Samstag, 3. Dezember 2016

Die Sprache

"Die Sprach’ soll uns auch auszeichnen vor die Tier’‚und mancher zeigt grad durch das, wann er red’t, was er für a Vieh is."
J. Nestroy
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Und von Chr. Morgenstern stammen diese Sätze:
Oft überfällt dich plötzlich eine heftige Verwunderung über ein Wort: Blitzartig erhellt sich dir die völlige Willkür der Sprache, in welcher unsere Welt begriffen liegt, und somit die Willkür dieses unseres Weltbegriffes überhaupt.

Erst das Wort reißt Klüfte auf, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Sprache ist in unsere termini zerklüftete Wirklichkeit. 
Man meint mit der Sprache die ganze Welt in seiner Gewalt zu haben. Und doch habe ich oft das Gefühl, als wären die Worte nur Knoten eines weitmaschigen Netzes, das wir über die Welt werfen. Ach, wieviel entschlüpft uns doch durch diese weiten Maschen. Man beobachte nur einmal, wie viele Geräusche sich jeder wirklich genauen Bezeichnung durch ein Wort entziehen. Man belausche die Brandung der See: Man wird nicht alles, was man hört, ausdrücken können. In »rauschen« z. B. ist nicht das hohle Gedröhn enthalten, das die aufschlagenden Wogen verursachen. In »donnern« wieder nicht ihr »Geräusch«.





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