Donnerstag, 29. Dezember 2016

Instanzen

"....auf wen soll man sich verlassen, wenn es darum geht, zu entscheiden, was lobenswert ist? Ich habe meine eigenen Gesetze und meinen eigenen Gerichtshof, vor dem ich mich beurteile; und ich wende mich mehr an ihn als an andere. Ich beschränke mich in meinen Handlungen nach äußerlicher Rücksicht; ich be­gehe sie nur nach meinem Urteil.  Ich dulde keine Rechtsansprüche auf mein Innenleben.
Das ist ein vortreffliches Leben, das bis ins verborgene  Innere seine Ordnung bewahrt. Jeder kann in der Posse  mitspielen und einen anständigen Menschen auf die Bühne  stellen, aber drinnen und in unserer Brust, wo uns alles er­laubt ist, wo alles verborgen ist: dort mit sich im reinen sein, darauf kommt es an.  Die nächste Stufe ist, in seinem Hause Ordnung zu halten, in seinen Alltagshandlungen, über die wir niemandem Rechenschaft schulden, in denen es keine Verstellung und keine Künstelei gibt." 
Montaigne
"Ich bin mein eigenes Gesetz, meine eigene Autorität."
Franzl Wokurka, zitiert von P. Watzlawick


Tuo tibi iudicio est utendum.  
Cicero.
"Wie fang ich's nach der Regel an? Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann!"
R. Wagner, Meistersinger


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Zeit meines Lebens bestimmten übergeordnete Instanzen mein Handeln, Denken und Fühlen, weil ich von deren Bewertungen abhängig war.  Ex post, heute und in Zukunft erkenne ich als bewertende und verpflichtende Obrigkeiten nur mehr an (in der Reihenfolge des Auftretens):
  • meine verstorbene Mutter
  • mich selbst, so lange ich (bei klarem Verstand) lebe.
  • meine verstorbene Frau
  • meine Katze, so lange sie lebt;=)
Natürlich füge ich mich in die Konventionen meiner Umgebung, um das Zusammenleben nicht zu erschweren, die Harmonie nicht zu stören, die gegenseitige Achtung nicht zu verletzen. Aber in diesem Rahmen handle und denke ich frei und unbeschwert von den alten Richtlinien. Ich missioniere nicht und lasse mich nicht missionieren.  Ich rechtfertige mich nicht (mehr).
Den mir Nahestehenden will ich Gutes tun, soweit es in meiner Macht steht oder zumindest Schlechtes von ihnen abwenden. Ich will die Welt nicht verbessern (oder gar retten), sie aber auch nicht verschlechtern. Der finalen Unterjochung durch das Geriatrie-Imperium entgeht sowieso kaum einer. Alles endet einmal, auch die Freiheit. Jedoch, wenigstens die
"Gedanken sind zollfrei, aber man hat doch Scherereien." (Karl Kraus)
"Das Schwerste ist: Sich nicht zu rechtfertigen." (F. Dürrenmatt)

Siehe auch-----> ttp://kumpfus.blogspot.co.at/2008/01/grbel.html ------------------------------------------------------

Dazu noch ein Zitat von Martin Walser:
"Hegel liefert diesem Selbstbewusstsein in seiner ‘Phänomenologie des Geistes‘  die Analyse: Das Selbstbewußtsein durch Anerkanntsein. Das Selbstbewusstsein des Herrn existiert „nur als ein Anerkanntes“. Erst der Knecht macht den Herrn zum Herrn. Was der Knecht tut, ,,ist eigenes Tun des Herrn“."
und eines von Schopenhauer:
"Diesertwegen wird es zu unserm Glücke beitragen, wenn wir beizeiten die simple Einsicht erlangen, daß jeder zunächst und wirklich in seiner eigenen Haut lebt. nicht aber in der Meinung anderer, und daß demnach unser realer und persönlicher Zustand, wie er durch Gesundheit, Temperament, Fähigkeiten, Einkommen, Weib, Kind, Freunde, Wohnort usw. bestimmt wird, für unser Glück hundertmal wichtiger ist, als Was es andern beliebt, aus uns zu machen."

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