Sonntag, 31. August 2014

Gegenwart

"Alle Erinnerung ist Gegenwart".

Novalis

Samstag, 30. August 2014

Naturwunder

"Die Zeit wird kommen, wo unsere Nachkommen sich wundern, daß wir so offenbare Dinge nicht gewußt haben".
"Die Natur offenbart ihre Wunder nicht alle auf einmal. Wir halten uns für Eingeweihte - und weilen noch in ihrem Vorhofe".

Seneca, naturales quaestiones

Mittwoch, 27. August 2014

Der ewige Jude

Weil mich der leichtfertige und missbräuchliche Umgang mit dem Schlagwort "Antisemitismus" in den Medien (WZ, ORF etc.) über die Maßen ärgert, lese ich momentan das Buch "Der ewige Jude" von Hellmut Andics über die "Geschichte des Antisemitismus", ein Buch aus dem Jahre 1965, das bei mir schon lange im Regal schlummerte...

Ein bemerkenswertes sachliches und unparteiisches Buch, das in dieser Form wahrscheinlich heute gar nicht mehr geschrieben und verlegt werden könnte. Allein der Satz: "Das Judentum, das nach den bitteren Erfahrungen der Hitlerzeit überall Antisemitismus witterte, ging von der Forderung nach Gleichberechtigung zur Forderung nach Bevorrechtung über" würde heute schon unter Antisemitismus eingereiht. Dabei ist genau das die Problematik: Wenn es auch noch so berechtigt und verständlich ist - es funktioniert auf Dauer in der Gesellschaft einfach nicht und facht nur die Glut immer wieder auf's neue an. Dass in diesem Buch auch die Ursachen auf jüdischer Seite nicht verschwiegen, aber, wo notwendig, relativiert werden, macht es so glaubwürdig. Auch das ist heute nicht mehr möglich.

"Schon die nüchterne Darstellung der Fakten [der Nazi-Greuel] gerät in den Verdacht, eine Pardonierung zu sein. Wer die Judenfeindschaft nicht ungeprüft als Ungeist verdammt, sondern nach Erklärungen sucht, kommt sehr schnell in den Geruch, selbst Antisemit zu sein. Um die Wiederholung der KZ-Greuel für alle Zeiten zu verhindern, scheint jedes Mittel geeignet, vor allem Schweigen. Dass diese Methode nicht zum Erfolg führt, zeigt das Wiedererwachen des Antisemitismus schon wenige Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges." 

"Das Image des Juden in der Zeit nach 1945 bekam neue Konturen. Der Jude wurde zum Repräsentanten des Siegers und in noch stärkerem Maße als nach 1918 zum Nutznießer des allgemeinen Elends. Die Beherrscher des schwarzen Marktes kamen aus den Flüchtlingslagern. Während die Bevölkerung hungerte, kam aus den Lagern eine Flut von Lebensmitteln.
Die Behörden, die sich in Deutschland und ebenso in Österreich neu etablierten, versuchten ihre noch taufrische demokratische und humanitäre Grundhaltung durch eine mehr oder minder umfangreiche Wiedergutmachung an den Juden zu beweisen. Das alles war eigentlich folgerichtig; aber in der verhängnisvollen Geschichte des Antisemitismus ist immer alles logisch und selbstverständlich, was dann zuletzt doch nur dazu führte, daß die Judenfeindschaft aufflackert. Hunderttausende Kriegsversehrte mußten sich mit kleinen Renten zufriedengeben, Millionen Bombengeschädigte warteten jahrelang vergeblich auf irgendwelche Entschädigungen, Besatzungsopfer konnten keinen Ersatz für Plünderungen, Demontagen, Beschlagnahmen erhalten. Nur die Juden bekamen Geld. Viel Geld.
Dem kleinen Geschäft auf dem schwarzen Markt folgte sehr bald das große Schiebergeschäft. Jetzt kamen die Sardinen waggonweise, die Zigaretten in Wagenladungen, das Mehl zu Tonnen. Daß eine Zeit des allgemeinen Hungers die Großschieber auf den Plan rufen mußte, war klar. Daß die Juden in dieses Geschäft einstiegen - einzelne Juden, versteht sich, aber für die anderen waren es eben „die Juden" -, ist ebenso erklärlich: Die Juden hatten als die klassischen Opfer des NS-Regimes von vornherein bei den Alliierten offene Türen; und die alliierten Kontakte waren nötig, um die großen Coups zu landen. Ihre Partner waren oft die Umerzieher in alliierter Uniform selbst. Und diese hatten auch keine Bedenken."

Ein Beispiel für die Objektivierung mancher  gängiger Vorurteile bietet folgende Text-Passage:
"Um die Jahrhundertwende [1800/1900] befanden sich sämtliche Wiener Großbanken und 76 Prozent der österreichischen Industrie in jüdischem Besitz. Weil Wien solcherart der stärkste wirtschaftliche Stützpunkt des Judentums in Europa war, wurde es auch zum stärksten Ausgangspunkt des Antisemitismus. In dieser Atmosphäre formte sich der arbeitslose Adolf Hitler sein Weltbild."
Also ist es nicht die der "Österreichischen Seele" innewohnende Niederträchtigkeit, wie die sich links gebende Journailleria und einige darin  eingebettete Wissenschaftler uns glauben machen wollen.
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Hier noch eine Passage über Adolf Eichmann:

"Das System wurde durch Adolf Eichmann repräsentiert. Es wäre jedoch irrig, sich diesen Mann als eine Bestie in Menschengestalt vorzustellen. Adolf Eichmann wurde zur Personifikation einer Maschinerie, und stellvertretend für diese Maschinerie wurde er in Israel vor Gericht gestellt und justifiziert. Um einen derartigen Mechanismus der Massentötung in Betrieb zu setzen, mußten zahlreiche Räder ineinandergreifen. Eichmann war eines davon; als die Maschinerie abgeurteilt wurde, standen die übrigen - Hitler, Himmler, Heydrich, Gestapo-Müller und Kripo-Nebe - nicht mehr zur Verfügung. Nur Eichmann blieb übrig als Repräsentant eines Kollektivs.

Die Maschinerie konnte nur in einem System funktionieren, das das Einzelwesen zum absoluten Nullwert degradierte. In einem solchen System ist der nächste logische Schritt die Erkenntnis, daß das Leben nur dann von Wert sei, wenn es dem Staate diene, und daß daher „unwertes“ Leben ausgeschaltet werden müsse. Diese Ausschaltung begann im Staat des Nationalsozialismus mit dem Befehl zur Euthanasie bei Einzelpersönlichkeiten, zum Beispiel bei unheilbar Geisteskranken, und endete mit der Liquidation ganzer Gruppen von „Reichsfeinden“ - also der Juden. 

War ein solches System erst einmal grundsätzlich konstituiert, dann benötigte es nicht mehr den herkömmlichen Typ des Verbrechers als Massenmörder, sondern konnte sich mit dem Verwaltungsbeamten als Exekutor begnügen. Es zeigte sich auch prompt in zahlreichen Fällen, daß die KZ-Bestie ein durchaus bürgerlicher Mensch war. Neben den brutalen Gewaltmenschen, bei denen die sich bietende legale Gelegenheit die Bestie zum Durchbruch kommen ließ, gab es ebenso Männer, die die seelische Beanspruchung durch das System nicht durchhielten."

Montag, 25. August 2014

Minister-Rochaden

Bures->Stöger>>>>  Heuchlerische Verwunderung in den Medien.

In England, immer wieder als Mutterland der europäischen Demokratie bezeichnet, ist sowas durchaus üblich, allerdings mit einem kleinen Unterschied: Wenn dort in seinem Ressort etwas „passiert“, wofür der Minister „eigentlich nichts kann“, ist er trotzdem sofort weg. Aber bei uns in Bagdad? 

Der Gedanke dahinter ist klar: Wichtiger als spezielle Sachkenntnis ist die Fähigkeit, eine komplexe Organisation optimal funktionieren zu lassen, Zusammenhänge zu durchschauen, die Spezialisten in der Spur  zu halten und vor allem, eine gute Hand und einen sicheren Blick für „Leute“ zu haben.

Generell zur "Nachwuchspflege" der SPÖ: Wenn ich mir die "Jungen Sozialisten" so anschaue, haben sie nur das Potential, erst einmal 50% der potentiellen Wähler zu verscheuchen. Gelingt ihnen trotzdem der "Weg durch die Institutionen", so vertreiben sie auch noch den Rest. Die Misere ist nicht neu, ich habe selbst in meiner Laufbahn auf der Uni und dann  im politik-nahen Wissenschaftsbereich nur zu oft erlebt, wie die einstigen Revoluzzer (allesamt höhere S……ähh…. Töchter und Söhne) sich konsequent  und zielsicher an die Futtertröge der Republik heranmachten, aber durchaus nicht primär zum Wohl dieser Institutionen. Das wäre an und für sich nichts Außergewöhnliches, wenn frühe Theorie und späte Praxis nicht gar so weit auseinanderklaffen würden.

So droht der SPÖ eine ähnliche Entwicklung wie der ÖVP, die ja schon lange keine Volkspartei mehr ist, seit durch das Wirken Schüssels & Co. das „Volk“ darauf gekommen ist, dass diese Partei nun wirklich nicht seine Interessen vertritt. Eine Elite-Partei, ganz gleich, ob in finanzieller oder ideologischer Hinsicht, wird in Zukunft keine Mehrheiten mehr zustande bringen. Und da haben dann jene Parteien leichtes Spiel, die vorgeben, sich um die ignorierten Interessen der „Nicht-Eliten“ zu kümmern.

Freitag, 22. August 2014

Große Männer




Die Medien bejammern, dass es keine "großen Persönlichkeiten" in der Politik mehr gibt. Daran sind sie vor allem selber schuld. Abgesehen davon können wir auf "große Männer" verzichten, wenn sie dann so ausschauen wie Putin oder Erdogan. Orban möchte auch in diese Liga, aber Großungarn ist endgültig Geschichte.

Donnerstag, 14. August 2014

Prognosen und Illusionen

"Der Astronom, der mir eine Mondfinsternis Jahrhunderte auf eine Minute voraussagt, ist nicht im Stand mir den Tag vorher zu sagen ob wir sie werden zu sehen kriegen".

Lichtenberg, Sudelbücher


Die Tatsache der genauesten Berechenbarkeit des Sternenlaufs sagt noch lange nichts über die Zeit aus. 
Ich weiß ja nicht, was genau Einstein mit seinem Satz "Die Zeit ist eine Illusion" gemeint hat, wahrscheinlich würde ich es auch nicht verstehen. Aber dass die überübergenaue Messung der Zeit die ganze Wirklichkeit abbildet, vor allem das strenge  "Hintereinander" und seine Verknüpfung mit der Kausalität, das halte ich jedenfalls für eine Illusion. Wenn ich es richtig verstehe, verneint die moderne Physik für den Bereich der kleinsten Massen und Wirkungen die exakte Gültigkeit der Kausalität. Deswegen sind die Neurobiologen für mich unglaubwürdig, wenn sie durch ihre Messungen den freien Willen in Frage stellen wollen. Und wer lange Zeit mit Haustieren zusammengelebt hat, dem kommen auch Zweifel, ob deren Zeit mit unserer immer synchron läuft. Es gibt da m. E. eine Unschärfe im Sekundenbruchteil-Bereich.

Siehe auch: Piripiri: Nachtrag zur Zeit

Theorie und Praxis

Wenn man auf die Homepage der Stadt Salzburg geht, wird einem sofort klar gemacht, dass dort ein neuer Wind weht: An erster Stelle, also links oben werden einem grüne Zentral-Themen serviert, sodass die Prioritäten für wirklich jedermann, ähh jederfrau, deutlich ersichtlich sind...
Gleichzeitig liest man in den Medien, dass die Intervalle der Salzburger Öffis deutlich verlängert wurden. Passt irgendwie nicht ganz zusammen - oder?
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"Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."
Schiller, Wallenstein.

Schneck

Eigentlich dürfen Vegane auch keinen Salat essen, denn ohne Vertilgung von Schnecken kommt keiner mehr zustande.
Bis in naher Zukunft ohnehin alle Nahrungsmittel industriell hergestellt werden.

Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Brust_oder_Keule

Dienstag, 12. August 2014

Alles und NIchts

"... Augenblick wenn die Zeit für mich aufhören wird Zeit zu sein, in dem Schoß des mütterlichen Alles und Nichts..."

Lichtenberg, Sudelbücher 1,697

Sonntag, 10. August 2014

Barbara Prammers Abschied

Zur Umrahmung Richard Wagner und Timna Brauer. Das wird in verschiedenen Mägen chemische Unverträglichkeitsreaktionen hervorgerufen haben. Aber:

Dabei könnte mir dieser Soundtrack-Mix durchaus gefallen, wenn man sicher sein könnte, dass er nicht durch Interessengruppen angerichtet wurde.

Ich bin mir sicher, dass diese Pfauenparade Barbara Prammer selbst nicht goutiert hätte.

Samstag, 9. August 2014

Max Frisch u. a.

Habe gerade die Biographie über Max Frisch von Volker Weidermann (FAZ) gelesen. Frisch war früher einer meiner literarischen Hausgötter; heute kann ich weniger mit ihm anfangen. Diese ausufernde Selbstbespiegelung liegt mir heute nicht mehr; generell ist Frisch heute auch nicht mehr wirklich aktuell; gleichwohl ist er nach wie vor genial darin, Seelenzustände mit Worten auszudrücken. Seine Stücke werden auch kaum mehr gespielt, die meisten Erfolgs-Dramen haben eine kurze Halbwertszeit.
Dass eine Biographie die Sympathie-Werte für die beschriebene Person nach unten drückt, passiert mir ja nicht das erste Mal. Als Mensch dürfte er "ein Ekel" gewesen sein (Zitat nach Siegfried Unselds Sohn). Zufällig habe ich auch noch eine andere Referenz: Eine Tante von mir war in ihrer Jugend Hausmädchen bei Frisch's (in der Zeit seiner ersten Ehe). Ihr Urteil: Ein "Spinner" und "Danebengeher" (damit meinte sie "notorischer Ehebrecher"). Nun, so kann man es auch sehen...
Was mir aber auffällt: Auch Frisch hat in seiner Spätphase eine starke Aggression gegen seine Heimat, also die Schweiz entwickelt, wie sie sich z. B.  auch bei Thomas Bernhard gegen Österreich herausgebildet hat. Ich habe mich immer gefragt, wogegen sich dieses Ressentiment wirklich richtete und woraus es sich nährte. Ein Land ist doch eine Abstraktion, kann man eine solche hassen? Es werden wohl schon bestimmte Menschen damit gemeint gewesen sein und ein tiefer Frust als Basis. Auffallend ist, dass beide sehr erfolgsverwöhnt waren und schwer-reich geworden, aber doch letztlich an ihre Grenzen gestoßen sind, physisch, psychisch, politisch - ob es damit zusammenhängt? Oder handelt es sich nur die Luxusausgabe des Altmänner-Grants?  Gut, Bernhard war noch nicht so alt, aber bei ihm ging die Uhr einfach bedeutend schneller.
Da fällt mir ein: Auch Ludwig Thoma hat im Alter die "Sau rausgelassen" (im Miesbacher-Boten) - - allerdings: Zu seiner Zeit, da Patriotismus einen hohen Stellenwert hatte, war es einfach nicht gut möglich und auch nicht bekömmlich, gegen sein "Vaterland" zu gifteln (er saß ja auch schon einmal für Majestätsbeleidigung im Gefängnis) - so hat er sich stattdessen die Juden vorgenommen, aus seiner Sicht also die mächtigen Cliquen.
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Stichwort "Grenzen": "Auch auf die Impotenz ist kein Verlaß" (Max Frisch).

Ernährung

"Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe. Ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zur Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei".

Lichtenberg

Auch ich lese viel und vielerlei, bin aber nicht "belesen", weil mein Gedächtnis nicht gut ist.