze Perrier-Reserve ging drauf.
Glück-im-Unglück-Nr.3: In 10km Entfernung (Heilbronn) gibt es eine Citroen-Werkstätte, bei der ich am Dienstag früh vor der Tür stand (Ebene Kurzstrecken waren ja nach Kühlsystem-Befüllung noch möglich). Die waren dort nicht wirklich erfreut, aber „nahmen mich rein“. Und hier machte ich einen entscheidenden Fehler: Ich berichtete von der „Diagnose“ des 1. ADAC-Partners betreffs  Kühlmittel und Lüfter und so stürzten sich die durchaus freundlichen Heilbronner nur auf den Kühlmittelkreislauf, fanden auch gleich heraus, dass der Wärmetauscher defekt sei. Musste aber noch bestellt werden, erst Mittwoch Einbau möglich – Kosten: ½ K€. Das machten die dann auch gleich am nächsten Tag vormittags und ab 12h konnten wir weiterfahren. "Guter" Rat: Achten Sie auf die Temperatur!  Kein Hinweis auf Lüfter!
Wieder 200 km ostwärts, Temperatur i. W. konstant, aber es geht ja dort ziemlich eben zu. Bis zu den ersten Steigungen des Fränkischen Jura zwischen Nürnberg und Regensburg: AUS! Zwar gab es hier wieder einen Pannenstreifen, aber keinen Wald, sondern nur pralle Sonne, dafür schöne Landschaft ringsum ;=). Notrufsäule in 100m defekt, jedenfalls stumm. Also wieder die Wiener Kollegen bemüht. Wegen des Höllen-Lärms noch mehr Verständigungs-Probleme als 4 Tage zuvor. Die Kollegin in Wien war schon nahe an der Grenze ihrer Leidensfähigkeit, aber schließlich hat es doch geklappt:
Glück-im-Unglück-Nr.4: Auch hier kannte ich einen Campingplatz in 20-km Entfernung – in idyllischer ländlicher fränkischer Umgebung. Also gleich ohne langes Fackeln Abschleppung dorthin erbeten, nach diesmal nur 1-stündiger Wartezeit - es war ja schon Wochentag - und durchaus zügig und freundlich.
Glück-im-Unglück-Nr.5 – und diesmal wirklich: In 10-km Entfernung gibt es dort  in der tiefsten Provinz tatsächlich eine Citroen-Werkstätte und (wie mir alle Einheimischen versicherten) eine sehr gute noch dazu (Autohaus Wittl). Also am Donnerstag früh gleich hin, ich wurde auch sofort ohne Probleme angenommen und die hatten es nach 20-min auch schon gefunden: Lüfter defekt! Also doch! Einbau nach Bestellung dann Freitag vormittag möglich. Kosten: Wiederum  ½ K€. Freitag mittag dann Abfahrt, diesmal ohne Probleme (außer permanente, angstvolle Beobachtung des Thermometers) mehr oder weniger nonstop zur heimischen Kleingartenanlage  40-km vor Wien. Wohnwagen auf dem Parkplatz abgestellt, das Notwendigste umgeräumt und ab nach Wien: 20:30h. Und dann noch ein Willkommensgruß von Fr. Vassilakou an der Wiener Westeinfahrt: 50-min Stau am späten Abend. Auch schon egal. Nächsten Tag eine ganzseitige "Werbung" der Stadt Wien in der Zeitung zum Thema Westeinfahrt mit der Überschrift: "Nützen Sie die Öffis!". Selbst einem begeisterten Öffi-Fahrer wie mir schlägt sowas auf den Magen!
Aber endlich wieder zuhause – und das ohne direkten „Personenschaden“ - auch Katzen gesund und wohlgenährt, nur Katzeklo etwas "überfüllt":=). Obwohl letztlich alles glimpflich abgelaufen war (aber das weiß man ja nicht vorher), so zeigten sich doch einige gesundheitliche Folgeprobleme infolge der nervlichen und körperlichen Belastung, auch durch die große Hitze.
Trotzdem: Glück-im-Unglück-Nr.......: Kein Unfall, nur Unannehmlichkeiten– aber das jede Menge.
Tante Jolesch läßt grüssen:  “Gott soll abhüten alles, was noch ein Glück ist".
Der (vorhergehende) Urlaub war trotzdem sehr schön! Aber man hüte sich auch vor einer Panne auf deutschen Autobahnen!
Spezial-Lob und -Dank der Schutzbrief-Mannschaft vom ÖAMTC! Ich bin überzeugt, sie hätten es auch bei einem "normalen" Mitglied genau so gut gemacht.
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Auszug aus Wikipedia:

Die Kilometrierung der A 6 weist eine Besonderheit auf. In den Dreißigerjahren wurde die Zählung der Streckenkilometer vom heutigen Autobahndreieck Potsdam (am Berliner Ring) beginnend über Erfurt undFrankfurt am Main zum Viernheimer Dreieck geführt und von dort in beiden Verzweigungen Richtung Kaiserslautern und Richtung Mannheim jeweils fortgesetzt. [3] Dadurch ergibt sich beim durchgehenden Befahren der A 6 eine Richtungsänderung der Kilometrierung beim Kilometer 555,7 am Viernheimer Dreieck.