Sonntag, 26. Juni 2016

Brexit-Kommentare

"Das Thema unkontrollierte Zuwanderung hat eine große Rolle in der Kampagne der Brexit-Befürworter gespielt....Darunter leidet die gesamte Flüchtlingspolitik, sie wurde den Völkern nicht verständlich gemacht, ihre Ziele und Grenzen nicht festgelegt und hat damit Ängste und Widerstand erregt."
Hugo Portisch

"Der Brexit war am Ende nur noch eine Zuwanderungsdebatte gewesen. Hier hat Frau Merkels Willkommenskultur den "Drinnenbleibern" den Rest gegeben."
Hans Olaf Henkel

Wohl wahr, aber sie werden es nie zugeben, vor allem nicht, dass sie - Politik und Medien - zu keiner Kontrolle fähig - oder willens? - waren; aber der Mantel "Menschlichkeit" deckt ja alles Versagen zu.

Samstag, 25. Juni 2016

Fremde im eigenen Land

 (SZ 15. Juni 2016)

Nicht rechtsextrem, aber fremdenfeindlich. 

Die allermeisten Deutschen halten Demokratie für eine gute Sache. Doch immer mehr
stehen Muslimen, Flüchtlingen und anderen Minderheiten ablehnend gegenüber - und
finden eine politische Heimat.

Von A. Rietzschel 

Ein 21-Jähriger schießt mit einem Luftgewehr auf eine Asylunterkunft und verletzt dabei
ein fünfjähriges Mädchen. Im sächsischen Arnsdorf fesselt eine Gruppe Männer einen
psychisch kranken Asylbewerber an einen Baum. Vorfälle wie diese häufen sich in
 - und die Täter stammen immer häufiger nicht mehr nur aus Kreisen
klassischer Rechtsextremisten, sondern fühlen sich der Mitte der Gesellschaft zugehörig.

Extremistischen Einstellungen in dieser Mitte widmen sich Wissenschaftler der
Universität Leipzig seit 14 Jahren. Im Zweijahresrhythmus veröffentlichen sie die
sogenannte Mitte-Studie. Die Titel der bisherigen Veröffentlichungen dokumentieren
den Wandel: Von der "Mitte in der Krise" (2010) über deren "Umbruch" (2012) hin zu der
am Mittwoch vorgestellten Studie "Die enthemmte Mitte".

Die Wissenschaftler um Elmar Brähler und Oliver Decker haben dafür in diesem Frühjahr
2420 Deutsche daheim besucht und zu ihrer Einstellung zur Demokratie, aber auch zu
Muslimen oder Parteien befragt - und sind bei der Auswertung zu folgenden
Ergebnissen gekommen:

Jeder zweite Befragte fühlt sich "wie ein Fremder im eigenen Land"
Es gibt keine Zunahme rechtsextremer Einstellungen. Zwar ist die Zahl derer, die eine
rechtsautoritäre Diktatur befürworten, in den vergangenen zwei Jahren leicht auf fünf
Prozent angestiegen. Auch die Ausländerfeindlichkeit erreicht mit 22 Prozent einen
hohen Wert. Aber der Anteil der Menschen mit einem geschlossenen, rechtsextremen
Weltbild steigt im Moment nicht weiter an. Grundsätzlich finden sich rechtsextreme
Einstellungen in allen Bevölkerungsgruppen. Junge ostdeutsche Männer im Alter von 14
bis 30 Jahren zeigen sich jedoch besonders anfällig.

Vorurteile gegen Muslime und Flüchtlinge nehmen zu. Jeder zweite Befragte gab an,
sich angesichts vieler Muslime "wie ein Fremder im eigenen Land" zu fühlen, über 40
Prozent wollen Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagen. Auch die
Deutschland Ablehnung von Asylbewerbern hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. 60
Prozent der Befragten glauben, dass Flüchtlinge nicht wirklich befürchten, in ihrer
Heimat verfolgt zu werden. Ebenfalls fast 60 Prozent hätten "Probleme damit, wenn sich
Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten".

Rechtsextreme finden in der AfD eine politische Heimat. Laut den bisherigen Studien
haben Menschen mit rechtsextremer Einstellung trotzdem überwiegend die großen
demokratischen Parteien SPD und CDU gewählt. Parteien wie die NPD
die sich selbst der "Mitte" zurechnen, nicht wählbar. Doch bereits in ihrer Studie 2014
hatten die Forscher vorausgesagt, dass die AfD zur Konkurrenz für die Volksparteien
werden könnte. In ihrer aktuellen Studie zeigen Brähler und Decker jetzt, dass Wähler,
die ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild aufweisen, sich zunehmend der AfD
zuwenden. 45 Prozent von ihnen würden demnach für die AfD stimmen. Ob es um
Ausländerfeindlichkeit oder deutsche Überlegenheitsgefühle geht - überall zeigt sich ein
großer Unterschied zwischen der Wählerschaft der AfD und den anderen Parteien. Die
Forscher begründen dies unter anderem damit, dass sich die AfD-Anhänger insgesamt
radikalisiert hätten.

Dennoch ist das Vertrauen in die Demokratie hoch. Bei der Antwort auf die Frage, ob die
Deutschen der "Demokratie als Idee" zustimmen, zeigt sich im Zeitverlauf ein kleiner
Anstieg von 91 auf 94 Prozent. Besonders der Osten Deutschlands hat hier in den
vergangenen Jahren aufgeholt. Die Zustimmung für die "Demokratie, wie sie in der
Bundesrepublik Deutschland funktioniert", ist dann aber nicht mehr so hoch. Sie liegt bei
54 Prozent. Insgesamt genieße das politische System aber Vertrauen, heißt es in der
Studie. Das liege möglicherweise in der wirtschaftlichen Situation des Landes begründet.
Immerhin 51 Prozent der Befragten beurteilen diese in Deutschland als sehr gut
oder gut.

Gleichzeitig ist aber die Frustration über das politische System unter den Befragten groß.
Nur 27 Prozent glauben, Einfluss auf Regierungshandeln zu haben. 60 Prozent der
Befragten sehen keinen Sinn darin, sich politisch zu engagieren. Das weise auf ein
massives Teilhabedefizit hin, so die Einschätzung der Forscher.

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Freitag, 24. Juni 2016

Wenig Wonne durch Wagners Walküre

Weh, wie wenig Wonne ward mir wanderndem Wiener Spazierwalt durch Wagners
                      „Walküre“! 

Das ... ist die berühmte verstorbene Alliteration, die der Meister
aus dem Grabe, in dem sie tausend Jahre gelegen, hervorgeholt
hat; in diesen vermoderten Stabreimen halten seine schwatzhaften
Götter und Helden ihre endlosen Zwiegespräche, und wenn man eine
Weile hingehorcht hat, dann hört man diese gespenstischen Reime
unheimlich klappern, als wenn Totengebeine aneinanderschlagen
würden. Aber seine Helden sind trotz ihrer verschrumpften Sprache
nicht die alten deutschen Helden, die gemeinschaftlich sangen und
mit den Schwertern an die Schilder schlugen. Der Chor, ja der mehr-
stimmige Gesang überhaupt, sind aus diesem sonderbaren deutschen
Musikdrama verschwunden, und es herrscht in ihm die langweilige
parlamentarische Übung, derzufolge immer nur einer das Wort er-
greifen darf und die anderen Maulaffen feilhalten, so lange der ge-
ehrte Herr Vorsänger das Rezitativ hat. Auch stört keine Melodie die
erhabene Monotonie dieses Musikwerkes, und statt ihrer hat uns der
Schöpfer desselben großherzig mit der unendlichen Melodie be-
schenkt. Wenn Wagner unsere verpfuschte Welt zu schaffen gehabt
hätte, würde er gewiß der Lerche den Umfang des Rhinozeros und
dem Veilchen die Größe des Krautkopfes gegeben haben.
...
 Im Drama herrschen nur die brutalen Instinkte und
die Launen eines abgewirtschafteten Gottes. Wie die Wilden Tiere
stürzen diese Menschen aus ihren Schlupfwinkeln hervor und paaren
und zerfleischen sich vor den Zuschauern. Und diese Götter sind schon
göttlich. Nicht bei den Hottentotten könnte Wotan Gott sein, ohne
daß ihm schon nach den ersten vierzehn Tagen gekündigt würde.
Ein gespreizter Gott, der sich mit dem ganzen feierlichen Ernst der
Gedankenlosigkeit drapiert, seine Entschlüsse im Handumdrehen
ändert und sich fortwährend eines Schlechteren besinnt. Dank seiner
Allwissenheit weiß er wenigstens, daß man ihn durchschaut hat, und
im dritten Akt sagt er zu seiner Tochter Brünnhilde, er wisse Wohl,
daß sie ihn für „feig und dumm“ gehalten habe. Als gerechte Strafe
folgt ihm seine Gattin Fricka auf dem Fuße, eine Xanthippe, die
ihm vielleicht das eine Auge ausgekratzt hat, das ihm bekanntlich
fehlt. Willst du aber Wissen, was sich ziemt, dann frage ja nicht
bei den Walküren an, denn die „schlimmen Mädchen“, wie sie
Fricka nennt, würden dir die ordinärsten Stallwitze zur Antwort
geben, sie machen den Eindruck von Walhalla-Sennerinnen, nur daß
sie nicht mit Kühen, sondern mit Pferden zu tun haben. Sie juchzen
daher nicht: Ju-hu-hu, Laute, die an das Muhen der Kühe erinnern,
vielmehr ist ihr Lustgeschrei: hojotoho, das mehr dem Wiehern der
Pferde verwandt ist.

DANIEL SPITZER




Donnerstag, 23. Juni 2016

Fifty-fifty

Warum gehen in neuerer Zeit so viele Wahlen mit nur 2 Möglichkeiten so gerne nahe 50-50 ("arschknapp" - Zitat van der Bellen) aus?
Ich bin überzeugt, das hat mit dem Überhandnehmen von Umfragen und deren hochgeputschten, zugespitzten Präsentation durch die Medien zu tun. Deren Interesse ist es natürlich, die Sache spannend zu machen. Statistik und Massen-Psychologie bilden einen Regelkreis, mit dem sich das Wahlverhalten beim Gleichgewicht einpendelt - ein klassischer Fall von

https://de.wikipedia.org/wiki/Selbsterf%C3%BCllende_Prophezeiung

"Häufig ist die Prophezeiung die Hauptursache für das prophetische Ereignis" 
sagte schon Thomas Hobbes    (1588-1679)

Mittwoch, 22. Juni 2016

Erdbeermond

Aufgenommen am 20.6.2016 am Praterstern um 22h.

Freitag, 17. Juni 2016

Ach!

"Ach!  Das  waren  noch  gute  Zeiten,  da  ich  noch  alles  glaubte,  was  ich  hörte."

Th. Fontane

Freitag, 10. Juni 2016

Das Leben ein Schachspiel

"Wenn man auf seinen Lebensweg zurücksieht, den »labyrintisch irren Lauf« desselben überschaut und nun so manches verfehlte Glück, so manches herbeigezogene Unglück sehen muß; so kann man in Vorwürfen gegen sich selbst leicht zu weit gehn. Denn unser Lebenslauf ist keineswegs schlechthin unser eigenes Werk; sondern das Produkt zweier Faktoren, nämlich der Reihe der Begebenheiten und der Reihe unserer Entschlüsse, welche stets ineinandergreifen und sich gegenseitig modifizieren. Hierzu kommt noch, daß in beiden unser Horizont immer sehr beschränkt ist, indem wir unsere Entschlüsse nicht schon von weitem vorhersagen und noch weniger die Begebenheiten voraussehen können, sondern von beiden uns eigentlich nur die gegenwärtigen recht bekannt sind. Deshalb können wir, so lange unser Ziel noch fern liegt, nicht einmal gerade darauf hinsteuern; sondern nur approximativ und nach Mutmaßungen unsere Richtung dahin lenken, müssen also oft lavieren. Alles nämlich, was wir vermögen, ist, unsere Entschlüsse allezeit nach Maßgabe der gegenwärtigen Umstände zu fassen, in der Hoffnung, es so zu treffen, daß es uns dem Hauptziel näher bringe. So sind denn meistens die Begebenheiten und unsere Grundabsichten zweien, nach verschiedenen Seiten ziehenden Kräften zu vergleichen und die daraus entstehende Diagonale ist unser Lebenslauf. Wir können sagen: das Schicksal mischt die Karten und wir spielen. Meine gegenwärtige Betrachtung auszudrücken, wäre aber folgendes Gleichnis am geeignetesten. Es ist im Leben wie im Schachspiel: wir entwerfen einen Plan: dieser bleibt jedoch bedingt durch das, was im Schachspiel dem Gegner, im Leben dem Schicksal, zu tun belieben wird. Die Modifikationen, welche hierdurch unser Plan erleidet, sind meistens so groß, daß er in der Ausführung kaum noch an einigen Grundzügen zu erkennen ist."

A. Schopenhauer

Donnerstag, 2. Juni 2016

Alles ist nach seiner Art


Alles ist nach seiner Art, an ihr wirst du nichts ändern.“

sagt bzw. singt Wotan im "Siegfried" (R.Wagner)

und


"Ein jegliches hat seine Zeit, 
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: 

geboren werden hat seine Zeit, 
sterben hat seine Zeit; 
pflanzen hat seine Zeit, 
ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit."

sagt Prediger Salomo.

Die Kunst der Lebensführung ist es, das zu ändern, was ich 
"mit all meinen Sinnen geprüft habe und für richtig und gut befunden habe".