Sonntag, 20. März 2016

Der schwarze Pfau

Diese Passage aus St. Slupetzkys Roman "Polivka hat einen Traum" hat es verdient, aufgehoben zu werden. Treffender kann man die Schüssel-Periode nicht beschreiben:
«Weil er so gerne einmal Kanzler sein wollte. Und etwas Besseres hätte seinem Kabinett gar nicht passieren können. Dieser Pfau hat sich so stolz in seinem staatsmännischen Ruhm gesonnt, dass man in seinem Schatten seelenruhig unseren Staatsschatz plündern konnte: Hier die Anschaffung von neuen Kampfjets für das Bundesheer um zwei Milliarden Euro, davon zig Millionen an», Polivka malt mit seiner Hand zwei Gänsefüßchen in die Luft, «Erfolgsprämien und Provisionen. Da wieder der Ausverkauf von Bundeseigentum, zum einen profitable Unternehmen wie das Dorotheum oder die Tabakwerke, zum anderen sechzigtausend staatseigene Wohnungen, die einen Wert von fast zwei Milliarden hatten. Eingenommen wurde damals nicht einmal die Hälfte, dafür flossen Gratifikationen und Beraterhonorare weit im dreistelligen Millionenbereich. Nicht zu vergessen die verschiedenen Gesetzesänderungen, die den einen oder anderen Konzern begünstigten wie etwa unsere - ebenfalls privatisierte - Telefongesellschaft. Wieder mehrere Millionen Euro, die als kleines Dankeschön an hilfreiche Politiker, parteinahe Firmen und Institutionen und an die Parteien selbst geflossen sind.»

License to lie

"Es gibt ein Gentleman's Agreement unserer Medien, daß im Dienste einer guten Sache die Wahrheit nicht so wichtig ist. So rechtfertigt das Deutsche Ärzteblatt einen Fehler in der AIDS-Statistik - nämlich durch sogenanntes »Kumulieren« die aktuellen Krankenstände höher darzustellen als sie wirklich sind - mit den Forschungsgeldern, die so leichter einzuwerben seien. »Wenn die Kumulierung zu diesem Effekt beiträgt«, lesen wir dort schwarz auf weiß, »dann sollten wir es noch eine Weile dabei belassen.«
Dieses Reklamieren einer »License to Lie« im Dienste eines subjektiven oder objektiven guten Zwecks kennt keine Parteigrenzen; es wird von Linken wie Rechten, Progressiven wie Konservativen gleichermaßen praktiziert. Allenfalls nimmt es mit der Gewißheit zu, mit der sich der Daten-Kosmetiker im Besitz der absoluten Wahrheit wähnt. Wer sicher weiß, daß die Welt in zwanzig Jahren untergeht, wenn nicht dieses oder jenes geschieht, fühlt sich durch Konventionen wie Faktentreue und Sachlichkeit in seinem Rettungswerk oft sehr gehemmt. »Je dramatischer wir die Sache sehen, desto besser für die Menschheit«, führt etwa ein amerikanischer Klimaforscher als Entschuldigung für reichlich gewagte Trendextrapolationen unseres Wetters an; als Wissenschaftler müsse man »manchmal auch ein bißchen Panik verursachen, damit man gehört wird«, stößt ein Ozon-Experte aus Deutschland in das gleiche Horn."
Aus: Walter Krämer, So lügt man mit Statistik

Dienstag, 15. März 2016

Suchen



https://twitter.com/kumpfuz/status/709646123296821248

Anregungen durch V.E.Frankl:
  • Sinn kann nicht gegeben, sondern muß gefunden werden
  • Sinn muß gefunden, kann aber nicht erzeugt werden.
  • Sinn muß aber nicht nur, sondern kann auch gefunden werden. 
  • Das Leiden hat einen Sinn, wenn Du selbst ein anderer wirst.

Auch, wenn ich ein schlechterer Mensch werde?


Samstag, 5. März 2016

Zeit, die uns nicht gehört



Niemand ist ja so ahnungslos, nicht zu wissen, dass er irgendwann einmal sterben muss, doch wenn es so weit ist, dann windet er sich, zittert, klagt. Erscheint dir der nicht als der allergrößte Tor, der darüber weinte, dass er vor tausend Jahren nicht gelebt hat? Gleichermaßen töricht ist, wer darüber weint, dass er nach tausend Jahren nicht mehr leben wird. Das ist doch das gleiche: Du wirst nicht sein und bist nicht gewesen, beides Mal ist es Zeit, die uns nicht gehört. In diese Zeitspanne bist du versetzt worden, und wenn du sie auch ausdehnst - wie weit willst du sie ausdehnen? Was weinst du? Was wünschst du? Dein Bemühen ist umsonst.

Seneca

Freitag, 4. März 2016

Notwendig

"'Man muß nicht alles für wahr halten,
 man muß es nur für notwendig halten".

Franz Kafka, Der Prozess.