Dienstag, 27. Juni 2017

Gottesbeweis

Ich habe ja in meiner Studienzeit einige "Gottesbeweise" aus der Scholastik lernen müssen; Beweise im strengen Sinn sind sie natürlich alle nicht, aber doch wert zum Drüber-Nachdenken. Eigentlich beweisen sie nur, dass es nicht unsinnig ist, an Gott zu glauben. - Dieser hier ist neu und originell:
Der Philosoph Robert Spaemann hat kürzlich einen grammatischen Gottesbeweis vorgelegt. Wenn es keinen Gott gebe, dann könne man nicht mehr wirklich sagen: Es wird irgendetwas gegeben haben. Denn irgendwann wird es niemanden mehr geben, der sich erinnern kann, und das wäre dann auch das Ende aller Vergangenheit. Es wird dann Sie, lieber Leser, und mich, den Autor dieses Buches, nicht gegeben haben. Weil es niemanden mehr gibt, für den es etwas gibt oder gegeben hat. Ein kaum ausdenkbarer Gedanke. Es wird aber dann auch Bach nicht gegeben haben, Mozart nicht und all die anderen Himmelsstürmer. Doch gelingt es Ihnen, lieber Leser, sich vorzustellen, dass diese Musik irgendwann einmal nicht mehr besteht, dass auch das, was sie auslöst, bloß ein hormongesteuerter Irrtum sei, der für alle Ewigkeit vergeht? Nur wenn es Gott gibt, wird » kein Wort einmal ungesprochen sein, kein Schmerz unerlitten, keine Freude unerlebt«. Nietzsche-resistent hat Robert Spaemann diesen Gottesbeweis genannt.
Aus "Gott" von Manfred Lütz (Psychotherapeut und Theologe)


Letztlich läuft es immer darauf hinaus, ob man akzeptiert, dass es etwas gibt, was über den eigenen Verstand hinaus geht. Aber das fällt manchen gescheiten Menschen halt schwer.
Stephen Hawking z. B., der nach Meinung vieler - und wohl auch seiner eigenen - einer der intelligentesten Zeitgenossen ist, deklariert sich als Atheist. Das wundert mich nicht, er kann einfach niemanden über sich akzeptieren.
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"Glaube ist Sympathie mit dem Unsichtbaren"
Friedrich Schlegel

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